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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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fixieren konnte.
    «Da wäre noch eine Kleinigkeit,
Inspector...»
    «Nämlich?»
    «Als ich gestern zur Kehle Road
ging, habe ich jemanden an der Haltestelle vor der St. Giles’ Church stehen
sehen, Richtung Summertown. Jedenfalls nehme ich an, er wollte nach
Summertown.»
    «Und wen haben Sie dort stehen
sehen, Sir?»
    «Mr. Ashenden.»
     
     
    «Ich glaube das einfach nicht»,
sagte Morse, als Brown weg war.
    «Meinen Sie damit, daß Sie
überlegen, wen Ashenden wohl gesehen hat?»
    «Genau.»
    «Es hat sich eigentlich
angehört, als ob er die Wahrheit sagt.»
    «So hört es sich bei den
meisten an, Lewis. Aber irgend jemand sagt uns eben nicht die Wahrheit. Irgend
jemand hat den Wolvercote-Dorn gestohlen, und irgend jemand hat Kemp ermordet.
Jetzt muß ich nur noch die Verbindung finden.»
    «Und wenn es die gar nicht
gibt?»
    Aber ebensogut hätte Lewis ein
Selbstgespräch führen können.

37
     
     
    Sic, ne perdiderit, non cessat perdere lusor. (Um sich für seine Verluste
schadlos zu halten, setzt der Spieler unermüdlich auf die Verlierer.) ( Ovid ,
Ars Amatoria)
     
    Ashenden, der in der Lounge
schon wieder von der kleinen Nervensäge aus Sacramento bearbeitet wurde, war
offenbar heilfroh, daß ihm die Gelegenheit zur Flucht geboten wurde, auch wenn
die Alternative eine Vernehmung durch Chief Inspector Morse war..
    «Haben Sie immer solche Typen
dabei?» erkundigte sich Lewis mitfühlend.
    «Sie ist schon ein besonders
krasser Fall», räumte Ashenden ein und lächelte leicht erschöpft. «Aber
menschlich ist Janet, wenn man sie näher kennt, noch lange nicht die
Schlechteste.»
    «Wie die jemals einen Mann
bekommen hat, fragt man sich trotzdem.»
    Sie hatten inzwischen die Bar
betreten. Ashenden nickte. «Der Ärmste!»
    Bei diesem Kandidaten
verzichtete Morse auf alle Raffinessen, er spielte einfach seine Asse aus und
wartete ab. Frage: Warum hatte ihm Ashenden das Märchen von der Besichtigung im
Magdalen aufgetischt? Antwort: Ein Märchen war es ja nicht direkt gewesen, er
war tatsächlich zum Magdalen gegangen und hatte dort beim Pförtner erfahren,
daß es geschlossen war, dann war er einfach weitergelaufen: über die Brücke, um
das Plain herum und dann über die High zurück. Eine kindische Lüge, gewiß, aber
er hatte einfach keine Lust gehabt, langwierige und überflüssige Erklärungen
abzugeben. Frage: Was hatte Ashenden gestern nachmittag gegen zwei gemacht?
(Morse gab zu erkennen, daß er durchaus bereit war, sich eine «langwierige und
überflüssige Erklärung» anzuhören.)
    «Das ist kein Geheimnis,
Inspector. Ich hatte sogar einem unserer Ehepaare — Mr. und Mrs. Kronquist,
glaube ich — , Bescheid gesagt, daß ich nach Summertown fahre.»
    «Und warum? Sie sind
schließlich ein freier Mann.»
    Ashenden überlegte einen
Augenblick. «Inzwischen hatte ich begriffen, daß meine Angaben darüber, wo ich
gewesen war, als... äh...»
    «— als der Wolvercote-Dorn
gestohlen wurde», half Morse nach.
    «Ja, ganz recht — als der
Wolvercote-Dorn gestohlen wurde, Sie offenbar nicht so ganz zufriedengestellt
hatten, und da dachte ich mir, es wäre vielleicht gar nicht so dumm, irgendwo
zu hinterlassen, wohin ich wollte.»
    «Und wohin wollten Sie?»
    Ashenden war sichtlich nicht
wohl in seiner Haut. Er holte tief Luft. «Ich habe den Nachmittag im Wettbüro
von Summertown verbracht.»
    Lewis sah auf. «Das ist ja noch
kein Verbrechen.»
    «Ganz recht», bekräftigte
Morse. «Es ist nicht verboten, die Buchmacher reich zu machen.»
    Ashenden entspannte sich etwas.
«Ich hatte da einen Tip bekommen. Von einem Typ aus Newmarket, der mir im University
Arms in Cambridge über den Weg gelaufen war. Ein Gaul in Fontwell Park,
draußen in der Provinz.»
    «Und weiter?»
    «Das war’s eigentlich schon.
Ich suchte mir noch ein Pferd in dem Lauf davor aus, war gegen halb drei beim
Buchmacher, setzte drei Pfund auf das Pferd in dem Rennen um zwei Uhr fünfzig
und fünf Pfund auf diesen angeblich todsicheren Tip in dem Rennen um drei Uhr
fünfzehn oder drei Uhr zwanzig.»
    «Wieviel haben Sie gewonnen?»
    Ashenden schüttelte bekümmert
den Kopf. «Von Pferden verstehen Sie wohl nicht allzuviel, Inspector.»
    «Gibt es in dem Wettbüro
Unterlagen, aus denen hervorgeht, daß Sie dort waren, Sir?» erkundigte sich
Lewis, und Ashenden rückte seinen Stuhl zu ihm herum. «Wollen Sie damit
andeuten, daß ich womöglich nicht dort war?»
    «Nein, Sir, natürlich nicht,
aber genau diese Zeitspanne ist nun mal

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