Tod Eines Senators
wichtig.« Laco schaute mich erstaunt an. »Laco, wenn er fort war, hat jemand anders seinen Vater vergiftet, und Vögelchen hat ein Alibi.«
Sofort nahm Laco seine Behauptung zurück. »Kann sein, dass er nach Lanuvium gereist ist. Das war um die Zeit des Selbstmords.«
»Es war definitiv kein Selbstmord. Rubirius Metellus ist in seinem Garten zusammengebrochen, nicht in seinem Bett – und ich weiß, das war etwa drei Tage bevor die Leiche den Zeugen vorgeführt wurde.«
Hatte er das gewusst? Laco ließ sich nichts anmerken. Er saß zurückgelehnt auf einer Leseliege, wo er jetzt nur die Hände verschränkte und nachdenklich schaute. Er hatte lange, fast ältlich wirkende Finger. Mit seinem schütteren Haar und dem Gesichtsausdruck wirkte er zu reif, um der Vater von drei kleinen Kindern zu sein, obwohl das in Senatorenkreisen durchaus üblich war. Sowohl er als auch Carina machten den Eindruck, dass sie in ihrer Ehe zufrieden waren. Sie fühlten sich wohl in ihrer Häuslichkeit – und das sollten sie auch. Ihre Häuslichkeit war eine mit Bataillonen von Sklaven und goldenen Kreuzblumen an den Möbeln. Ich war mehr als einmal hier gewesen und hatte keinen Sklaven zweimal gesehen.
Auch hatte ich keine Musik gehört, war durch keine Vase voller Blumen auf einem Beistelltisch bezaubert worden, hatte keine halb gelesene Schriftrolle herumliegen sehen oder verlockende Essensdüfte geschnuppert. Das hier war ein kaltes Haus. Es hatte einen kalten, emotionslosen Herrn – und doch gestattete er seiner Frau, einem Bruder Zuflucht zu gewähren, der in einen Korruptionsskandal verwickelt gewesen war und jetzt des Vatermordes angeklagt wurde.
»Fragen Sie mich nicht, was da wirklich vorging, weil ich es nicht weiß – aber ich werde es herausfinden. Ich kann Ihre Lage verstehen.« Ich sprach ruhig. Es schien mir am besten, Zurückhaltung zu zeigen. »Die Familie Ihrer Frau muss zu einer Peinlichkeit geworden sein.«
»Meine Frau und ich«, erwiderte Laco, »nehmen die Schwierigkeiten ihrer Familie so stoisch hin, wie wir können.«
»Das ist großzügig. Wissen Sie, wer der Bankier der Familie ist?«
Ich hatte abrupt das Thema gewechselt, aber Laco wirkte nicht verblüfft. »Aufustius.«
»Licinius Lutea hat denselben. Was halten Sie von Lutea?« Laco zuckte mit den Schultern. »Nicht Ihr Typ? Scheint sich als Unternehmer zu betätigen, hörte ich … Sagen Sie mir«, überfiel ich ihn mit der nächsten Frage, »was ist vor zwei Jahren passiert?«
Verginius Laco antwortete nicht.
»Die Metelli waren glücklich und wohlhabend«, wies ich ihn hin. »Dann gerieten sie in eine finanzielle Klemme, und etwas riss sie auseinander. Ich glaube, es hat mit Metellus und seiner Vorliebe für Saffia Donata zu tun. Rechtlich gesehen war das natürlich Inzest. Ich kann verstehen, warum es unter die Matratze gekehrt wurde, um es mal so auszudrücken …« Laco ließ mich einfach spekulieren. »Sie haben dabei geholfen, dieses große Geheimnis zu bewahren. Als der Spaßmacher Spindex es entdeckte, haben Sie es auf sich genommen, ihn zu entlassen.« Laco stritt meine Behauptung nicht ab. »Das war gefährlich. Seines Honorars beraubt, hätte der Spaßmacher öffentlich Rache nehmen können.«
»Nein«, erwiderte Laco geduldig. »Ich habe ihn bezahlt, Falco.« Er war nicht dumm. Von allen in diesen Fall Verwickelten hielt ich ihn für den Intelligentesten. Auf seine Weise war er recht offen. Ich sah vor mir, wie er mit Spindex ganz kühl im Namen der restlichen Familie verhandelte, spürte aber, dass dazu sein eigenes Geld nötig gewesen war.
»Sie haben ihn gut bezahlt?«
Er nickte gequält. Ich hatte Recht gehabt mit den Moneten.
»Spindex ist tot«, teilte ich ihm im Plauderton mit. »Erdrosselt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das veranlasst haben. Also muss es noch jemand anderen geben, der ein Interesse daran hat, das Geheimnis der Metelli zu bewahren.«
Verginius Laco gab keinen Kommentar dazu ab.
»Es gibt noch jemanden, der Bescheid weiß, Laco. Spindex hatte eine Quelle. Es könnte sogar diese Quelle gewesen sein, die ihn zum Schweigen gebracht hat. Irgendwann werde ich die Quelle finden. Nachdem es jetzt um die Verfolgung eines Mörders geht, kümmern sich die Vigiles darum.«
Immer noch nichts.
»Ich verstehe Ihre Position, Laco. Sie kennen die Geschichte, aber Sie sind ein Mann von Ehre. Sie stehen beiseite, außer Sie können praktische Hilfe leisten. Wenn Sie etwas unternehmen, tun Sie das vielleicht,
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