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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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stehen. Vieles spricht dafür, daß er um 11.30 vom Bahnhof
Paddington hatte zurückfahren wollen, dann wäre er um 12.30 wieder in Oxford
gewesen.
     
    «Haben Sie sich das von British
Rail bestätigen lassen?»
    «Nicht nötig.» Lewis holte den
Fahrplan Oxford—London/ London—Oxford aus der Brusttasche und reichte ihn
Morse. Der schlug kurz nach, wann der Zug, der um 13.30 in Paddington abfuhr,
in Oxford eintraf, zeigte sich aber ansonsten nicht sehr beeindruckt.
    «Wußten Sie, Lewis, daß vor
neun die Fahrkarte dritter Klasse—»
    «Zweiter, Sir.»
    «— ungefähr sieben-, nein,
achtmal so teuer ist wie ein Bus von Gloucester Green nach Victoria?»
    «Fünfmal. Die Busfahrkarte—»
    «Wir sollten die öffentlichen
Verkehrsmittel subventionieren, Lewis.»
    «Ach, wissen Sie, mit Politik
hab ich’s nicht so. Im Gegensatz zu Ihnen, Sir...»
    «Denken Sie nur an Ken
Livingstone. Der hat die U-Bahn subventioniert, und prompt sind alle Leute auf
die U-Bahn umgestiegen.»
    «Und dann haben sie ihn
gefeuert.»
    «Aus Ken Livingstone läßt sich
ein hübsches Anagramm bilden.»
    «Nämlich?»
    «Votes Lenin King. Wählt Lenin
zum König...»
    «Ob den heutzutage noch viele
zum König wählen würden?»
    «Ich dachte nur, Sie hätten
vielleicht Spaß an dergleichen kleinen Geistesblitzen...»
    «War nicht so gemeint, Sir.»
    «Warum fahren Sie eigentlich so
langsam?»
    «Weil ich in geschlossenen
Ortschaften grundsätzlich nicht schneller als siebzig fahre.»
    Morse schwieg, und zwei Minuten
später hielt Lewis vor dem Randolph.
    «Sie denken auch an Ashenden,
ja?» sagte Lewis vorsichtig. «Immerhin hat er Kemps Anruf entgegengenommen. Und
hat fälschlicherweise behauptet, er wäre im Magdalen College gewesen.»
    «Ich denke sogar sehr intensiv
an Mr. Ashenden», bestätigte Morse grimmig und öffnete die Beifahrertür. «Er
soll gleich mal eine kleine Sache für mich organisieren. Ich bin nämlich davon
überzeugt, daß die Reisenden in dieser Gruppe — fast alle jedenfalls — so schuldlos
sind wie Ihre liebe Frau.»
    «Obgleich einer die Sieben so
komisch schreibt.»
    «Ich würde nicht sagen, daß er
sie komisch schreibt, Lewis. Für die Leute vom Kontinent sieht eher unsere
Sieben komisch aus.»
    «Und wie wollen Sie
feststellen, wer es ist?»
    Morse gestattete sich ein
leichtes Lächeln. «Wann genau hat die Historische Städtetour durch England
angefangen?»

26
     
    Willst
du diese Frau zum Weibe nehmen und mit ihr nach Gottes Ratschluß den Bund der
Ehe eingehen? Willst du sie lieben, achten und ehren in guten wie in bösen
Tagen und ihr die Treue halten, bis daß der Tod euch scheidet? (Gebetbuch der
Anglikanischen Kirche, Feier der Vermählung)
     
    Kurz nach halb zehn saß Morse
mit Lewis, Ashenden, Sheila Williams und dem jetzt voll informierten Direktor
des Randolph in einer Suite im ersten Stock zusammen, die letzterer
bereitwilligst der Polizei zur Verfügung gestellt hatte. Morse sprach rasch,
leise und ohne Pause.
    «Ich möchte die Tour nicht eine
Minute länger als nötig aufhalten, Mr. Ashenden, aber für einige Punkte der
Ermittlung brauche ich dringend Ihre Unterstützung. Und auch Ihnen, Sir» — er
wandte sich an den Hoteldirektor — «wäre ich für praktische Hilfestellung
verbunden, ich komme gleich noch darauf zurück. Wenn Sie, Mrs. Williams, uns
ebenfalls behilflich sein könnten, wäre ich — wären Sergeant Lewis und ich sehr
froh.»
    Dann erläuterte der Chief
Inspector seine Strategie.
    Die Gruppe würde statt um halb
zehn frühestens gegen Mittag aufbrechen können, und es wäre wohl zweckmäßig,
hier im Hotel einen kleinen Imbiß bereitzustellen, falls die Küche das
einrichten könnte (der Hoteldirektor nickte). Man würde die Reisenden in Kürze
(Ashenden spürte den Blick zweier durchdringender blauer Augen) irgendwo im
Hotel zu einer Besprechung zusammenrufen (der Hoteldirektor nickte wieder, die
St. John’s Suite war frei), Morse würde dann die Gruppe so weit einweihen, wie
er für richtig hielt, wobei er zugab, daß Gerüchte seit Vergils Zeiten wenig
von ihrer Schnellfüßigkeit eingebüßt hatten und die meisten Reisenden wohl
schon mehr oder weniger wußten, was geschehen war. Bei ihren weiteren
Ermittlungen hätte es die Kriminalpolizei leichter, wenn die Gruppe für den
Rest des Vormittags beschäftigt werden könnte. Und wenn Mrs. Williams — der er,
Morse, außerordentlich dankbar war, daß sie sich auf seinen Anruf hin bereit
erklärt hatte, ins Randolph

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