Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
saßen
nicht mehr an ihren angestammten Plätzen in der Reihe hinter Mrs. Roscoe. Mrs.
Laura Stratton lag nach wie vor in der Leichenhalle von St. Aldate’s, und ihr
Ehemann war mit voller Zustimmung des Chief Inspector nachmittags nach London
gefahren, wobei er nicht (wie angeblich bei einer früheren Gelegenheit) in
Didcot Parkway Station gemacht hatte, sondern sich über Reading, Maidenhead und
Slough direkt nach Paddington und von dort mit dem Taxi zur Zentrale des
Reiseunternehmens in Belgravia begeben hatte, um den Letzten Willen und die
letzte Reise der ihm gesetzlich Angetrauten zu besprechen.
    Während der Bus hinter
Woodstock bergan donnerte, sah Ashenden erneut etwas besorgt auf die Uhr. Er
hatte dem Swan Hotel in Stratford telefonisch 18.15 Uhr als neue
Ankunftszeit durchgegeben. Das würde knapp werden, aber es lohnte nicht,
deswegen den Fahrer zu einer Geschwindigkeitsüberschreitung zu verleiten. Wenn
sie ein bißchen später kamen, war das auch kein Beinbruch. Die Vorspeise —
zwanzig Portionen «Mousse von schottischem Räucherlachs» sowie einmal
Möhrensaft für die einzige Vegetarierin — konnte nicht kalt werden.
    Ob Inspector Morse wirklich ein
so bemerkenswerter Mann war, wie die meisten Leute zu denken schienen? Ein Mann
von so scharfem Verstand, daß selbst der legendäre Mycroft ein wenig ins
Schwimmen geraten wäre? Kann ich mir nicht vorstellen, dachte Ashenden, und je
weiter sie auf ihrem Weg über die A 34 Oxford hinter sich ließen, desto weniger
war er von dem sagenhaften Ruf des Chief Inspector überzeugt.
    Es würde schon alles gutgehen.
     
     
     

39
     
    I
feel like I done when Slippery Sun
    Romped
‘ome a winner at 30 to 1.
    (A.
P. Herbert, «Derby Day»)
     
    Vom Fenster der Lounge aus
blickten Morse und Lewis dem Bus nach.
    «Ob wir die wohl je
wiedersehen?»
    «Kaum», sagte Morse kurz
angebunden.
    «Soll das heißen, daß Sie eine
Idee haben, wer —»
    «Ideen, Lewis. Plural. Selten
hatten wir so viele Spuren, allerdings habe ich das unangenehme Gefühl, daß wir
die wichtigsten übersehen haben —» Morse unterbrach sich und kam auf seine
Lieblingstheorie zurück. «Wieder dreht sich alles um das unglückselige Thema
Liebe, und ich bin immer noch der Meinung, daß Kemp sterben mußte, weil er sich
einmal zuviel in eine hübsche Frau verguckt hatte.»
    «Ich weiß, daß es Sie nervt,
wenn ich Sie an Mrs. Kemp erinnere, Sir, aber meinen Sie nicht, wir sollten —»
    Morse überhörte den Einwurf.
«Warum war er nackt? Zunächst drängt sich als Erklärung natürlich auf, daß der
Transport so einer Leiche eine ziemlich unappetitliche Angelegenheit ist.
Eimerweise Blut, sagt Max, und wenn man so was über den Anzug, übers Kleid
bekommt... Es wäre eine Möglichkeit, Lewis. Denkbar ist auch, daß man ihn
ausgezogen hat, um die Identifizierung zu erschweren. Je später sie erfolgt —»
    «— um so schwieriger wird es,
ein Alibi zu widerlegen.»
    Morse nickte. «Aber beide
Erklärungen befriedigen mich nicht recht.»
    «Sie glauben, er hatte sich
gerade — äh — in Liebe mit einer Lady verbunden?»
    «Ganz recht, Lewis: Er lag mit
einer Frau im Bett. Und da diese Frau nicht seine Angetraute gewesen sein kann,
weil sie durch den Unfall... ähem... stellt sich die Frage, wer es sonst
gewesen sein könnte. Ein überzeugendes Szenario: Der Ehemann — oder wer immer
der eifersüchtige Partner gewesen sein mag — stürmt ins Boudoir und erwischt
die beiden beim Bumsen. Nur — wer war die Frau? Daß es Sheila Williams war,
kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Nein, ich wette, er hatte eine neue
Eroberung gemacht, eine muntere, knackige, jederzeit verfügbare,
temperamentvolle junge Stute aus gutem Stall, und da wäre das Naheliegendste —»
    Morse unterbrach sich. Seine
Gedanken hatten wieder mal eine Dreiviertelmeile Vorsprung vor dem Leid. Er
hatte sich auf dem Weg zum Randolph die Times gekauft, bisher
aber nur die Schlagzeilen überflogen. Jetzt warf er noch einen Blick auf die beiden
Wettscheine, die vor ihm auf dem Tisch lagen, blätterte den Wirtschaftsteil
durch, bis er zum Sport kam, und las die Ergebnisse der gestrigen Rennen in
Fontwell Park. Ashendens Einsatz für das 14.50 Uhr-Rennen — drei Pfund auf Sieg
für Golden Surprise — hatte offenbar dazu beigetragen, den Buchmachern
weiterhin eine angenehme Lebensführung zu sichern. Doch dann las Morse die
Ergebnisse des Rennens von 15.15 Uhr und machte große Augen:
     
    1
THETFORD QUEEN (J. Francis) 30:

Weitere Kostenlose Bücher