Tod eines Tenors
Harry-der- Pub grinsend vor. »Schließlich hast du ja auch schon den Constable davon überzeugt, bei uns einzusteigen.«
Mostyn Phillips räusperte sich. »Ich kenne Ifor Llewellyn ziemlich gut. Wir hatten zur gleichen Zeit ein Stipendium an der Königlichen Musikschule.«
»Tatsächlich?« Plötzlich stand Mostyn im Mittelpunkt des Interesses.
»Sie kennen Ifor Llewellyn wirklich?«, fragte Betsy mit vor Bewunderung aufgerissenen Augen.
»Wir haben uns in unserem ersten Jahr in London eine Wohnung geteilt«, erzählte Mostyn. »Ich - äh
- kannte auch die Frau, mit der er heute verheiratet ist. Ich habe sie nämlich miteinander bekannt gemacht.«
»Er ist also fast ein Familienmitglied, was, Jungs?« Barry-der-Raser schlug Mostyn so kräftig auf die Schulter, dass dieser ins Taumeln geriet. »Wie toll für dich, Austin-Mostyn.«
»Also wirst du es sein, der ihn für uns fragt«, bestimmte Evans- der-Fleischer nachdrücklich.
Mostyn wand sich vor Verlegenheit. »Seid doch vernünftig, Leute. Ich kann doch nicht einen der berühmtesten Tenöre der Welt bitten, im Cor Meibion von Llanfair mitzusingen.«
»Wieso denn nicht«, beharrte Evans-der-Fleischer. »Es wäre nichts als ein kleiner Gefallen für einen alten Freund.«
»Vielleicht könntest du ihn bitten, einige Solos zu singen - uns quasi zu übertönen«, schlug Evans-der-Milchmann vor. »Das würde die Jury sicherlich aufhorchen lassen und auf uns aufmerksam machen, oder?«
»Wenn du ihn wirklich so gut kennst, wie du behauptest«, ergänzte Barry-der-Raser.
4. KAPITEL
»Ich weiß nicht, ob es besonders klug von uns war, sich an einem solchen Tag für diese Route zu entscheiden«, sagte Evan zu Bronwen, während er ihr über einen Zaunpfosten half. »Es scheint, als ob wir die meiste Zeit in den Wolken gehen müssten.«
Bronwen nahm seine Hand und stieg gewandt hinüber. Sie trug heute Khakihosen statt einen ihrer üblichen langen Röcke, und eine blaugrüne Jacke verlieh ihren gewöhnlich blauen Augen einen grünlichen Schimmer. Das blonde Haar war in einem dicken Zopf nach hinten geflochten, aber ein paar vorwitzige Strähnen umwirbelten ihr Gesicht im Wind. Sie lächelte Evans an.
»Ich mag es, durch die Wolken zu laufen. Ich mag dieses unwirkliche Gefühl - in einer Zauberwelt zu sein, weit weg von der wirklichen Welt dort unten.«
»Wie wär's, sollen wir unseren Lunch unten am Ufer des Llyn Crafnant essen?«, fragte er. »Die Sonne könnte rauskommen.«
»Klingt wunderbar«, antwortete Bronwen.
Von einem hoch gelegenen Pass suchten sie sich einen Abstieg, vorsichtig über glitschige Steine kletternd. Plötzlich sahen sie den See, dessen Oberfläche im Licht der Sonne, die den Nebel allmählich auflöste, zu dampfen schien.
»Perfekt«, sagte Evan. »Wie werden blauen Himmel haben, bis wir unten am Wasser sind - und auf dem Rückweg eine grandiose Sicht auf den Snowdon.«
Sie hielten einander an den Händen, während sie über moosbewachsene Steine hinuntergingen.
Plötzlich blieb Bronwen stehen. »Oh«, sagte sie enttäuscht. »Wir werden nicht alleine sein. Schau, auf der anderen Seite steht ein Auto.«
»Ein Auto?« Evan sah in die Richtung, in die sie deutete. Weit unter ihnen, am Steilufer des Sees, parkte eine kastanienbraune Limousine. Hinter dem Wagen stand eine Gestalt, die mit dem Halbschatten der Bäume verschmolz. Es schien ein junger Mann in Jeans und Lederjacke zu sein. »Wie um alles in der Welt hat er den Wagen hier hochgebracht?«, fragte Evan.
»Es gibt doch den Forstweg von Trefriw herauf.«
»Ich hätte aber nicht geglaubt, dass er befahrbar ist, vor allem nach dem regnerischen Frühjahr, das wir hatten. Er muss furchtbar holprig sein. Außerdem dachte ich, der Weg sei für Autos gesperrt.«
»Was tun manche Leute nicht alles, um sich vor dem Laufen zu drücken«, sagte Bronwen verächtlich. »Sie wollen die Aussicht und die Einsamkeit, aber sie wollen es auch bequem haben.«
»Das ist ja komisch«, sagte Evan auf den Wagen starrend. »Sieht genauso aus wie das Auto, das ich gestern gesehen habe. Seltene Farbe, oder?« Er runzelte die Stirn, dann zuckte er die Achseln. »Egal.
Lass sie ihren Tag genießen, wir genießen unseren, ja, Bronwen? Ist ja Platz genug für uns alle.«
Der Weg führte sie durch ein noch immer nebelverhangenes Waldstück mit alten Weißdornhecken und Eichen. Es war vollkommen still. Ihre Schritte machten auf dem dicken, feuchten Blätterteppich so gut wie kein Geräusch. Dann führte
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