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Tod eines Tenors

Tod eines Tenors

Titel: Tod eines Tenors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhys Bowen
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der Pfad aus dem Wald und schlängelte sich in Serpentinen hinunter zum Seeufer.
    »Wir brauchen uns um den Wagen nicht mehr zu kümmern«, sagte Bronwen plötzlich. »Er ist weg.«
    »Das ging ja schnell«, erwiderte Evan.
    »Wahrscheinlich einer dieser Touristen, die ankommen, ein Foto von den Kindern vor der Seekulisse schießen und dann gleich wieder weiterfahren.«
    Evan wollte gerade weitergehen, als er Luftblasen aus dem See aufsteigen sah. Dann konnte er auch deutlich die Umrisse eines Wagens erkennen.
    »Es ist im Wasser!«, schrie er. »Das Auto ist ins Wasser gefahren! Oh mein Gott! Wir werden niemals rechtzeitig dort sein.«
    Er raste wie ein Verrückter den Pfad hinunter, mit den Armen rudernd, um in den gefährlich engen Kurven nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er hörte Bronwen rufen: »Sei vorsichtig, Evan! Du wirst hinfallen!« Aber er konnte nicht langsamer laufen. Das Bild des untergegangenen Autos blendete alles andere aus. Im Rennen begann er, seine Jacke auszuziehen.
    Ich komme zu spät! Die Worte hallten durch seinen Kopf, und das Blut pochte ihm in den Schläfen.
    Er dachte weder an den Boden unter seinen Füßen, noch an den steilen Abhang zum See hinunter. Es schien ewig zu dauern. Er rannte wie in Zeitlupe, wie er manchmal auch in seinen Träumen rannte, auf der Flucht vor Verfolgern oder wilden Tieren.
    Endlich erreichte er das Ufer. Der See hatte wenig Wasser, und er schlitterte über freiliegenden Schiefer, um ans Ende des Sees zu kommen. Noch immer stiegen Luftblasen auf und markierten den Punkt, an dem das Auto ins Wasser gefahren war, aber bisher hatte niemand Anstalten gemacht, herauszukommen.
    Mühsam befreite er sich aus seinen Stiefeln und sprang in den See. Das eiskalte Wasser nahm ihm den Atem. Er holte tief Luft und tauchte in die grüne Dunkelheit ein. Das Wasser war klar, und er konnte, während er unentwegt weiter tauchte, deutlich die Umrisse des Wagens unter sich sehen. Die Ränder des Sees fielen steil in die Tiefe. Wenn er die Tür nicht bald erreichte, würde es zu tief für ihn werden. Er tauchte auf, holte noch mehr Luft und schoss erneut hinunter. Endlich hielt er den Türgriff in der Hand.
    Bitte, lass' nicht abgeschlossen sein, betete er. Er drückte den Knopf und versuchte, die Tür aufzuziehen, doch die Kraft des Wassers verhinderte das. Im Wageninneren konnte er auf dem Fahrersitz eine zusammengesunkene Gestalt erkennen. Er stemmte sich mit den Füßen gegen den Türrahmen und zog noch einmal mit aller Kraft. Durch den Spalt, den er die Tür öffnen konnte, drang Wasser ein. Seine Lungen platzten fast, und das Wasser dröhnte in seinen Ohren, aber er kämpfte weiter darum, den Druck auszugleichen.
    Nachdem genügend Wasser ins Innere geflossen war, spürte er schließlich, dass die Tür nachgab.
    Am Jackenärmel zog er die Gestalt heraus und ruderte kräftig mit den Beinen, um vom Wagen wegzukommen. Er fühlte den Körper hinter sich hertreiben, während er sich zur Oberfläche hoch kämpfte.
    Bronwen stand da, seine Jacke umklammert, ihr Gesicht war weiß und voller Angst.
    »Hilf mir ... dahin ...«, begann Evan, aber Bronwen watete bereits durch das seichte Uferwasser und packte die Person am anderen Arm.
    »Ist sie tot?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht.« Er rang noch immer nach Atem. »Ertrunken kann sie nicht sein. Es war kein Wasser im Wagen.«
    Sie legten den schlaffen Körper ins Gras. Das von pechrabenschwarzem Haar eingerahmte Gesicht sah erschreckend weiß aus.
    »Wir müssen sie wiederbeleben«, sagte Bronwen. Evan suchte nach dem Puls und fand ihn. »Sie lebt«, stellte er fest.
    Das Mädchen regte sich und stöhnte. Dann öffnete sie die Augen und blickte ihre Retter überrascht an. »Wo bin ich? Was ist geschehen?« Sie bewegte sich vorsichtig. »Ich bin ja ganz nass.«
    »Sie haben ein Bad genommen«, erklärte Evan. »Ihr Auto ist in den See gefahren.«
    »Den See?« Sie versuchte sich aufzusetzen und schaute verwirrt um sich. »Oh, ja, jetzt erinnere ich mich. Ich habe am Ufer geparkt. Ich muss eingeschlafen sein.«
    Evan kniete sich neben sie und sah sie forschend an. »Eingeschlafen? Und wie ist das Auto ins Wasser gekommen?«
    »Ich weiß nicht.« Ihre Stimme klang jung und verängstigt. »Vielleicht hat die Handbremse nicht richtig gehalten. Vielleicht bin ich mit den Beinen drangekommen, während ich schlief.«

    »Und was ist mit dem Mann, der bei Ihnen war?«, erkundigte sich Bronwen und ließ sich neben den beiden nieder.
    »Mann?

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