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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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wärmte.
    »Hast du deine Großmutter nie nach den Umständen deiner Geburt gefragt?«
    »Das hätte ich mich nicht getraut«, sagte Gerry. »Eine Geburt ist bei ihr der Gipfel der Frivolität.«
    »Und was ist mit Zu Bethlehem geboren ?«
    »Diese ganze Gemeinde ist verquer. Das hat nichts mit christlichem Glauben zu tun, wie du ihn kennst.«
    Vera hatte eher verkümmerte Kenntnisse.
    »Irmela ist dir vorher nie begegnet?«
    Gerry schüttelte den Kopf.
    »Und wenn ich mal mitkomme?«
    »In die Gemeinde?« Er war erschrocken.
    Doch Vera schien schon Gefallen zu finden an dem Gedanken. Darum ließ sie nicht locker.
    »Was ist denn die Hauptveranstaltung?«, fragte sie.
    »Der Dienst«, sagte Gerry, »Sonntagmorgen um acht.«
    Zuckte Vera leicht zusammen? Eine Frühaufsteherin war sie nicht. Aber ein heiliger Zweck holte auch sie aus dem Bett.
    »Kommenden Sonntag gehen wir zwei dahin«, sagte sie, »vielleicht nehmen wir noch Nick mit. Dann kannst du sagen, du seiest dabei, uns zu missionieren. Das gibt Punkte.«
    »Das glauben die mir nie«, sagte Gerry.
    »Oder sie denken, dich auf den rechten Pfad geführt zu haben. Wie war das mit Jesaja?«
    »Und es kommen die Tage, von denen du sagen wirst, sie gefallen mir nicht«, sagte Gerry.
    »Kenne ich, diese Tage«, sagte Vera. Sie nahm ihr Glas und guckte in den Rotwein. Kerzenlicht funkelte darin.
    »Jetzt musst du auf keine Bühne«, sagte sie, »jetzt kannst du mir versprechen, nicht mehr zu diesem Notar zu gehen.«
    »Ich verspreche es«, sagte Gerry.
    »An Geld darf es nicht liegen«, sagte Vera. Leicht reden hatte sie. »Vielleicht hat Engelenburg einen Job für dich.«
    Der dicke Holländer. Gerry mochte ihn.
    »Deinem Notar müssen wir das Handwerk legen.«
    »Der ist ein Sadist wie viele andere. Was glaubst du, was auf dem Kiez los ist.«
    »Kennst du dich dort aus?«, fragte Vera.
    Gerry zuckte die Achseln.
    »Ein Junge in deinem Alter, Rothaarig. Sommersprossen. Kennst du einen, auf den das passt?«
    »Ich kenne die Stricherszene nicht gut.«
    An die hatte Vera gar nicht gedacht. »Wo hast du deinen Notar kennen gelernt?«, fragte sie. »Im Lokal?«
    »Nein. Dahin ist er erst später gekommen. Er hat mich auf der Straße angesprochen. Ich war unterwegs zu einer Agentur, die Leute um die zwanzig für Werbefotos suchte. Das Notariat ist nebenan.«
    »Ist er wirklich Notar?«, fragte Vera.
    »Neben der Tür ist ein Messingschild. Steht Notariat drauf.«
    »Und der Name?«
    »Kein Name«, sagte Gerry.
    »Du kennst seinen Namen nicht?«
    Gerry schüttelte den Kopf.
    »Du willst ihn schützen«, sagte Vera.
    »Nein. Das ist nur nicht die Tätigkeit, bei der man Visitenkarten austauscht.«
    Wer war das Gespenst in der Küchentür, das da anfing mit den Ketten zu rasseln?
    »Ihr solltet mal schlafen gehen. Gerade, wo Gerry erkältet ist.«
    Gerry öffnete den Mund, doch er fing Veras Blick auf.
    »Du solltest was an die Füße ziehen«, sagte Vera, »sonst erkältest du dich auch noch.« Sie hatte in Jahren gelernt, gleich zu kontern.
    Anni guckte auf ihre nackten Füße, die vom Saum des weißen Nachthemdes nahezu verdeckt wurden.
    »Komm, trink noch einen Absacker mit uns«, sagte Vera.
    »Hab das Gefühl, das hätte ich schon vor Stunden getan.«
    Anni knurrte. Doch sie kam an den Tisch.
    »Heute Nachmittag gibt es Muzen«, sagte sie zu Gerry, »die schmecken wie Poffertjes, sagt der Herr van Engelenburg. Du bleibst am besten gleich da.«
    Gerry war in der Familie angekommen.
    Nick gab die Diafilme vom nächtlichen Dom zu Karstadt und legte die Schwarzweißfilme in die Dunkelkammer. Die hatte er eingerichtet, als er im vergangenen Frühling die große Krise gekriegt und der Kunst des Fotografierens nachgeweint hatte, um derentwillen er Fotograf geworden war.
    Er wollte nicht zum Knipser verkommen und sich seine Bilder auf Monitoren ansehen. Nick wollte niederknien vor Abzügen, die er handgefertigt hatte. Keine Ausstellungen. Nur wieder ein Selbstwertgefühl. Was war alles daneben gegangen in seinem Leben. Die Kunst. Die Liebe. Der Erfolg.
    Es gab Fotografen, die mit Kinkerlitzchen erfolgreich waren, die das Triviale zu Geld machten.
    Ihm war das nicht gelungen.
    Ein Freund. Ein guter Freund. Das war er. Von Vera. Anni. Pit. Er würde es gern für Nicholas sein, wenn der mehr wollte als einen, der Bauklötze stapelte, Bilderbücher erklärte und dem Lämmchen seine Stimme lieh.
    Nick schätzte all das hoch. Doch er geriet immer öfter in Krisen, wenn er über das

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