Tod für Don Juan
zu kommen — wenn Mrs. Williams sich
vielleicht irgendwas einfallen lassen könnte... ein Referat, einen Rundgang...
Ja, und nun sollte man wohl
schleunigst ans Werk gehen, nicht wahr?
Ashenden machte sich sofort
daran, die zahlreichen Punkte auf seiner Liste zu erledigen, als da wären:
Seine Herde zusammenrufen. Den Busfahrer über die Verschiebung der Abfahrtszeit
informieren. Mit Broughton Castle telefonieren, um die Sonderführung zu
streichen. Dem Hotel in Stratford schonend beibringen, daß die für ein Uhr
bestellten dreißig Essen keine Abnehmer finden würden. Und schließlich der
Gastrednerin von der Royal Shakespeare Company versichern, daß sie trotz allem
ihr Honorar bekäme.
Dann ging auch der
Hoteldirektor, nachdem er versprochen hatte, daß seine Sekretärin umgehend
dreißig Kopien des von Morse entworfenen kurzen Fragebogens verfertigen und
herbringen würde. Der Fragebogen sah folgendermaßen aus:
(a) Name…………………………………
(b) Heimatanschrift……………………..
…………………………………….
(c)
Wo gewesen und womit beschäftigt am Freitag, 2. Nov., 15 — 18 Uhr
…………………………………….
……………………………………..
(d)
Name eines Mitreisenden, der die Angaben unter (c) bestätigen kann
……………………………………..
(e) Tag der Ankunft in
Großbritannien
……………………………………..
(f) Unterschrift………….. Datum
………
Sheila Williams war nicht ganz
so vorbehaltlos zur Mitarbeit bereit. «Ich bin gern hergekommen, Inspector, das
wissen Sie. Aber mein Spezialgebiet sind mittelalterliche Manuskripte, und daß
sich dafür viele aus der Gruppe begeistern, kann ich mir ehrlich gesagt nicht
vorstellen. Wenn’s sein muß, laufe ich natürlich mit den Leuten auch in unseren
alten Gemäuern herum und will gern versuchen mich zu erinnern, ob Queens mit
oder ohne Apostroph geschrieben wird, aber sobald es zur Sache geht, kenne ich
mich echt nicht aus.»
Jetzt machte auch Lewis zum
ersten Mal den Mund auf.
«Könnte man nicht die ganze
Gruppe auf eine Rundfahrt verfrachten, eine dieser Bustouren?»
Morse nickte.
«Oder wie wäre es mit der
?» fuhr Lewis fort. «Das ist wirklich etwas ganz
Besonderes.»
«Da waren die meisten gestern
schon», sagte Sheila.
«Wenn wir sie nun einfach
bitten, auf ihren Zimmern zu bleiben und Fernsehen zu gucken», überlegte Morse
laut, zog den Vorschlag aber gleich wieder zurück. «Nein, das geht nicht, heute
kommen ja schon wieder neue Gäste...»
«Oder sie könnten ein bißchen
in Oxford herumlaufen, Sir. Zu sehen gibt’s hier schließlich genug.»
«Herrgott, Lewis, das hatte ich
doch vorhin schon vorgeschlagen!»
«Wie wäre es denn mit Cedric?»
fragte Sheila. «Ich glaube, er ist heute vormittag frei, und wenn er erst mal
in Schwung ist, kann er sehr fesselnd erzählen.»
«Könnte er ein Referat in der
Art halten, wie es gestern Kemp liefern sollte?»
«Das vielleicht nicht, aber
sonst ist er gewissermaßen ein Allround-Talent. Er ist in allem beschlagen —
außer in moderner Architektur vielleicht...»
«Ausgezeichnet! Wenn Sie so
freundlich wären, Ihren vielseitigen Freund anzurufen, Mrs. Williams...»
«Ich glaube, es wäre
wirkungsvoller, wenn die Anfrage von Ihnen käme, Inspector. Außerdem weiß er
vermutlich noch gar nicht, daß—»
«Es sei denn, er wäre Kemps
Mörder», unterbrach Morse sie, ohne die Stimme zu heben.
Cedric Downes hing seit etwa
fünf Minuten am Telefon und bemühte sich zunehmend gereizt, bei British Rail
Zugverbindungen nach London zu erfragen. Von der irrationalen, kaum bezähmbaren
Ungeduld des Chief Inspector, der seinerseits versuchte, ihn zu erreichen,
dazwischen abwechselnd die Inkompetenz der British Telecom verfluchte und die
Bosheit des Universums im allgemeinen beklagte, ahnte er nichts.
«Hallo. Ist dort
British Rail?» (Offenbar Mrs. Downes...)
«Wie bitte?» fragte Morse
verblüfft zurück.
«Ach, entschuldigen Sie bitte!
Mein Mann ist nämlich bei British Rail nicht durchgekommen und hat die
Vermittlung angerufen, und da dachte ich mir...» Was sie sich eigentlich
gedacht hatte, hätte Mrs. Downes ganz offenkundig nicht sagen können. Sie hatte
eine liebenswert konfuse Art, und Morse schaltete auf
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