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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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in der Annahme, einen Trauernden zu trösten, fragte ich mich, wo diese Wurstfinger wohl noch vor einer halben Stunde gewesen waren.
    Er erkannte, dass ich ein Betrüger war.
    »Tut mir Leid – aber es gibt tatsächlich eine Leiche zu beerdigen, ehrlich. Betrachten Sie meinen Besuch als offiziell. Mein Name ist Falco. Ich arbeite mit den Vigiles an der Aufklärung eines verdächtigen Todesfalls. Es betrifft jemanden, den Sie kennen.«
    Tiasus bedeutete seinen Angestellten zu verschwinden. Wir beide setzten uns in einen kleinen, teilweise nach oben offenen Flur mit Blick auf eine rührselige Brunnennymphe und weichen Kissen auf einer Bank. Das wäre passend für ein Gespräch über das Lieblingsduftöl des Verstorbenen gewesen, aber völlig unpassend dafür, von mir ausgequetscht zu werden. Außerdem musste ich ständig zu der Nymphe schauen. Sie schien keine Nippel zu haben, und auf ihrem Kopf saßen zwei Tauben und machten das, was Tauben eben so tun.
    »Wer ist tot?«, fragte Tiasus ruhig. Er hatte eine helle, ziemlich hohe Stimme.
    »Ihr Spaßmacher Spindex.«
    »Nein!« Er beruhigte sich rasch, an Tragödien gewöhnt. »Spindex ist ein freier Mitarbeiter. Ich habe ihn nicht mehr gesehen seit, oh …«
    »Etwa vier Monaten? Seit der Metellus-Sache? Ich will ganz offen sein: Spindex wurde erdrosselt. Wir glauben, er wusste zu viel über jemanden. Vermutlich Metellus.«
    »Das ist schwer zu verdauen«, beklagte sich Tiasus. Er änderte die Haltung, indem er seinen breiten Hintern auf dem Steinsitz verschob. Ich merkte, dass er nachdachte. Als Aelianus hier Erkundungen eingezogen hatte, war er kurz abgefertigt worden. Das würde heute nicht passieren.
    »Tut mir Leid, Sie so zu hetzen. Die meisten Ihrer Klienten dürften ja wohl Äonen zur Verfügung haben«, sagte ich trocken.
    »Rubirius Metellus nicht«, erwiderte Tiasus nachdrücklich.
    »Könnten Sie das bitte erklären?«
    »Er brauchte eine rasche Beerdigung.« Ich hob die Augenbrauen. »Wenn das schon alles rauskommt, Falco …« Ich nickte. »Die Leiche war … nicht frisch.«
    »Ich weiß, dass sie stank.«
    »Daran sind wir gewöhnt. Selbst der Durchfall …« Seine Stimme verklang. Ich ließ ihn in Ruhe. Er fasste sich wieder. »Dieser Kadaver war nach meiner professionellen Meinung über drei Tage alt, als wir dorthin bestellt wurden.«
    »Ungewöhnlich?«
    »Man hat so was schon gehört. Aber …«
    »Aber was, Tiasus?«
    »Es gab gewisse Merkwürdigkeiten.«
    Ich wartete wieder, doch es kam nichts mehr. Ich versuchte es mit Ermutigung. »Als Sie hinkamen, um sich die Leiche anzusehen, lag Metellus da in seinem Bett?«
    In den Augen des Beerdigungsunternehmers erschien ein dankbarer Blick. »Sie wissen also Bescheid?« Ich spitzte die Lippen. Er betrachtete es als Antwort. »Ja, das tat er. Aber er musste erst vor kurzem dort hingelegt worden sein.«
    Inzwischen war das keine Überraschung mehr. »Hatte man ihn auf den Rücken gelegt?«
    »Ja. Doch die dunklen roten Male – die auf Absenkung des Blutes nach dem Tod hindeuten – zeigten mir, dass der Verstorbene woanders gelegen hatte, in einer anderen Stellung, über einen beträchtlichen Zeitraum. Nichts zu Ungewöhnliches!«, versicherte mir Tiasus. Ich blinzelte. An Perversion hatte ich nie gedacht. Ich fand es erschreckend, dass Tiasus das routinemäßig in Betracht gezogen hatte. Stieß er oft auf Nekrophilie? »Metellus hatte auf der Seite gelegen, nicht auf dem Rücken, das ist alles. Zweifellos«, fuhr er mit einer gewissen Missbilligung fort, »dachte die Familie, er würde friedlicher aussehen, wenn er auf dem Rücken lag.«
    »Das ist normal. Aber warum hat man das nicht gleich nach seinem Tod gemacht, frage ich mich?«
    »Das habe ich mich auch gefragt«, stimmte Tiasus eifrig zu. »Irgendwelche Ideen?«
    »Na ja … Sie wissen, was bei der Beerdigung passiert ist? Eine Menge Stress – die gesamte Familie stand unter enormer Anspannung. Da kann am Anfang durchaus Panik entstanden sein, als Metellus starb. Der Sohn war irgendwo unterwegs. Vielleicht war die Witwe zu verstört, bis ihr Sohn nach Hause kam …«
    »Aber doch sicherlich nicht diese Witwe?« Ich lächelte.
    »Oh, Sie haben sie kennen gelernt. Tja, vielleicht nicht.«
    »Die Todesszene wird sie schockiert haben. Metellus hatte Gift genommen, Tiasus.«
    »Ja, aber es war Selbstmord, Sie rechneten damit.« Tiasus hielt inne. »Oder nicht?«
    »Das wurde mir auch gesagt.«
    »Hat man uns die Wahrheit erzählt?«, sinnierte er

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