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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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modernen Zeiten anzupassen.
    Ich hielt es für unwahrscheinlich, dass irgend so ein Schwächling von Prätor heutzutage ein Urteil in diesem heiklen Fall treffen würde. Im Übrigen war es eine kriminelle Angelegenheit, keine zivilrechtliche. Aber man muss einfach bluffen.
    »Rhoemetalces«, versicherte Justinus Silius mit seiner ernstesten und patrizierhaftesten Stimme, »ist ein von alters her bekannter, sehr angesehener cilicischer Name.«
    Er übertrieb. Silius vermutete es, und ich war mir dessen sicher. Ich hatte den miesen Pillendreher gesehen.
    »Hören Sie mir auf damit.« Silius war auch kein Dummkopf. »Der Apotheker wird ein finsterer Exsklave sein, der vermutlich vor nicht allzu langer Zeit seinen Herrn vergiftet hat, um seine Freiheit zu bekommen – und das mit einem gefälschten Testament«, fügte er boshaft hinzu.
    »Zum Glück«, zog ich ihn auf, »werden wir ihn in einem Mordfall vorführen und nicht vom Bürgerschaftsausschuss prüfen lassen müssen.«
    Selbst Silius ließ sich allmählich von unserem sarkastischen Sinn für Humor verführen. Seine Augen wurden schmal. »Wie ist er denn so, dieser Apotheker?«
    »Wirkt erfolgreich«, antwortete ich. »Hat eine der üblichen Buden. Er sitzt dort auf einem Korbstuhl mit Fußbank, um sich herum Stapel von Arzneiblöcken, die er nach den Wünschen der Kunden zerteilt. Er scheint in seinem Gewerbe recht angesehen zu sein. Hat eine moderne Ausrüstung – eine Pillenmaschine, in die er die Paste stopft, und wenn sie dann in Streifen rauskommt, schneidet er die individuelle Dosierung ab …«
    »Ja, ja.« Silius interessierte sich nicht für technische Wunder. Wichtiger noch, er merkte, dass wir nicht aufgeben würden. »Ach, zum Hades, ich hab keine Lust, mich mit euch Gaunern herumzuschlagen. Die Geschichte hat einen logischen Zusammenhang.« Sobald er das sagte, konnte ich die gähnenden Löcher darin erkennen. Glücklicherweise schien Silius kurzsichtig zu sein. »Danke für die Arbeit. Reichen Sie Ihre Rechnung ein. Damit wäre dann alles erledigt.«
    Das hätte klingen können, als wären wir Silius und die Metelli los. Irgendwie zweifelte ich daran.

X
     
     
    Die Gerichte machten Ferien. Neue Fälle müssen bis zum letzten Septembertag eingereicht werden, und der lag acht Wochen zurück. Also war Silius, selbst wenn er beschloss, unseren Vorschlag anzunehmen, zu spät dran. Der Herbst verging. Wir schickten unsere Rechnung. Diesmal zögerte Silius die Bezahlung hinaus. Das verschaffte mir die Gelegenheit, die beiden Camilli in der Technik zu unterweisen, hartnäckige Schuldner unter Druck zu setzen. Da das auf der Ebene unserer Ermittlungen ständig passierte, betrachtete ich es mehr als Arbeitserfahrung denn als das Ärgernis, das es hätte sein können. Kurz vor den Saturnalien bekamen wir unser Geld.
    Inzwischen hatten wir unsere Präsenz in Rom neu etabliert. Klienten kamen nur tröpfchenweise, aber wir wussten, dass wir mit einem Ansturm rechnen konnten, sobald die »Io Saturnalia«-Schreie verklungen waren. Wie immer brachte die Zeit uneingeschränkter Entspannung und ausgedehnter Familienzusammenkünfte das Schlimmste in den Menschen hervor. Überall zerbrachen Ehen. Sobald Janus das neue Jahr in einem tobenden Sturm hereinließ, würde uns angeboten werden, vermisste Personen nach heftigen Kämpfen mit unbekannten Angreifern in ausgefallener Verkleidung aufzuspüren (die aber trotzdem wie dieses rotznäsige Schwein aus der Bäckerei aussahen). Verärgerte Angestellte würden uns Beweise für Übeltaten von Arbeitgebern bringen, deren Saturnaliengeschenke zu geizig ausgefallen waren. Festliche Wachskerzen hatten Häuser in Brand gesetzt, wobei wichtige Dokumente verloren gegangen waren. In leer stehende Häuser war eingebrochen und alle Kunstwerke waren geklaut worden. Könnten wir wohl das Diebesgut wiederbeschaffen? Die falschen Leute waren in dunklen Ecken geküsst worden, nur um dabei von ihren Ehegefährten beobachtet zu werden, die jetzt nicht nur die Scheidung verlangten, sondern auch ihre Rechte (in Form des Familiengeschäfts). Kinder waren von Onkeln und Stiefvätern während des Erzählens von Geistergeschichten missbraucht worden. Könnten wir wohl die Täter erpressen und der Sache ein Ende bereiten? Betrunkene waren nicht mehr heimgekommen. Sklaven, die für einen Tag König spielten, hatten zu viel Geschmack an dem Rollentausch gefunden und verrückte alte Herrn und Herrinnen in Schränke gesperrt, während sie den

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