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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Busfahrer ganz klar als Road ausrufen. Ich erwähne
das nur, liebe Freunde, um Ihnen vor Augen zu führen, daß das Leben bei uns in
Oxford nie so simpel ist, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Und jetzt
bitte weiter.»
    «Das wußte ich nicht, Phil»,
sagte Janet Roscoe leise. «Hochinteressant...»
    In der Broad Street, vor der
Master’s Lodge das Balliol, blieb Downes erneut stehen. «Beachten Sie bitte die
Gedenktafel links an der Wand. Hier wurden 1555 und 1556 Latimer und Ridley und
später Cranmer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die Jahreszahlen sind leicht
zu merken, nicht? Die Stelle ist genau bezeichnet, hier das Kreuz auf der
Fahrbahn...»
    Es wurde still in der Gruppe.
Die Phantasiebegabteren sahen jetzt, wie die langen grauen Bärte Feuer fingen,
die knöchellangen Gewänder jäh in einem sengenden Feuersturm aufflammten,
andere mochten die qualvollen Schreie hören, als die gierigen Flammen das
lebendige Fleisch verschlangen... Unberührt gelassen hatten Cedric Downes’
Worte wohl keinen. Vielleicht machte das auch sein Tonfall, der trauervoll war
und von schlichter Würde.
    «So, und damit ist der
Fußmarsch auch schon zu Ende.» Er deutete auf den dreibogigen Eingang des
dreistöckigen Gebäudes, in dem die Oxford-Story untergebracht war.
     
     
    Am gleichen Abend schrieb Miss
Ginger Bonnetti (so war sie getauft, man hatte ihr den Namen nicht etwa wegen
ihrer roten Haare angehängt) einen ausführlichen Brief an ihre verheiratete
Schwester in Los Angeles, eine gewisse Mrs. Georgie (ihr Taufname!) Bonnetti,
die einen Angelo Bonnetti geheiratet hatte (alles interessante Namen und
Tatbestände, an die Morse sicherlich allerlei kluge Betrachtungen geknüpft
hätte, da aber Miss Ginger Bonnetti im weiteren Verlauf der Handlung keine
wichtige Rolle mehr spielen sollte, erfuhr er nie etwas davon).
     
     
    Hey, Schwesterlein! Wir haben
einen tollen Vormittag in Oxford verbracht. Es gibt hier eine
Touristenatraktion, die sich «Oxford-Story» nennt, man sitzt in Wagen, die
aussehen wie diese altmodischen Schulpulte, an denen die Kinder immer paarweise
saßen, weißt Du
noch? Aus dunklem Holz mit schrägen Platten. Da sitzt du also, als wenn gleich
die blöde Lehrerin reinkommt und dich zu einer Strafarbeit verdonnert weil du
was nicht gewußt hast. Und dann gehts rund, sag ich dir. Schade, das ich mir
die vielen berühmten Namen nicht gemerkt habe. Echt berühmt, ehrlich! Man
bleibt ganz gemütlich an diesen Pulten sitzen und hört sich einen Kommentar an,
und den spricht — was glaubst du wohl — Alec Guiness. Diese
Stimme, fänomenal... Ich hab mitgeschrieben wie verrückt und hab auch irgendwo
ein Heftchen für dich, in dem stehen sie alle drin, Roger Bacon, Thomas Bodley,
Karl der Erste (wie klein der war...), Hobbes und Locke, Wilkins (?—kann meine
eigene Schrift nicht mehr lesen), Sir Christopher Wren, Boyle (weißt du noch,
unser Physiklehrer?), John Wessly (oder Wessley?), Alice (jawohl, die auch!),
William Ewart Gladstone und all die anderen Premierminister. Und natürlich Cranmer
und, die protestantischen Märtyrer, und dabei fällt mir ein, das ich noch jede
Menge vergessen habe, hört sich blöd an aber Du weißt schon, wie ich es meine.
Jedenfalls war es riesig, ärgerlich war nur, das der arme Mann vor mir
ununterbrochen von der ganz gräßlichen Frau neben ihm vollgeschwallt
worden ist. Das interessanteste aber hab ich mir bis zum Schluß aufgehoben. Ich
hab dir doch von de m Kleinod erzählt, das eine aus der Gruppe dem Museum in
Oxford stiften wollte. Gestern ist sie an einem Herzinfakt gestorben, die
Ärmste, und jemand hat ihr die Handtasche geklaut, in der das Kleinod, war.
Heutzutage ist man wirklich nirgens mehr sicher. Sie war die ganze Zeit schon
nicht so richtig auf dem Damm, und ihr Mann hat gesagt, sie wußte, das es sie
früher oder später erwischen würde, aber es ist schon traurig — für die Tour,
meine ich. Eddie, ihr Mann, sagt, wir sollen es uns nicht so zu Herzen nehmen,
die Fahrt geht weiter wie geplant, er war ihr Zweiter. Schätze, sie hat das
Geld mit in die Ehe gebracht. Hoffentlich hatte sie sich gut versichert. Du
siehst, wir erleben hier so allerlei! Viele liebe Grüße auch an Angelo
     
    Deine Ginger
     
    P. S. Das hab ich noch
vergessen: Zuerst war es ein bischen gruselig in der Oxford-Story.
     
    P. P. S. Mein Zimmer geht
direkt auf das Ashmolean hinaus, ich hab es auf der beiliegenden Postkarte
angekreuzt.
     
     
    Die Gruppe

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