Tod eines Tenors
Auto herum, aber sie schien das Leben nicht zu genießen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Hatte sie viele Freunde?«
»Oh nein, Sir. Soviel ich weiß, kam sie in der ganzen Zeit niemand besuchen. Aber sie hat viel telefoniert, wahrscheinlich mit ihren Kindern. Ihr Gesicht sah immer ganz anders aus, wenn sie telefonierte.«
»Aber die Kinder sind nie da gewesen?«
»Nein, Sir. Wir hatten gehört, dass die ganze Familie kommen soll, aber die Kinder sind dann nie aufgetaucht. Mrs. Llewellyn sagte, sie hätten sie in Italien zurückgelassen. Natürlich, die beiden sind erwachsen und können für sich selbst sorgen, so viel ich verstanden habe.«
»Und wie kamen Mr. und Mrs. Llewellyn miteinander aus?«
»Nicht immer so gut, Sir.« Gladys wollte ihrem Arbeitgeber gegenüber offensichtlich nicht illoyal sein.
»Ihre Gespräche gingen mich nichts an. Nebenbei, sie haben Englisch gesprochen - und die Ausdrücke, die sie benutzten, Sir! Noch nie habe ich von einer Dame solche Wörter gehört. Ich bin in die Küche gegangen und habe die Tür zugemacht, wenn sie loslegten.«
Sergeant Watkins schrieb etwas in sein Notizbuch. »Und was war mit Besuchern, Gladys? Hatten sie viele?«
»Überhaupt keine, in der ganzen Zeit nicht, als ich dort war. Außer Mr. Phillips, der manchmal mit ein paar Noten vorbeikam, und Evans- der-Fleischer, der etwas lieferte - aber der kam durch den Dienstboteneingang und nicht durch die Vordertür.«
»Also ist einen Monat lang niemand vorbeigekommen?«
»Mrs. Llewellyn hat mir gesagt, der Arzt habe Mr. Llewellyn geraten, sich ein friedliches Plätzchen zu suchen und völlig auszuspannen. Er hatte es übertrieben, sagte sie, sein Blutdruck war sehr schlecht.
Aber wenn Sie mich fragen, Sir, hat er seinem Blutdruck nicht viel Gutes getan, so wie er sich aufführte.«
»Und haben die beiden viele Anrufe erhalten, Gladys?«, fragte Evan. »Haben Sie manchmal abgehoben?«
»Oh nein, Sir. Es war nicht meine Aufgabe, ans Telefon zu gehen.« Sie beugte sich wieder herüber.
»Ehrlich gesagt, habe ich immer noch ein kleines bisschen Angst vor dem Telefon. Es hat so etwas Unnatürliches, Stimmen über einen Draht zu senden, nicht wahr?«
»Sie haben also keine Ahnung, wer sie angerufen haben könnte?«
Gladys schüttelte den Kopf.
»Erzählen Sie dem Sergeant von gestern Abend, bevor Sie gegangen sind«, sagte Evan.
Gladys wiederholte ihre Geschichte fast wörtlich. Sergeant Watkins machte sich Notizen. »Sie sind also nicht zur Vordertür gegangen und haben die Person eingelassen, Gladys? Und Sie können nicht sagen, wer es war?«
»Nein, Sir. Wie ich dem Constable schon gesagt habe, ich war hinten in der Küche und habe den Pie gemacht, die Tür war zu. Und als ich zur Wohnzimmertür gegangen bin, hab ich nur ein paar Gesprächsfetzen mit der anderen Stimme aufgeschnappt. Wie üblich hat Mr. Llewellyn die meiste Zeit geredet und auch gelacht. Aber die andere Stimme war viel weicher - irgendwie sanft.«
»Frau oder Mann?«
»Kann ich eben nicht sagen, das habe ich Constable Evans schon erklärt. Sehen Sie, es war keine sehr hohe Frauenstimme, aber es hätte trotzdem eine Frau gewesen sein können.«
»Und als Sie zur Bushaltestelle gingen«, fragte Sergeant Watkins weiter, »haben Sie da irgendwelche fremden Autos bemerkt, die in der Nähe parkten?«
Gladys runzelte die Stirn, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich war in Eile, weil ich Angst hatte, den Bus zu verpassen«, sagte sie. »Aber ich glaube, ich hätte bemerkt, wenn jemand draußen geparkt hätte.«
Sergeant Watkins stand auf. »Vielen Dank, Gladys. Sie haben uns sehr geholfen«, sagte er. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, noch ein wenig zu bleiben? Ich hätte gerne, dass Sie einen Blick in das Zimmer werfen, in dem der Mo-... der Unfall geschah. Sie könnten uns sagen, ob irgendetwas verändert wurde, seit sie es zum letzten Mal gesehen haben.«
»Gerne, Sir«, sagte Gladys. »Der nächste Bus geht ohnehin erst um zehn. Ich mache mir noch eine Tasse Tee, wenn Sie erlauben.«
Evan folgte dem Sergeant nach draußen in den hellen Sonnenschein. »Sehr interessant. Er hat sich mit seiner Frau gestritten, und sie war nicht sonderlich glücklich.«
»Aber sie war nicht da«, sagte Evan. »Sie kam gerade erst aus London zurück, als wir im Haus waren, erinnern Sie sich?«
»Das können wir leicht überprüfen, oder?«, fragte Watkins. »London kann ein Alibi sein. Ich denke, wir sollten zu ihr gehen und mit ihr sprechen,
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