Tod eines Tenors
Vielleicht hatte Mrs. Williams zum ersten Mal in ihrem Leben verschlafen, oder Reverend Powell-Jones wollte sein Frühstück später - was nicht sehr wahrscheinlich war, schließlich musste er um zehn Uhr seinen Gottesdienst halten.
Die Badezimmertür war verschlossen. Evan seufzte, zog Cordhosen und einen Pullover an und ging hinunter.
»Bereit für Ihr Frühstück, Mr. Evans?«, fragte Mrs. Williams.
»Ist es schon fertig?« Evan setzte sich mit einem erwartungsvollen Lächeln. Das Lächeln schwand, als Mrs. Williams ihm eine Schüssel vorsetzte, deren Inhalt aussah wie zerhäckselte Zweige, überzogen von einer breiigen, braunen Masse.
»Was ist das, Mrs. Williams?«, fragte Evan.
Mrs. Williams schaute zur Tür. »Was sie für ihn bestellt hat. Kleie mit pürierten Pflaumen.«
»Das mag ja alles sehr schön für ihn sein, Mrs. Williams, aber was ist mit mir?«, wollte Evan wissen, dessen Gutmütigkeit allmählich an ihre Grenzen gelangte. »Ich möchte mein gewohntes Sonntagsfrühstück.«
Nervös nestelte Mrs. Williams an ihrer Schürze herum. »Nun, sehen Sie, das ist es ja. Das ist das Problem. Der Reverend kann gebratene Speisen nicht ausstehen. Seine Frau sagte, der Geruch dreht ihm den Magen um, vor allem, bevor er predigen muss. Und wir wollen uns doch dem Dienst an Gott nicht in den Weg stellen, nicht wahr, Mr. Evans?«
»Und wie lange hat er vor zu bleiben?«, fragte Evan düster.
Mrs. Williams zuckte die Achseln. »Das haben sie nicht gesagt. So lange das Haus vermietet ist, nehme ich an. Ich war die Einzige, die noch Platz hatte, es ist schließlich Hochsaison.«
Er seufzte. »Ich möchte etwas Toast, Mrs. Williams.«
Irgendwann am späten Sonntagabend bog ein großer, schwarzer Wagen in die Powell-Jones'sche Einfahrt. Gewöhnlich saßen die Einwohner von Llanfair um neun Uhr abends bei zugezogenen Vorhängen zu Hause, vor allem an Sonntagen, wenn der Pub offiziell geschlossen war. Deshalb sah oder hörte niemand, wie die Neuankömmlinge eintrafen. Aber am frühen Montag war die Nachricht wie ein Lauffeuer durchs Dorf gegangen: Der berühmte Mann war angekommen!
Als Evan um neun Uhr an seiner Dienststelle ankam, war das Erste, was er sah, ein Polizeiauto.
Ein Kopf schob sich aus dem Autofenster, als Evan näher kam. »Bin ich froh, dass Sie endlich auftauchen. Ich lechze nach einer Tasse Tee«, sagte der Insasse. Evan erkannte Jim Abbott aus dem Polizeipräsidium - nicht gerade sein Lieblingskollege.
»Was machen Sie denn hier?«, fragte Evan und versuchte freundlich zu klingen.
»Sie werden mich jetzt öfter sehen«, antwortete Jim Abbott. »Ich bin in geheimer Mission hier. Sie wissen es wahrscheinlich nicht, aber es hält sich eine Berühmtheit in Ihrem Dorf auf.«
»Nicht wissen?« Evan schnaubte spöttisch. »Das ganze Dorf weiß es schon seit Freitag. Er ist letzte Nacht angekommen.«
»Tatsächlich?« Jim Abbott schien beeindruckt. »Mir hat man gesagt, er habe nicht gewollt, dass irgendwer erfährt, dass er kommt.«
»In einem Dorf kann man nichts geheim halten«, erwiderte Evan.
»Jedenfalls schicken sie Extrastreifen, um ein Auge auf ihn zu haben und die Presse in den Griff zu bekommen«, erklärte Jim Abbott. »Er macht sich Sorgen, es könne Probleme mit den Paparazzi geben.
Er will Ruhe und Frieden.«
»Warum hat man darüber nicht mit mir gesprochen?«, fragte Evan und versuchte, seinen Ärger zu verbergen.
»Tja«, Jim Abbott machte eine Kunstpause, »ich denke, sie wollten für diese Sache jemanden mit Erfahrung. Ich meine, ich bin sicher, dass Sie ein durch und durch guter Kerl sind, aber sich um entlaufene Katzen zu kümmern ist doch irgendwie was anderes, oder?« Er grinste Evan an. Er hatte ein aufreizendes Lächeln und zu allem Überfluss tadellos weiße Zähne. Evan hatte noch nie jemandem getraut, der perfekte Zähne hatte.
»Sie haben so etwas also schon oft gemacht, unten in Caernfon, ja?«, fragte er freundlich. »Ich kann mir schon vorstellen, dass dort täglich Berühmtheiten durchkommen.«
Der Sarkasmus perlte an Jim Abbott ab. »Ich habe Aufsichtsdienste bei den Rugbyspielen gemacht«, sagte er. »Und letztes Jahr hatten wir ein Rockkonzert.«
Evan sagte nichts. Er spürte, dass er einen Punkt gemacht hatte. Jim Abbott sah das offensichtlich ebenso. »Der Chef wollte einfach einen weiteren Mann auf der Bildfläche haben, der Verstärkung anfordern kann, falls es zu Massenaufläufen kommt, das ist alles.«
»Im Augenblick gibt es hier keine
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