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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Haushalt permanent übernahmen. Einsame Menschen waren unbemerkt gestorben, und ihre Leichen verpesteten die Luft in den Wohnblocks. Sobald lange vermisste Nachkommen aufgetrieben und zurückgelockt worden waren, um für das Begräbnis aufzukommen, würde eine Jagd nach dem fehlenden Vermögen beginnen, das den Verstorbenen längst von Schwindlern abgeluchst worden war, dann würde man die Schwindler auftreiben müssen, dann würden die Schwindler ihre Unschuld beteuern und verlangen, dass ihr Name reingewaschen wurde – und so weiter.
    Wir hatten genug zu tun. Da Aulus und Quintus, meine beiden entzückenden Patrizierassistenten, dachten, solcher Mist sei unter ihrer Würde, übernahm ich ihn. Er war auch unter meiner Würde, aber ich war schon in verzweifelten Zeiten Privatschnüffler gewesen und hatte nicht gelernt, Nein zu sagen.
    Es waren die ersten Saturnalien gewesen, bei denen Julia Junilla alt genug war, ein Interesse daran zu zeigen. Helena und ich hatten alle Hände voll zu tun, sie wach zu halten, wenn ihre Großeltern zu Besuch kamen, oder hinter ihr herzurennen, wenn sie sich die Geschenke ihrer lieben kleinen Cousins schnappte und darauf beharrte, es seien ihre eigenen. Sosia Favonia, unsere Kleinste, bekam irgendeine Besorgnis erregende Krankheit, was, wie Eltern bald lernen, an Festtagen unvermeidlich ist. Das legt sich wieder, sobald beide Eltern vor Panik total erschöpft sind, aber erst muss man leiden. Wenige Ärzte machen die Tür auf, selbst wenn es gelingt, den Patienten durch die überfüllten Straßen zu ihnen zu bringen. Wer möchte seinen Säugling schon einem Medico überlassen, der besoffen umfällt? Ich versuchte es bei dem nächstgelegenen, aber als der mich voll kotzte, trug ich die Kleine wieder nach Hause. Favonia konnte mir auch so die Festtunika voll kotzen, sie brauchte ihn nicht als Vorbild.
    Nach sieben Tagen endete die Tortur. Die Saturnalien, meine ich. Favonia erholte sich in fünf.
    Dann bekam Julia das, was Favonia gehabt hatte, und danach steckte sich natürlich auch Helena an. Wir hatten ein britannisches Mädchen, das bei uns lebte und sich um die Kinder kümmerte, aber auch sie brach zusammen. Albia hatte ein schweres Leben gehabt und war normalerweise verschlossen und in sich gekehrt. Jetzt fühlte sie sich auch noch furchtbar krank in einer fremden riesigen Stadt, in der alle eine Woche lang verrückt geworden waren. Wir waren verantwortlich dafür, sie diesem Albtraum ausgesetzt zu haben. Helena schleppte sich aus dem Bett, um das arme Mädchen zu trösten, während ich mich auf einer Liege in meinem Büro mit den Kleinen zusammenrollte, bis ich von Petronius gerettet wurde.
    Mein alter Freund Petro war vor dem Krach in dem Haus geflohen, das er jetzt mit meiner Schwester Maia teilte. Der meiste Aufruhr wurde nicht von ungezogenen Kindern verursacht, sondern von meiner Mutter und den anderen Schwestern, die Maia verkündeten, sie habe bei Männern immer eine schlechte Wahl getroffen. Der Rest des Krawalls stammte von Maia selbst, die ihre Geduld verlor und zurückbrüllte. Manchmal lauerte auch mein Vater noch am Rand. Maia half ihm im Geschäft, also war er der Meinung, er könne Petro irritieren, indem er zu jedem unpassenden Moment auftauchte und sie belauschte. Petronius, der bis dahin stets gedacht hatte, ich sei zu hart zu Papa, begriff jetzt, dass der Anblick von dessen grauen Locken und dem verschlagenen Grinsen jeden vernünftigen Mann dazu bringen konnte, aus einem Hinterfenster zu klettern und die Stadt für drei Tage zu verlassen.
    Petro und ich gingen zu einer Schänke. Sie war geschlossen. Wir versuchten es in einer anderen, aber sie war voll mit den Hinterlassenschaften ausschweifenden Verhaltens. Davon hatte ich nach der Betreuung meiner kranken Kinder genug. Die dritte Schänke war sauber, doch dort saßen die Randalierer, und als die anfingen, fröhlich und freundlich zu werden, gingen wir. Der einzige Ort, an dem wir trübsinnig sein konnten, war das Wachlokal der Vierten Kohorte. Dort landeten wir nicht zum ersten Mal. Nach sieben langen Tagen und noch längeren Nächten, in denen sie Feuer löschen mussten, die durch reine Dämlichkeit entstanden waren, und dann mit Vergewaltigungen, Messerstechereien und Personen fertig werden mussten, die durchgedreht waren und sich in Wahnsinnige verwandelt hatten, waren die Vigiles in grimmiger Stimmung. Das passte uns gut.
    »Ein Albtraum«, murmelte Petronius.
    »Du hättest weiter allein leben können«,

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