Tod eines Träumers (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
lassen.«
»Was sollte das mit den Katzen?«, fragte Pit.
»Ich habe sie wirklich gehört.«
Pit stieß die große Tür auf. Die Zimmer waren prächtiger als die in den anderen Stockwerken, wenn das Parkett auch eher brüchig wirkte und es keinen Stuck an den Decken gab.
Dafür wölbte sich über dem größten der Zimmer eine Kuppel aus Glas, in das lauter Sterne eingeschliffen waren.
Pit pfiff. »Diese Hamburger Pfeffersäcke«, sagte er, »unten machen sie auf sachlich und gediegen und im oberen Stock auf Tausendundeine Nacht.«
»Dass sich das nicht vermieten lässt«, sagte Nick.
»Siehst du hier irgendwo einen Lichtschalter?«
Sie sahen sich beide um. »Nein«, sagte Nick, »doch noch kommt ja Tageslicht herein.«
»Nicht mehr lange«, sagte Pit.
»Hast du einen längeren Aufenthalt geplant?«
»Da sind nur nackte Drähte an den Decken.«
»Du bist so hartnäckig in dieser Frage.«
»Ich habe vorne vor dem Haus gestanden und im vierten Stock Licht gesehen. Ein Fenster war hell erleuchtet.«
»Ist das wirklich wichtig?«, fragte Nick.
Er war an das Fenster getreten und sah in das Dämmerlicht eines Novembernachmittags. Noch eine Viertelstunde, dann brach die Dunkelheit herein. Vielleicht hatte der Hausmeister ihnen darum den Schlüssel überlassen, weil er wusste, dass sich bald nichts mehr erkennen ließe.
»Ich glaube, dass es wichtig ist«, sagte Pit.
»Komm mal her«, sagte Nick. Er sagte es leise, als ob einer mithöre. »Siehst du das da unten?«
Pit trat neben Nick ans Fenster.
Jetzt hörten sie es auch. Im vierten Stock.
Ein Geheul, das aus dem Hof kam.
Holthusen hockte vor dem Hühnerdraht, der die Hinterhöfe trennte, und heulte in hohen Tönen.
Ein dunkles schlaffes Fellbündel hielt er im Arm.
Konnte es anderes sein als eine tote Katze?
»Ich hoffe, er freut sich«, sagte Vera.
»Ein gutes Auto«, sagte Engelenburg und strich über die Kühlerhaube des schwarz glänzenden Golf. »Jockel versteht etwas von Autos. Das garantiere ich Ihnen, teuerste Vera. Er hat ein Auge für Gebrauchtwagen.«
»Ja«, sagte Vera, »schien mir auch ein fairer Preis zu sein.«
»Vielleicht ließe sich Nicks alter Golf reparieren.«
»Er schraubt schon seit Jahren daran herum«, sagte Vera, »ich will ein verlässliches Auto. Wo wir Gerry suchen.«
Engelenburg nickte. »Was kann ich nur für euch tun«, sagte er, »dass ihr nicht so verzweifelt seid.«
Er war das erste Mal in ein Du gefallen, wenn auch noch in ein kollektives.
»Jan. Sagen Sie bitte, dass Gerry zurückkommt.«
»Sie wissen, ich bin ein großer Optimist.«
»Nur nicht der liebe Gott.«
»Nein«, sagte Engelenburg, »dabei hätte ich einige gute Vorschläge zur Verbesserung.«
»Anni hat noch nicht einmal von Toast Melba gesprochen. Das ist sonst ihr Trost in allen Lebenslagen.«
»Gerry ist genau der kleine Vogel, den Anni unter ihre Flügel nehmen will«, sagte Jan van Engelenburg.
»Begleiten Sie mich auf den Bußgang, Jan? Vielleicht finde ich dieses Elslein da, von dem Gerry im letzten Telefonat gesprochen hat.«
»Auf den Bußgang?« Jan van Engelenburg hätte nicht erstaunter klingen können.
»Gerry sagt, es sei ein lächerliches Gerutsche auf einen Schrein zu, und das alles auf den Knien.«
»Das klingt vielversprechend«, sagte Engelenburg, »ich hörte, Nick und Sie haben schon daran teilgenommen.«
»Das war der Sonntagsdienst. Der Bußgang ist eine tägliche Veranstaltung um siebzehn Uhr.«
»Sollte Nick Sie dann nicht begleiten, verehrte Vera?«
»Ich bitte Sie, es zu tun. Nick ist ja dauernd mit dem Herrn Hauptkommissar unterwegs.«
Engelenburg hob die Augenbrauen. »Erinnern Sie sich, dass ich Sie gebeten habe, dieses Mal darauf zu verzichten, Ihre schöne Nase in diese Scheußlichkeiten zu stecken?«
»Da ging es um den Toten im Sachsenwald«, sagte Vera, »jetzt geht es um Gerry.«
»Es wird kaum weniger gefährlich sein.«
»Gernhardt vermutet, dass die Fälle zusammenhängen.«
»Wunderbar, und Sie mittendrin im Schlamassel. Wie wollen Sie das Anni verkaufen?«
»Ich denke, Anni versteht das.«
Jan van Engelenburg schüttelte den Kopf.
»Ich kann Ihnen das kaum verbieten, Vera«, sagte er, »ich kann nur einen großen dicken Begleiter an Ihre Seite stellen.«
Vera lächelte. »Dick?«, fragte sie. »Wer soll das sein?«
»Lassen Sie uns nach oben gehen und Kakao trinken«, sagte Engelenburg. »Sie werden eine Tasse voll nehmen und ich eine Kanne. Das ist die Antwort auf Ihre charmante
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