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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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auch im Spätsommer noch einmal nachzulegen. Ich nahm mir vor, eine Hippe zu besorgen. So eine, wie die im Gartenschuppen der Metelli.
    Das half mir, einen Entschluss zu fassen. Ich ging los, um Calpurnia Cara zu besuchen.
     
    Die erste Enttäuschung überraschte mich irgendwie nicht. Wieder wurde die Tür von einen Ersatzmann bewacht. Als ich nach Perseus fragte, wurde mir gesagt, er befinde sich nicht mehr im Haus.
    »Was – verkauft? In Ungnade auf den Sklavenmarkt abgeschoben?«
    »Nein. Nach Lanuvium aufs Landgut geschickt.« Der Ersatzpförtner errötete. »Huch – das soll ich eigentlich niemandem sagen.«
    Warum nicht? Ich wusste, dass die Familie Verbindungen nahe der Küste hatte. Lanuvium war der Ort, wo Justinus das Dokument für Silius geholt hatte, als wir in den ursprünglichen Korruptionsfall verwickelt gewesen waren.
    Der Pförtner war also kurzerhand weggekarrt worden. War es Rekonvaleszenz oder Bestrafung für ihn? Hatte Calpurnia schließlich die Geduld mit dem schlechten Benehmen ihres Sklaven verloren? Oder war es ein Schritt, um meine Pläne zu durchkreuzen?
    Der Verwalter war nicht da, sonst hätte er mir womöglich den Zugang verweigert. Der Ersatzpförtner erzählte mir in aller Unschuld, Calpurnia sei hinausgegangen, um die Morgenluft zu genießen. Er begleitete mich bis zum ersten ummauerten Peristyl, übergab mich aber dann der Obhut eines Gärtners.
    Ich machte ein paar höfliche Bemerkungen über knospende Narzissen. Der Gärtner antwortete nur zögernd, aber als wir den Obstgarten erreichten, konnte ich ihn doch fragen, ob Metellus senior sich für Gärtnerei interessiert habe. Nein. Oder ob er gut mit einem Ausputzmesser habe umgehen können. Wieder nein. Das passte nicht zu einer Theorie, die mir im Kopf herumging, doch ich unternahm einen letzten Versuch und fragte, wer sich um die Obstbäume kümmere. Der Gärtner. Verdammt.
    Er entdeckte seine Herrin und machte sich aus dem Staub, damit ich ihren Zorn allein abbekam.
    Calpurnia schaute mich finster an, verärgert darüber, dass man mich eingelassen hatte. Sie stand in etwa dort, wo ich sie bei meinem ersten Besuch vorgefunden hatte, in der Nähe des Schuppens und auch nahe dem Feigenbaum. Asche von einem Feuer rauchte neben ihr. Die Tür des Schuppens stand weit offen. Sklaven mit Umhängen über dem Kopf zerrten die Dachbalken herunter, um das Wespennest zu zerstören. Calpurnia war verschleiert und überwachte die Arbeit mit gereizter Stimme. Wenn Wespen sie umschwirrten, jagte sie sie mit der bloßen Hand weg.
    Ich trat näher an den Feigenbaum. Er war professionell gepflegt, im Gegensatz zu Papas zerzaustem Gestrüpp; ich nahm an, dass selbst die neuen Früchte per Hand für die Überwinterung ausgedünnt wurden. Hinter dem Baum war eine Mauer. Und dahinter standen recht nahe andere Gebäude. Ich roch Lauge, die zum Bleichen benutzt wurde, also musste sich in einem der Gebäude eine Wäscherei oder Färberei befinden. Zwei unsichtbare Frauen führten eine lange, laute Unterhaltung, die wie ein Streit klang, die Art aufgeregter Tirade über nichts, die in Treppenhäusern, Portiken und Lichthöfen überall in Rom widerhallt. Wir befanden uns in einem Rückzugsort der Natur direkt am Wall, aber die Stadt umgab uns.
    An der Mauer war eine neu aussehende, beschriftete Gedenktafel aus Kalkstein befestigt. Ich vermochte mich nicht zu erinnern, sie schon früher gesehen zu haben, obwohl sie bereits gestern hier gewesen sein konnte, als ich mit Vögelchen und Perseus beschäftigt war. Ich trat näher heran. Es war eine Gedenktafel für Rubirius Metellus – in gewisser Art der Norm entsprechend. Anscheinend im Namen eines ergebenen Freigelassenen, der seinen Herrn auf konventionelle Weise pries, stand darauf zu lesen:
     
    Für die Schatten des von uns Gegangenen,
Gnaeus Rubirius Metellus,
Sohn des Tiberius, Quästor, Legat,
Inhaber dreier Priesterämter, Mitglied des Centumviralgerichts,
siebenundfünfzig Jahre alt.
    Julius Alexander, Freigelassener, Liegenschaftsverwalter, hat dies gestiftet
für den freundlichsten aller Patrone.
    Und Gnaeus Metellus Negrinus für einen, der von ihm sehr geliebt wurde.
     
    Die letzte Zeile war ein Rätsel, hineingequetscht mit viel kleineren Buchstaben, wo dem Steinmetz der Platz ausgegangen war. Als nachträglicher Einfall auf der Gedenktafel eines Freigelassenen aufgeführt zu werden, war eine seltsame Position für den Sohn – dessen Beziehung und Rolle nicht mal definiert wurde.
     
    Falls

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