Tod Eines Senators
erinnerte ich ihn. Seine Frau Arria Silvia hatte sich von ihm scheiden lassen, und für eine kurze Weile hatte er seine Freiheit genossen.
»Du auch.«
»Leider liebte ich das Mädchen.«
Gerne hätte ich von Petro die Versicherung gehört, dass er meine Schwester liebte, aber man hatte ihn bis an seine Grenzen strapaziert, und er knurrte nur wütend.
Wir hätten was trinken können, hatten jedoch vergessen, etwas mitzubringen. Mit geschlossenen Augen lehnte er sich zurück an eine Wand. Ich schwieg. Vor ein paar Monaten hatte er zwei seiner Töchter verloren. Petronilla, die Überlebende, war nach Rom gebracht worden, um die Saturnalien mit ihrem Vater zu verbringen. Das Kind nahm das Leben hart. Genau wie ihr Vater. Während der Festtage zu trauern war schlimm gewesen; der Spaß und die Spiele, die immer von Maias munterer Brut organisiert wurden, waren nicht für alle die beste Lösung. Doch was hätte man sonst tun sollen? Für Petronilla wäre es schrecklich gewesen, die Woche allein mit ihrer Mutter verbringen zu müssen.
»Ich dachte, ich würde diesen Monat nie überstehen«, gestand mir Petro. Ich blieb stumm. Er machte selten Geständnisse. »Himmel, ich hasse Feste!«
»Ist Petronilla schon zu Silvia zurückgekehrt?«
»Morgen. Ich bringe sie hin.« Er hielt inne. Seit er Arria Silvia gestehen musste, dass er jetzt das Bett mit Maia teilte, fiel es ihm leichter, seiner Exfrau aus dem Weg zu gehen, wie ich wusste. Meine Schwester hatte bei der Trennung der beiden keine Rolle gespielt, aber Silvia warf Petronius vor, schon immer hinter Maia her gewesen zu sein – was er dickköpfig nicht leugnete. »Ich schau da besser selbst nach dem Rechten. Kann mir nicht sicher sein, was wir da vorfinden.« Wieder hielt er inne, mit schwerer Besorgnis in der Stimme. »Silvia hatte Krach mit ihrem dämlichen Freund. Ihr stand bevor, die Saturnalien allein verbringen zu müssen, und sie freute sich nicht darauf. Sie drohte …« Ihm versagte kurz die Stimme.
»Sie hat wilde Drohungen ausgestoßen, sich umzubringen.«
»Würde sie das tun?«
»Vermutlich nicht.«
Wir saßen schweigend da.
Petronius war derjenige, der mir erzählte, dass bei Wiedereröffnung der Gerichte Silius Italicus den Apotheker für den Mord an Metellus anklagen würde. Petro hatte es von der Zweiten Kohorte gehört. Sie waren mächtig gespannt darauf, denn nicht nur wurde Rhoemetalces dem Prätor als möglicher Verbrecher vorgeführt, sondern Silius stellte Rubiria Juliana auch noch als dessen Mittäterin dar. Tja, diese Gemeinheit wird auch Festtagsfreuden für eine weitere römische Familie gebracht haben.
Io Saturnalia!
XI
»Silius macht das, weil er eine Anhörung vor dem Senat erreichen will«, sagte Petro. Er war ein guter Römer. Juristischer Klatsch erregte ihn. »Er ist darauf aus, sich einen Namen zu machen. Vatermord ist eine verdammt gute Möglichkeit, das zu erreichen, weil die Öffentlichkeit nach Einzelheiten gieren wird. Diese Juliana ist Patrizierin, also wird es vor die Kurie gebracht werden. Wenn die Familie kaiserlichen Einfluss hat, könnte es sogar noch besser werden. Um ihr die Qual zu ersparen, könnte Vespasian ihren Fall im Palast verhandeln …«
»Wird er nicht«, widersprach ich. »Der alte Mann wird sich von dieser Familie distanzieren. Für gewöhnlich hätte er sie vor der Peinlichkeit eines öffentlichen Prozesses gerettet, aber durch den Schuldspruch wegen Korruption werden sie auf sich selbst gestellt sein.«
»Du meinst, er ist ein Kaiser, der die Dinge für die Elite nicht manipuliert?«
»Ich meine, Petro, dass er nicht so aussehen will.«
»Manipuliert er?« Petronius war davon überzeugt, dass ich intimere Kenntnisse besaß.
»Vermutlich. Machen sie das nicht alle? Was hat es für einen Zweck, die Welt zu regieren, wenn man nie irgendwas nach eigenem Gutdünken hinbiegt?«
»Ich dachte, Vespasian ist die Oberklasse scheißegal.«
»Vielleicht schon. Aber er will, dass sie in seiner Schuld steht.«
»Du bist ein Zyniker«, verkündete Petronius.
»Das wird man mit der Zeit.«
»Das wird sehr hart für Juliana sein«, meinte Helena, als ich nach Hause kam und es ihr erzählte. »Angeklagt zu werden, ihren Papa umgebracht zu haben, wo sie die Pillen nur auf sein Verlangen gekauft hat.«
»Silius wird anführen, dass Juliana lügt. Warum hat Metellus sie geschickt? Warum nicht seine Frau oder einen Haushaltssklaven?«
»Sie war seine Tochter«, entgegnete Helena. »Sie
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