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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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Neues?«
    »Ja. Die ehemalige Chefin deiner Schwiegermutter ist umgebracht worden.«
    »Furchtbar«, erwiderte er flach, doch sein Gesichtsausdruck strafte seine Worte Lügen.
    »Horst? Willst du Kaffee oder Tee?«
    Im Hintergrund erschien eine Person, die schon fast klischeehaft aus den Witzblättern entnommen schien. Groß. Blond. Lange Beine. Ich kannte sie vom Sehen. Sie machte irgendwas im Sekretariat des Golfclubs.
    Männer trösteten sich schnell und unkompliziert. Die Blusen der Exfrau wurden im Kleiderschrank zur Seite geschoben. Platz für die Tangas des mobilen Ersatzkommandos.
    Demnächst würden Friederikes Sachen im Diakonieladen hängen.
    »Wir sprechen uns später, ja?«
    »Ja«, rief er mir nach. »Danke. Melde dich mal!«
    * * *
    »Das ist … unglaublich. Unglaublich.«
    Elena schüttelte den Kopf.
    »Weißt du, was du jetzt machen musst?«
    »Nochmals zur Polizei gehen.«
    »Sie werden dir jetzt so wenig glauben wie zuvor. Nein, du musst versuchen, dich an alles zu erinnern, was diese Friseurin Frau Stolze … meine Güte, es tut mir ja doch ein wenig leid um die alte Haut … Denk nach, überleg dir, was hat die kleine Friseurin in dem ersten Gespräch mit dir alles erzählt? Einen Namen?«
    Elena war bei mir zu Besuch. Ich hatte sie auf dem Handy erwischt, als sie gerade vom Masseur kam. Die »Freundinnen des Balletts« finanzierten durch eine ihrer Stiftungen Massage und Krankengymnastik für die gesamte Balletttruppe. Um ihre Mädchen anzuhalten, dieses sinnvolle Angebot wahrzunehmen, ging auch Elena gelegentlich dorthin, obwohl sie selbst immer noch so biegsam wie Gummi war.
    »Mineralwasser, danke, ohne Kohlensäure.«
    Ich versuchte, mich an dieses erste Gespräch mit Frau Stolze zu erinnern. »Sie hat von Friederike erzählt. ›Das arme Ding.‹ Und dass sie stets ein wenig zu dick war. Dass Marianne unbedingt noch ein Kind wollte … mehr fällt mir nicht ein.«
    »Schade.« Elena sah auf die Uhr. »Ich muss los. Ist Lavinia da? Ich kann sie gleich mitnehmen.«
    Ich lachte. »Das wird ihr eine Ehre sein. Mit der Chefin ins Theater. Kommt fast einer Beförderung gleich. Sie ist unten. Ich wollte heute sowieso ihr Bett frisch beziehen. Sag ihr, sie soll alles liegen lassen.«
    Als die beiden kurze Zeit später wegfuhren, seufzte ich.
    Es ging voran und doch nicht.
    Arme Friederike. Ihr musste schwindelig geworden sein, als sie den Inhalt der Schatulle studierte.
    Ich fühlte auf einmal das Bedürfnis, mich bei Janine zu entschuldigen. Wahrscheinlich war das alles tatsächlich ein Zufall gewesen. Das Kind konnte nichts dafür.
    Nachdenklich ging ich hinunter in Lavinias Zimmer. Öffnete das Fenster. Hob ihre alten Ballettschuhe auf, die sie jetzt als Hausschuhe benutzte. Lächelte, als ich ein zerknülltes T-Shirt auf dem Boden sah, auf dem die Worte »I’m the best« standen.
    Da bewegte sich etwas in dem T-Shirt. Aus den Falten ragte ein haariger Arm heraus, dann krabbelte der Rest des Spinnenkörpers hervor, kroch aus dem Hemd über den Teppich. Ich wollte schreien. Ich konnte nicht. Wie gebannt sah ich der Spinne zu, wie sie sich orientierte und dann langsam loslief. Auf mich zu. Wie ferngesteuert.
    Kalt wie Eis lief es mir den Rücken herunter. Endlich konnte ich mich umdrehen und mit gallertartigen Beinen, die beinahe wegknickten, aus dem Zimmer laufen. Draußen wurde mir schlecht. Schlecht vor Angst.
    Ich rannte aus dem Haus. Zur Nachbarin. Dort fing ich an zu weinen.
    * * *
    Zwei Tage später. Donnerstag.
    Ein Kammerjäger hatte das Haus untersucht. Die Spinne hatte noch in etwa da gesessen, wo ich sie zuletzt gesehen hatte. Diese kaltblütigen Dinger bewegten sich nicht viel. Mit einem Spezialhandschuh hatte er sie in ihren Behälter zurückbefördert.
    Lavinia war untröstlich. Sie entschuldigte sich tausendmal. Sie verstehe das nicht. Das Glasgefäß sei verschlossen gewesen. Wie immer. Wenn sie das Gefäß reinige, setze sie die Spinne vorübergehend in die Badewanne. Da könne sie nicht entkommen. Und danach gehe es sofort wieder zurück ins Gefängnis.
    Sie bedauere, dass ich einen solchen Schreck bekommen hätte. Und sie werde die Spinne weggeben. Ich müsse sie nie wiedersehen.
    Tatsächlich verschwand die Spinne. Ich hatte keine Ahnung, wohin. Ich wollte es nicht wissen.
    Ich verdrängte sie und ihren Anblick, ebenso wie ich versuchte, die beiden Morde zu verdrängen. Es wurde Zeit, dass ich ins Leben zurückkehrte und mir überlegte, was ich mit meinem vermutlich

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