Tod Eines Senators
ihre Aufgabe vielleicht erledigt. Sie verschwanden. Zum Abschied krächzte mir jemand in mein rechtes Ohr, wobei er sich tief hinuntergebeugt haben musste: »Überlass das den großen Jungs, Falco!«
Was überlassen? Die Frage war unnötig.
Eine Weile lag ich nur da, dankbar, noch atmen zu können. Langsam schleppte ich mich über das Straßenpflaster zu meiner Türschwelle. Ich richtete mich mühsam auf und klopfte an die Tür, zu zittrig, um meinen Schlüssel zu finden. Jemand musste mich gehört haben und schaute wohl durch den Türspion, wahrscheinlich Albia. Mein zermatschtes Auge musste mich wohl unerkennbar gemacht haben, denn statt eingelassen zu werden, hörte ich, wie mit grimmiger Kraft Riegel vorgeschoben wurden.
Ich sackte zusammen und wartete darauf, gerettet zu werden. Mein Hirn war fast leer – bis auf einen immer wiederkehrenden Gedanken: Ich hatte den Stiefel erkannt, der mir das Auge eintreten wollte.
Aber wie üblich in solchen Situationen hatte ich keine Ahnung, wo ich ihn schon mal gesehen hatte, oder an wessen Fuß.
Nicht lange danach wurde ich geweckt. Eine Fackel flammte auf, zu nahe an meinem Gesicht. Ich nahm eine kleine Gruppe mit harten professionellen Stimmen wahr.
»Holt den verdammten Penner von Falcos Türschwelle …«
»Tot?«
»Im Sterben, glaube ich. Gib ihm ein paar Tritte …« Ich wurde hochgezerrt und schrie vor Schmerz. »Ach, du grundgütiger Himmel! Schaut mal, wen wir hier haben …« Eine Stimme, die ich als die von Fusculus erkannte, einem von Petros Männern bei den Vigiles, verspottete mich betrübt. »Hat Helena Justina dich wieder verprügelt, Falco?«
»Nur ein Liebesgeplänkel …«
Fusculus schüttelte den Kopf, während er kräftig an die Tür hämmerte. Es dauerte eine Weile, bis er die Bewohner davon überzeugt hatte, dass sie gefahrlos öffnen konnten. »Helena Justina, jemand mag deinen Mann nicht!«
Ich hörte, wie Helena Albia rasch anwies, meine Tochter Julia wegzubringen, damit sie keine Angst bekam. Julia brüllte sowieso schon. »Bringt ihn rein. Macht schon.«
»Du musst wirklich aufhören, ihn zu verhauen«, murmelte Fusculus, der seine dämlichen Witzen nicht lassen konnte. »Und sieh zu, dass er mit dem Saufen aufhört. Das ist ja eine Schande für eine ehrbare Nachbarschaft.«
»Blas dich nicht so auf, Fusculus.« Helenas Stimme stockte. »O Juno, wo habt ihr ihn gefunden?«
»Zusammengesackt auf der Türschwelle wie ein Lumpenbündel. Ist schon gut – sieht viel schlimmer aus, als es ist …« Die Vigiles haben ein stereotypes Besänftigungsrepertoire für verstörte Ehefrauen. »Ich hab ihn. Red dir ein, dass er es nur vorspielt, um Eindruck zu schinden. Benutz deine blöden Füße, Falco. Zeig mir, wohin wir ihn bringen sollen, Prinzessin.«
Sie brachten mich nach oben und ließen mich auf mein Bett plumpsen. Ich wehrte mich nicht. Fusculus verschwand, um Petronius zu benachrichtigen, und gleich darauf war Petro da, zusammen mit Scythax, dem Arzt der Vigiles. Sie säuberten mich. Wie immer lehnte ich einen Schlaftrunk ab, aber Helena war eine kompromisslose Krankenschwester.
Weil ich nicht wollte, dass sich Helena noch mehr Sorgen machte, krächzte ich Petro nur zu, er solle Kontakt zu den Camilli und Honorius aufnehmen. Er hatte schon erkannt, dass der Angriff mit einem unserer Fälle zu tun hatte, und versprach Sicherheitsüberprüfungen.
»Wollten dich warnen, was? Die Botschaft war deutlich. Du könntest darauf hören.«
»Keine Chance«, sagte Helena für mich. »Das wird ihn nur noch entschlossener machen. Du kennst ihn doch.«
»Ja, er ist ein Idiot«, erwiderte Petro offen. »Trotzdem, jemand glaubt, es würde sich lohnen, ihn loszuwerden. Für wen macht er diese Arbeit? Ist da Geld zu holen?«
»Es ist ein Kampf um Gerechtigkeit, Lucius Petronius.«
»Oh, dass es ein Kampf ist, kann ich sehen«, gab Petro spöttisch zurück. Ich spürte, wie sein Finger in meine Augenbraue pikste. »Aber jemand anders scheint die Oberhand zu gewinnen, und darin liegt keine Gerechtigkeit, oder?«
Ich verbarg meinen Kopf unter dem Kissen und suchte Zuflucht in einem betäubten Schlaf.
Am nächsten Tag wachte ich steif wie ein Zaunpfahl und stöhnend auf. Ich dachte daran, aufzustehen, ließ den Plan aber fallen. Helena verbot es mir, also versuchte ich trotzdem, aus dem Bett zu kriechen. Danach ließ ich auch den Plan fallen, um den Circus Maximus zu rennen, und blieb liegen.
Helena holte ihren Korbstuhl und ein niedriges
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