Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
von entscheidender Bedeutung. Um drei
ist Kemp in Oxford angekommen.»
    «Ein überzeugendes Argument»,
sagte Ashenden nachdenklich.
    «Würde man Sie in dem Wettbüro
wiedererkennen?» fuhr Lewis fort.
    «Das weiß ich nicht. Es waren
eine ganze Menge Leute da, acht bis zehn und für manche Rennen vielleicht noch
mehr. Aber ob jemand mich wiedererkennen würde...»
    «Aber Ihre Wettscheine hat das
Büro behalten, nicht?»
    «Die hätte es behalten, wenn
der Gaul gewonnen hätte.»
    «Um so bedauerlicher, daß Sie
nicht auf einen Sieger gesetzt haben. Sie hätten Ihren Gewinn kassieren und
sich gleichzeitig ein Alibi beschaffen können.»
    «Jaja, das Leben bietet so
manche Enttäuschung, Inspector, wie Sie sicher —» Ashenden unterbrach sich und
holte eine schwarzlederne Brieftasche aus der Brusttasche seines Sportsakkos.
«Wenn ich Glück habe... Ja, Gott sei Dank. Ich dachte schon, ich hätte sie
zerrissen.»
    «Bei den Wettbüros soll man ja
überall knöcheltief durch zerrissene Wettscheine waten», sagte Morse und
musterte die beiden rosa Zettel.
    «Die können Sie jetzt guten
Gewissens auch vernichten, Inspector.»
    «Ich werde mich hüten,
Beweismaterial zu vernichten! Da kennen Sie uns aber schlecht, was, Lewis?»
    Ashenden schien etwas
verunsichert, tat aber die Bemerkung mit einem Schulterzucken ab. «Sonst noch
was?»
    «Eigentlich nicht», erwiderte
Morse. «Aber — reich wird man nicht von Pferdewetten. Und eine ziemlich
halbseidene Angelegenheit sind sie außerdem.»
    «Sie sollten vielleicht doch
irgendwann mal in ein Wettbüro gehen, das läuft dort heutzutage alles ganz
gesittet — »
    Morse unterbrach ihn. Die blauen
Augen funkelten kalt. «Jetzt hören Sie mal zu, mein Junge. Von Ihnen laß ich
mir erst dann was über Pferdewetten erzählen, wenn Sie so viel Geld beim
Buchmacher gelassen haben wie ich. Alles klar?» Er wischte das Thema mit einer
verächtlichen Handbewegung vom Tisch. «Und sagen Sie dem Busfahrer, er kann um
fünf losfahren, das wird Ihre Schäfchen freuen. Bis Stratford sind es nur
siebenunddreißig oder achtunddreißig Meilen, und die hat Lewis schon mal in
einer halben Stunde geschafft.»
     
     
     

38
     
    Der
West glimmt noch von schwachen Tagesstreifen:
    der
Reiter spornt nun eil’ger das Pferd, zur Schenke
    noch
zu kommen. ( Shakespeare , Macbeth)
     
    Die meisten Reisenden in dem
Bus, der in nördlicher Richtung die Woodstock Road hinunter und von dort auf
die A 34 fuhr, hüllten sich in Schweigen. Vielleicht kreisten ihre Gedanken
noch um all das Rätselhafte und Unheilvolle, was in Oxford geschehen war und
nun hinter ihnen lag. Da würden sie nach ihrer Heimkehr schön was zu erzählen
haben! John Ashenden, der auf dem Gangplatz in der ersten Reihe links saß,
überlegte, ob er zum Mikrophon greifen und etwas über Somerville College sagen
sollte, über das Radcliffe Infirmary, den Tower of the Winds, die großen roten
Backsteinhäuser aus der Zeit um die Jahrhundertwende und über die St. Edward’s
School, ließ es dann aber lieber sein. Ihm stand der Sinn nicht nach
belehrenden Erläuterungen, und seinen Schützlingen, soweit er das beurteilen
konnte, ebensowenig.
    Ihm gegenüber, auf dem Platz
hinter dem Fahrer, saß mit verkniffenem Gesicht Mrs. Roscoe und steckte ihre
hübsche kleine Nase in den Mittsommernachtstraum. Gleich hinter ihr
saßen Howard und Shirley Brown stumm und bedrückt beisammen. Unmöglich, ihnen
anzusehen, was sie gerade dachten — und nicht einmal sie selbst hätten darüber
klar und eindeutig Auskunft geben können. Hinter den Browns hatten wie stets
die mysteriösen Kronquists ihren Platz, inzwischen das einzige ausgewiesene
Ehepaar der Reisegruppe, zwischen denen bisher noch kein Wort — nicht einmal
die nichtssagendste Bemerkung — gefallen war. Sie las Lark Rise to
Candleford , er studierte den Führer zum guten Bier 1991
(Neuerscheinung). Ganz hinten, als wolle er möglichst viel Abstand zu der
Frau halten, die ihn von Anfang an öffentlich als ihren Begleiter, Freund und
Führer beansprucht hatte, saß Phil Aldrich und arbeitete sich langsam durch die
Abendausgabe der Oxford Mail. Die plötzliche Abkühlung in der Beziehung
der beiden Senioren war auch ihren Mitreisenden nicht verborgen geblieben und
lieferte eins der wenigen Gesprächsthemen, indes der Bus jetzt auf der
Schnellstraße Richtung Woodstock seine Fahrt beschleunigte.
    Nur zwei Reisende aus der
Gruppe, die vor fünfzig Stunden im Randolph eingetroffen waren,

Weitere Kostenlose Bücher