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Tod eines Tenors

Tod eines Tenors

Titel: Tod eines Tenors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhys Bowen
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vorbei wie ein Tier in der Falle, das abschätzt, ob es entkommen könnte. »Man hat gesagt, es war ein Unfall...«
    »Wir kommen nicht wegen des Autos. Es geht um Mr. Ifor Llewellyn.«
    »Er ist tot«, sagte sie, und wiederholte dann in völliger Hoffnungslosigkeit: »Er ist tot, nicht wahr?«
    »Wir würden uns gerne mit Ihnen unterhalten, bitte.« Evan wartete nicht auf eine Einladung, und Justin folgte ihm in das Zimmer.
    »Es war die Nachricht auf dem Anrufbeantworter, stimmt's?«, platzte sie heraus. Sie ging zum Fenster und starrte hinaus über das Tal. »Mir war sofort klar, was ich getan hatte. Es war so verdammt dämlich von mir, eine Nachricht zu hinterlassen. Ich wusste, dass man mich finden würde, deshalb bin ich hier geblieben und habe einfach darauf gewartet.«
    »Weshalb hätte man Sie suchen sollen, Miss?«, fragte Evan. »Wissen Sie etwas über Mr. Llewellyns Tod?«
    »Aber ja«, sagte Christine. »Natürlich. Warum sind Sie denn sonst hier?« Sie machte eine Pause und fügte hinzu: »Ich nehme an, Sie haben meine Fingerabdrücke gefunden, ist es so?«
    Sollten die Techniker von der Spurensicherung Fingerabdrücke gefunden haben, so hatten sie es nicht erwähnt.
    »An meinen Fingern war Blut«, ergänzte sie. »Ich muss irgendetwas angefasst haben.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie Mr. Llewellyn getötet haben?«, fragte Evan.
    Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn mit einem überraschten, unschuldigen Blick an. »Oh nein, er war schon tot, als ich hinkam.«
    »Würden Sie mir erzählen, was genau passiert ist?«
    »Sie haben mich in den Zug nach London gesetzt. Aber dort konnte ich nicht bleiben. Ich musste Ifor Wiedersehen. Sehen Sie, ich wusste, dass alles ein Missverständnis war. Ich wusste, dass er mit mir zusammen sein wollte, als er nach Wales fuhr. Warum hat er mir sonst seine Adresse gegeben?« Sie funkelte Justin wütend an. »Ich habe mir ein Auto gemietet und bin nach Llanfair gefahren. Ifor hat mir gesagt, ich soll am Everest Inn parken, damit niemand Verdacht schöpft. Er hat gesagt, die Leute auf dem Dorf reden so viel. Ich bin den kleinen Pfad zum Haus hinuntergegangen ...«
    »Um wie viel Uhr war das, Miss?«
    Sie kräuselte die Stirn. »Es muss nach sechs gewesen sein, vielleicht eher halb sieben.«
    »Sind Sie sicher, dass es nicht später war?«, fragte Evan. »Gegen sieben?«
    Sie dachte erneut nach. »Ich glaube nicht, aber ich bin nicht sicher. Könnte sein. Vielleicht hat es ja länger gedauert, den Pfad hinunterzugehen ...«
    »Ist nicht so wichtig, erzählen Sie weiter.«
    »Die Tür war geschlossen. Ich stieß sie auf und rief. Niemand antwortete. Dann ging ich rein und rief wieder. Ich ging ins Wohnzimmer, und dann sah ich ihn. Er lag da, ausgestreckt auf dem Fußboden.
    Zuerst dachte ich, er ist krank oder so - vielleicht eine Herzattacke. Ich ging zu ihm hinüber, berührte ihn und sagte >Alles in Ordnung, Ifor...?«< Das Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Dann sah ich das Blut. Ich hatte es an der Hand, wo ich ihn angefasst hatte. Es war ganz warm und klebrig.
    Entsetzlich ...« Sie machte eine Pause, um sich wieder zu fangen. »Ich wusste nicht, was ich als Nächstes tun sollte. Dann hörte ich dieses Geräusch und dachte Oh mein Gott, der Mörder ist noch hier, im Haus! Ich hatte solche Angst und bin einfach gerannt. Ich stolperte in den Garten und verlor meinen Schuh, aber ich rannte weiter.«
    »Moment«, unterbrach Evan. »Sie haben Ihren Schuh im Garten hinter dem Haus verloren?«
    Sie nickte. »Ein Absatz blieb zwischen den Pflastersteinen hängen. Ich wollte mich nicht damit aufhalten. Ich lief weiter, für den Fall, dass der Mörder hinter mir her war.«
    »Interessant«, sagte Evan. »Und haben Sie jemanden gesehen?«
    »Nein, niemanden. Vielleicht habe ich mir das Geräusch auch nur eingebildet, ich war vollkommen außer mir. Als ich am Auto angelangt war, habe ich versucht, mich zusammenzureißen. Ich wusste, dass ich die Polizei benachrichtigen sollte, aber dann habe ich mir überlegt, dass man mich verdächtigen könnte. Und mir fiel die Nachricht auf dem Anrufbeantworter ein, außerdem musste ich mit meinen blutigen Fingern etwas berührt haben. Ich hatte solche Angst und dachte, niemand würde mir glauben.«
    »Ich glaube dir, Christine«, sagte Justin.
    Sie schaute mit wildem Blick zu ihm hoch. »Du solltest nicht so bereitwillig Dinge glauben, die mit mir zu tun haben, Justin. Ich bin kein guter Mensch, wirklich nicht.« Sie bedeckte

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