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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hatte mich schon früher krank im Bett erlebt. Ich war nicht tot. Ich hatte nur ein zermatschtes Auge. Andere Teile von mir waren nach wie vor funktionsfähig. Auf jeden Fall konnten einige meiner Leistungen sogar auch mit geschlossenen Augen in Aktion gesetzt werden.

XXV
     
     
    Schnüffelnde Geräusche kündigten Ärger an. Daraus folgerte ich, dass Nux jetzt draußen auf dem Flur lag, in voller Länge ausgestreckt, die Pfoten gegen die Tür gestemmt und die Nase an den unteren Türspalt gedrückt. Ich konnte mir auch denken, dass die kleine Julia direkt daneben kniete, den Po in der Luft, und Nux nachahmte. Sie konnten nicht rein. Doch fachkundigere Geräusche verrieten mir, dass jemand anders, jemand in häuslichen Einbrüchen Erfahrenes, mit einem Stück Draht, der geschickt durch den seitlichen Türspalt geführt worden war, an dem Riegel arbeitete. Uns stand eine Invasion bevor. Ich hatte oft genug erlebt, wie Kinder aus Schränken gerettet worden waren, um zu wissen, wer es da auf mich abgesehen hatte.
    Helena saß auf ihrem Stuhl, vollkommen bekleidet und unschuldig, als sich die Tür öffnete. Nux schoss herein und hopste auf das Bett. Julia steckte unter einem resoluten Arm.
    »Hallo, Mama.«
    »Die Tür klemmt!«, rief meine Mutter, als nähme sie an, dass ich das Problem noch nicht bemerkt hatte. »Was kann man auch anderes erwarten in diesem Haus?« Ihr missbilligendes Schnauben galt meinem Vater, dem das Haus vor uns gehört hatte. Dann betrachtete sie mich. »Was ist denn mit dir passiert?«
    »Mir geht’s gut.«
    »Ich habe gefragt, was passiert ist. Dass du überlebt hast, sehe ich.« Helena hatte schweigend ihren Stuhl geräumt und Julia übernommen. Julia versuchte den Schreien-wegen-Vater-Trick, obwohl sie in Anwesenheit ihrer Ehrfurcht einflößenden Großmutter den Krach dämpfte. Meine lockige Tochter hatte ein gutes Gespür dafür, wer welchen Blödsinn durchgehen ließ. Mama hockte sich mit dem finsteren Blick einer besonders gesellschaftsfeindlichen Rachegöttin auf den Korbstuhl.
    »Wie geht es dir, liebe Mutter? Und wie geht es Aristagoras?«
    »Wem?«, fragte Mama, wie sie es immer tat, wenn man sich nach ihrem achtzigjährigen Freund erkundigte. Ich machte einen Rückzieher. Ich hatte nie den Nerv, genau nachzufragen, was da vorging. Mein Vater hatte mich gebeten, es herauszufinden – was ein weiterer Grund war, es nicht zu tun. »Ich hörte, dass es Ärger gab«, schnaubte Mama. »Wie ich sehen kann, stimmt das.«
    »Missverständnisse mit ein paar Männern, denen meine jetzige Arbeit nicht gefällt … Wer hat es dir erzählt?« Ich nahm an, es sei Petronius gewesen, doch dann fiel mir ein, dass Maia und Petro nicht mehr mit Mama sprachen. Wo man von einer vernünftigen Mutter erwarten könnte, froh zu sein, dass ihre verstörte Tochter jetzt Stabilität bei einem gut aussehenden, gut verdienenden Offizier gefunden hatte, der sie anbetete, machte die meine ständig Bemerkungen über Petros Exfrau, die es nicht verdient habe, ihn zu verlieren …
    »Anacrites vergisst seine arme alte Vermieterin nie.«
    »Himmel, Arsch und Zwirn!«
    »Ich weiß nicht, wer dir beigebracht hat, so unflätig zu reden.« Mama schniefte, womit sie andeuten wollte, dass es Papa gewesen war.
    Anacrites war der Oberspion – ein ehemaliger Verehrer meiner Schwester Maia, der gewalttätig geworden war, als sie ihn abserviert hatte. Selbst davor war er bereits mein langjähriger Feind gewesen, aber er hatte bei Mama zur Untermiete gewohnt, und sie sah in ihm so etwas wie einen Sonnengott mit funkelndem Diadem. Ich hatte andere Ansichten darüber, wo seine Strahlen leuchteten.
    Ich ignorierte die primitive Anspielung darauf, dass Anacrites, der nicht mal zur Familie gehörte, sich mehr um meine Mutter kümmerte als ich. »Ich wollte den Drecksack nicht wissen lassen, dass ich wieder in Rom bin.«
    »Dann schmier deinen Namen nicht über das gesamte Forum. Er sagt, du seist der Inbegriff der Dämlichkeit, weil du dich als Rechtsvertreter aufspielst.«
    »Das denkt er nur, weil ich einem Unschuldigen zu Gerechtigkeit verhelfe – ein viel zu nobles Konzept für Anacrites.«
    Angesichts eines Sohnes, der noble Motive hatte, verlor Mama das Interesse. Sie senkte die Stimme. »Er weiß, dass Maia auch wieder da ist.« Sie war besorgt und suchte nach Beruhigung. Ich seufzte. Ich konnte ihr keine geben. Wenn der Spion immer noch einen Groll hegte, war Maia in Schwierigkeiten.
    Helena fragte: »Weiß Anacrites von

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