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Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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passierte das schon.
    Er zog die Schublade auf und holte eine Plastikgabel hervor, die da zwischen Heftklammern, einem Gezeitenkalender und einem eingeschweißten Kondom lag.
    Er stach in eine gedämpfte Teigtasche mit Hummerkrabben und versuchte zu ignorieren, was er da aus dem Augenwinkel wahrnahm. Einen Text, der irrtümlich beim Herrn Kriminalrat angekommen und mit einem roten Expressstreifen versehen auf Pits Schreibtisch gelandet war. So viele Herzwärmer konnte er kaum essen, dass ihm nicht kalt geworden wäre.
    Das kleine Skelett im Sachsenwald war von weit her gekommen, um dort tot zu liegen.
    Petko hatte es geheißen, als es noch ein lebendiger Junge gewesen war, der von einer bulgarischen Bande als Bettelkind nach Hamburg gebracht wurde.
    Gab doch Kollegen in Sofia, die nicht verzweifelten an all der Menschenverachtung in ihrem Land. Die Spuren suchten. Mails lasen. Herausfanden, dass die DNA eines jugendlichen Straftäters in Sofia der eines kleinen Toten in Hamburg sehr ähnlich war. Der große Bruder.
    Pit versuchte ein Reisblätterröllchen mit Fleisch und Gemüse. Er genoss es nicht wirklich.
    Hätte er dankbar sein sollen, dass das Kind identifiziert war? Die Suche nach dem Täter begann nun erst. Vermutlich war er längst außer Landes und wartete auf das nächste Visum, um einen neuen armseligen Bettlertrupp einzuschleusen.
    Eine gedünstete Kristalltasche mit Pilzen und Nüssen, die Pit auf die Plastikgabel nahm. Dass Mr. Hang einer der besten Imbisse der Stadt war, half kaum in diesem Moment.
    Wo war nur Kevin?
    Hatte Pit den abtrünnigen Hauke Behn je besser verstanden?
    Vielleicht brauchte Hauke noch einen, der ihm die Weinkisten schleppte. Pit war bald weichgekocht.
    Er griff das Telefon und tippte die Nummer der Polizeistation in Brandum ein. Wollte Behn nicht in der kommenden Woche umziehen? Der Anrufbeantworter sprang an. Pit legte auf.
    Petko. Was war wohl sein Schicksal gewesen?
    Pit nahm das Fax aus Kopenhagen zur Hand.
    Mutter und Vater von Age trafen am Montag ein.
    Klar. Age hatte nicht nur eine Freundin, derentwegen er davongelaufen war. Er hatte auch Eltern gehabt.
    Pit schob die Aluminiumschale von sich. All die schönen Dim Sum. Eine Verschwendung an diesem Tag.
    Das nächste Papier, das er in die Hand nahm, kam aus der Pathologie. Eine neue Theorie zu Ages genitaler Verletzung.
    Stacheldraht. Kein schlichter für Kühe. Natostacheldraht mit messerscharfen Klingen. Die ganz eklige Sorte.
    Pit hatte Erinnerungen an diesen Stacheldraht. Er war jünger als Age gewesen. Ein Demonstrant gegen die Kernkraft.
    Vieles hatte er schon vergeblich bekämpft.
    Pit nahm das Handy, das unter den Papieren zum Vorschein gekommen war. Er vergaß es zu oft. Nicht nur einen Verweis hatte er für diese Nachlässigkeit kassiert.
    Haukes Handynummer, die er gespeichert hatte.
    Auch da sprang die Mailbox an.
    »Ich helfe dir gerne beim Umzug«, sprach Pit.
    Er hatte eine große Sehnsucht nach Normalität.
    »Woher kennen Sie diese wunderbaren Verwandten der Poffertjes?«, fragte Engelenburg.
    Anni erinnerte sich genau, woher sie die kannte. Doch sie zögerte, es zu sagen. Vielleicht wurde Vera dann traurig.
    Nahm Vera nicht an, Annis Muzen seien Eingebung?
    Der Schokoladenkarton von Stollwerk, den Jef hinterlassen hatte. Fotografien darin. Doch es war auch eine Zeichnung dabei gewesen. Ein Sankt Martinszug. Kinder mit Laternen.
    Anni hatte keinen Zweifel daran, dass diese Kinderzeichnung von Jef gemacht worden war. Auf der Rückseite hatte das Rezept gestanden.
    Vera schickte einen Blick zu Anni. Du kannst es ruhig sagen, sagte der. Ich habe den Karton als Erste durchgeguckt.
    Die Krabbelkinder waren gegangen. Rotbäckig. Dickbäuchig.
    Dass sie, die Barmbeker Kommunistentochter, katholische Bräuche verbreitete. Das Leben bot doch viel.
    Nicholas drohte zu platzen. Vera dachte, dass er hundert Muzen gegessen hatte. Vielleicht nicht ganz hundert.
    Hauke hatte sich für den frühen Abend angesagt.
    Wo blieben er und Theo bloß?
    Die Betten waren frisch bezogen.
    Gestern hatte Gerry noch in einem geschlafen.
    »Das Rezept ist von Jef«, sagte Vera, »Nicholas’ Vater.«
    Engelenburg hätte taub und blind sein müssen, um im vergangenen Jahr nicht erfahren zu haben, wer Jef war.
    Hatte er doch die Wohnung des Mannes bezogen, der Jef getötet hatte. Welch ein Erbe.
    Wie gut, dass er ein Multiplikator der Lebensfreude war.
    Engelenburg heiterte die Menschen gerne auf.
    »Wenn ihnen bloß nichts passiert

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