Tod Eines Senators
glückliche Saffia? Eine Geliebte des Verstorbenen?«
»Schwiegertochter – jedoch von Negrinus geschieden«, berichtete ich. »Hat ein Kind aus dieser Ehe und ist außerdem hochschwanger. Sie hat noch ein Kind aus einer früheren Ehe, also erhält sie, wenn sie das Neue sicher austrägt, die Rechte einer dreifachen Mutter.«
Fungibel nickte. »Sie wird hoffen, dass das Kind überlebt. Was dieses merkwürdige Testament angeht, ihr Schwiegervater muss sie sehr ins Herz geschlossen haben.«
»Warum hat er sie dann nicht direkt zur Erbin bestimmt?«, fragte Aelianus. »Warum dieser Fideikommiss und die Einbeziehung von Paccius?«
»Das ist ein übliches Verfahren«, antwortete Fungibel. »Ich nehme an, wir reden hier über Leute in der höchsten Zensusstufe? Auf der Ebene sind große Vermächtnisse an eine Frau gesetzwidrig. Damit will man erreichen, dass wichtiger Besitz in Männerhand bleibt – und vielleicht potenziell reiche Erbinnen vor Erbschleichern geschützt werden.« Ich lachte. Ich war froh, dass Helena nicht dabei war; sie hätte vor Wut geschäumt. Fungibel lächelte leicht und fuhr fort: »Ihr Metellus wollte Saffia Donata bevorzugen – aus Gründen, über die wir nur spekulieren können –, also hat er stattdessen Paccius als Erben eingesetzt, um das Gesetz zu umgehen. Paccius hat es auf sich genommen, das Geld weiterzureichen.«
»Statt eines gesetzwidrigen Vermächtnisses eine absolut legale Zuwendung?«
Fungibel hatte jetzt richtig Spaß an der Sache. »Interessanterweise sind bei dem Fideikommiss keine Vorkehrungen getroffen worden, Saffias Anteil nach ihrem Ableben an die Kinder von Negrinus weiterzugeben.« Fungibel missbilligte das sichtbar. »Normalerweise würde dafür gesorgt werden, dass das Geld an die Kinder übergeht, wenn Saffia stirbt. Tatsächlich hätte ich erwartet, dass eine Treuhandurkunde mit genau dieser Absicht erstellt worden wäre. Diese Formulierung hier könnte die Kinder in Schwierigkeiten bringen. Saffia könnte Vorsorge für sie treffen, wenn sie ihr am Herzen liegen – aber sie könnte es auch lassen.«
»Negrinus ist enterbt – wenn ihre Mutter also hartherzig ist, könnten seine Kinder mit Nichts dastehen?«, fragte Aelianus.
»Ja.«
»Das ist ja schrecklich. Und es wirkt alles gefährlich. Wie verbindlich ist dieser Fideikommiss? Wird Saffia je das Geld bekommen? Hat Paccius eine echte Verpflichtung, ihr das Geld zu übergeben?«
»Es ist ein Versprechen«, antwortete Fungibel trocken. »Sie wissen, was mit Versprechen passiert. Wenn Paccius ein Gewissen hat, muss er das Geld natürlich weitergeben.«
»Er ist Ermittler! Was ist, wenn er kein Gewissen hat?«
»Dann könnte Saffia ihn vor dem Treuhandgericht verklagen. Die Tatsache, dass es ein Treuhandgericht gibt, sagt Ihnen, wie oft es benötigt wird.«
»Würde sie gewinnen?«, warf ich ein, immer noch verletzt durch die Gewissensstichelei.
»Möglicherweise. Verleumden wir Saffia Donata nicht wegen der Vorliebe ihres Schwiegervaters für sie, aber stand er ihr näher als seinen eigenen Kindern – und seinen Enkelkindern?«
»Ich würde sagen, Saffia wurde von allen Metelli als Nervensäge betrachtet«, erwiderte ich. »Ich weiß nicht, wie weit das zurückreicht. Sie war zuerst mit Negrinus’ bestem Freund verheiratet, der in den Kulissen immer noch eine bedeutende Rolle spielt.«
Fungibel sah mich scharf an, sagte aber nichts.
»Was ist, wenn Lutea – sein Name ist Licinius Lutea – Saffia erneut heiratet?«, fragte ich nachdenklich.
»Er bekommt Zugang zu dem, was Saffia kriegt …« Fungibel hielt inne. »Wenn sie ihn lässt.«
»Na gut.« Mir wirbelten jede Menge Ideen im Kopf herum. Ich musste nachdenken. »Wie sieht nun Ihr Gesamteindruck dieses Testaments aus, Scorpus?«
»Ich finde es unmöglich. Ich würde mich schämen, bei der Abfassung geholfen zu haben. Wenn Metellus sich juristisch beraten ließ, ist er übers Ohr gehauen worden. Die Formulierungen sind alle korrekt, aber es ist ein schwaches Testament, sofort anfechtbar durch die rechtmäßigen Erben.«
»Das könnten wir bei Negrinus’ Verteidigung benutzen«, meinte Aelianus aufgeregt. »Ihm wird vorgeworfen, seinen Vater umgebracht zu haben, weil er enterbt wurde – doch wenn er gute Aussichten hat, das Testament anzufechten, warum sollte er dann einen Mord begehen?«
Das stimmte. Aber Fungibel wollte, dass wir das Dokument in einem anderen Licht betrachteten. »Ich weiß nicht, was es ist, aber ich würde sagen,
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