Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
Lust auf diese
Frau haben könnte. Er griff nach seiner Brieftasche und nahm zufrieden das
Schild links neben der Theke zur Kenntnis: «Sofern nicht anders verlangt,
werden Spirituosen hier nur als Doppelportionen ausgeschenkt.»
    Sie saßen freundschaftlich
nebeneinander auf der beigefarbenen Polsterbank an der Wand gegenüber der Theke
und griffen hin und wieder in eine Glasschale mit grünen und schwarzen Oliven,
Silberzwiebeln und Gürkchen, als Ashenden hereinkam, sich umsah und sie
sichtete.
    «Hab mir schon fast gedacht,
daß ihr hier steckt.»
    «Was macht denn Mr. Stratton?»
fragte Sheila.
    «Ich habe ihm beim Frühstück gesehen,
er hält sich sehr tapfer.»
    «Noch nichts Neues von... von
dem, was gestohlen worden ist?»
    Ashenden schüttelte den Kopf.
«Sie scheinen nicht viel Hoffnung zu haben.»
    «Armer Theo», seufzte Sheila.
«Ich muß heute vormittag besonders nett zu ihm sein.»
    «Ich... äh...» Ashenden fühlte
sich sichtlich unbehaglich. «Dr. Kemp ist heute vormittag leider nicht mit von
der Partie.»
    Sofort stellte Sheila die
Stacheln auf. «Verdammter Mist. Und warum nicht?»
    «Mrs. Kemp hat vorhin
angerufen. Er ist nach London gefahren, aber nur für den Vormittag. Sein
Verleger wollte ihn sprechen und da die Übergabe abgesagt ist und so weiter...»
    «Die sollte doch erst heute
abend sein», warf Downes ein.
    «So eine Frechheit», sagte
Sheila erbost. «Du warst dabei, John, als er es versprochen hat. Typisch! Kaum
artet so ein Unternehmen in Arbeit aus, läßt er Cedric und mich im Regen
stehen.»
    «Er wollte versuchen, möglichst
schnell fertig zu werden. Bis zum Mittag dürfte er wieder dasein. Es tut mir
wirklich leid, aber die Gruppe hat sowieso schon einige Enttäuschungen
einstecken müssen, und wenn ihr jetzt nicht...»
    «Unter einer Bedingung, John.»
Sheila lächelte schon wieder. Ashenden verstand und ging mit ihrem leeren Glas
zur Theke.
     
     
    Der Reiseleiter war sehr
zufrieden mit dem Verlauf der Fragestunde. Viele sinnvolle Fragen waren
gestellt worden, und Sheila Williams und Cedric Downes hatten sich glänzend
gehalten, besonders Downes, der genau die richtige Mischung aus Gelehrsamkeit
und Skepsis gefunden hatte.
     
     
    Beim Mittagessen wurde Sheila,
die sich großzügig bei den Aperitifs bedient hatte (als wollte sie auch die
Ration des noch immer durch Abwesenheit glänzenden Kemp nicht umkommen lassen)
unnötigerweise ausfallend.
    «Haben Sie hier in Arksford
studiert, Mr. Downes?»
    «Ja, Mrs. Roscoe. An Jesus,
einem der weniger prominenten Colleges. Eine Waliser Gründung aus dem Jahr
1571.»
    «Ich dachte immer, Jesus wäre
in Cambridge.»
    Diesem Stichwort konnte Sheila
einfach nicht widerstehen. «Aber nein, Mrs. Roscoe! Jesus war an der Fachhochschule
Bethlehem.»
    Es war an sich ein harmloser
Scherz, den Phil Aldrich denn auch pflichtschuldigst belachte. Janet Roscoe
verzog keine Miene.
    «Soll das der berühmte
englische Humor sein, Mrs. Williams?»
    «Wo hätte er sonst schreinern
lernen sollen?» Sheila fand an diesem Witz noch mehr Gefallen als an ihrem
ersten und kicherte schrill.
    Downes fand das Gespräch nicht
mehr lustig und stellte sein Hörgerät nach, das seit ein paar Minuten einen
lästigen Pfeifton von sich gab. Vielleicht hatte er ja auch irgendwas
mißverstanden...
    Doch Janet war nicht bereit,
die Sache auf sich beruhen zu lassen. Sie wußte, daß sie bewußt lächerlich
gemacht worden war, und gab sich jetzt bewußt weiter der Lächerlichkeit preis.
«Ich kann Gotteslästerung nicht amüsant finden. Außerdem gab es in Palästina
damals noch keine Fachhochschulen.»
    Phil Aldrich legte ihr sanft
mahnend eine Hand auf den Arm, während Sheila sich ausschütten wollte vor
Lachen. «Bitte verlachen sie uns nicht allzusehr, Mrs. Williams. Mir ist
durchaus klar, daß einige von uns nicht so gescheit sind wie Sie hier. Deshalb
sind wir ja gekommen: Um ein bißchen von Ihnen zu lernen.»
    Es war eine würdevolle kleine
Rede. Sheila schämte sich plötzlich sehr, und das sah man ihr auch deutlich an.
Sie holte gerade Luft, um eine Entschuldigung vom Stapel zu lassen, als das
Telefon läutete, das auf dem Tischchen am Fenster stand, von dem aus man zum
Taylorean Institute hinübersah.
    Mrs. Celia Freeman, eine sehr
tüchtige Frau mit angenehmer Stimme, nahm den Anruf um 12.35 Uhr in der
Telefonzentrale hinter der Rezeption entgegen. Ungefähr um 12.35. Als sie
später ausführlich zu diesem Punkt befragt wurde, stellte sich heraus, daß

Weitere Kostenlose Bücher