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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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dass es ein Geheimnis geben muss. Das erklärt für gewöhnlich, warum Außenseiter einen ungesunden Einfluss bekommen.«
    Sein Honorar war äußerst bescheiden. Doch er hatte uns gute Ratschläge gegeben. Manchmal trifft man in dieser verrufenen Welt auf einen Mann, der die Norm in Unordnung bringt. Manchmal findet man einen redlichen Menschen.

XXIII
     
     
    Aelianus und ich kamen mit rauchenden Köpfen aus dem Kabuff.
    »Das war anstrengend, aber dir scheint all dieses juristische Zeug zu gefallen«, bemerkte ich. Wir gingen los. Es war die Art Gegend, in der man seine Hand an der Geldbörse behielt und den Vorbeigehenden nicht in die Augen blickt. Aelianus murrte irgendetwas. Auf Persönliches reagierte er immer nur kurz angebunden. »Ich finde das prima«, ermutigte ich ihn. »Honorius wird nach dem Prozess seiner Wege gehen. Wir könnten einen juristischen Experten in unserer Mannschaft gebrauchen. Wie wär’s mit dir?«
    »Was ist mit Quintus?«
    »Was soll mit ihm sein? Sein Fachgebiet sind Sprachen.« Justinus war auch im Umgang mit Menschen viel gewandter als sein Bruder, aber das behielt ich für mich.
    »Ich dachte, er sei dein Liebling.«
    Wir erreichten das Ende der Straße und bogen in eine andere, die sogar noch dreckiger und bedrohlicher war. Ich überprüfte sie, indem ich nach links schaute. Aelianus hatte inzwischen gelernt, das Gleiche zu tun, und schaute nach rechts; danach überprüfte ich noch mal diskret seine Seite. Ich wollte meinen Untergebenen vertrauen – aber ich wollte auch am Leben bleiben. Wir schlugen die Richtung ein, in die wir wollten, zurück zum Forum.
    »Ich habe keine Lieblinge.« Tatsächlich hatte mir Justinus immer näher gestanden, obwohl ich hoffte, das nicht gezeigt zu haben. Die beiden Brüder zankten sich ständig, doch mir war entgangen, dass Aelianus einen Groll hegte, weil er sich ausgeschlossen fühlte. »Ich erkenne gute Arbeit an, Aulus.«
    Er schwieg.
    Wir gingen in gemächlichem Tempo. Der Tag war grau und der Himmel düster bedeckt, mit einem Anflug von Schnee in der Luft. Es war bitterkalt. Ich wickelte mich tief in meinen Wollumhang, warf die Zipfel über meine Schultern und kuschelte meine roten Ohren in die Falten, während Aelianus seinen pedantischer mit einer Fibel direkt in der Mitte unter seinem Kinn befestigt hatte. So wie die Vorderenden herabhingen, musste er durch den frostigen Spalt in der Mitte einen eiskalten Bauch unter seiner Tunika haben. Er machte keine Anstalten, den Stoff zusammenzuhalten. Er war athletisch und gab gerne vor, körperlich abgehärtet zu sein.
    Wir kamen an einem abgestellten Brunnen vorbei, an Ständen, hinter denen Gemüseverkäufer unglücklich mit den Füßen stampften, an einem kleinen Tempel mit fest verschlossenen Türen, um Herumlungerer daran zu hindern, schniefend im Heiligtum Schutz vor der Kälte zu suchen.
    Als ich wieder mit Aelianus sprach, bildete mein Atem eine feuchte Stelle in meinem Umhang, wo er vor meinem Mund hing. »Deine Eltern wären erstaunt – und erfreut –, wenn du ein Studium aufnehmen würdest.« Ich streckte meinen Hals, um ihm ein Grinsen zu zeigen. »Ich würde Lob dafür einstreichen, dich reformiert zu haben.«
    »Was meinst du damit – reformiert?«
    »O ja, du bist ein aufrechter Charakter!« Er warf mir einen Blick zu. »Über dich waren in Baetica Geschichten im Umlauf«, warnte ich ihn. Helena und ich waren Aelianus dorthin gefolgt, nachdem seine Arbeit für den Provinzstatthalter abgeschlossen war. Sein Leben in Spanien hatte aus Jagen und Herumhängen mit den örtlichen wilden jungen Männern bestanden; seine dämlicheren Unbedachtsamkeiten hatten ein ungesundes Liebäugeln mit dem Kult der Kybele eingeschlossen. Nichts davon war zu Hause je von Aulus erwähnt worden. Er war in sich gekehrt und zu einem ziemlichen Einzelgänger geworden, als er nach Rom zurückkam. »Natürlich hab ich nichts darüber gesagt, aber dein Vater ist sich deiner zügellosen Vergangenheit bewusst. Decimus scheint zwar in seiner eigenen Welt zu leben, doch er hat einen scharfen Verstand. Wenn er findet, dass deine jetzige Arbeit mit mir ein Grund zur Erleichterung ist, dann war er wegen der Alternativen ziemlich besorgt.«
    »Er möchte mich immer noch im Senat sehen«, gestand Aelianus.
    »Ich weiß.«
    »Ihr sprecht über mich?« Er klang verärgert.
    »Nein. Vertrau mir, Aulus. Ich werde nicht in die Bäder rauschen und deinen Papa mit einer Geschichte ergötzen, dass wir dich zum Rechtsanwalt

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