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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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schüttelte den Kopf.
    Ich würde wetten: Seine nächste Partnerin wird eine schlanke Elfe mit Kleidergröße sechsunddreißig und einer Vorliebe für Sonnen-, Nagel- und Kosmetikstudios.
    »Horst, wir haben an dem Samstagmorgen, an dem sie starb, sehr viele Leute getroffen, die am Abend zuvor auf eurer Party waren. Alle haben den Abend gelobt und sich nochmals bedankt.«
    »Ja. Es war zu bedauerlich, dass du nicht kommen konntest.«
    Ich lachte. »Ich? Gott, nein. Horst, auch wenn du es nicht so gerne hörst, aber ich bin nicht scharf auf spaßfreie Partys, die von aufstrebenden Politikern nur deshalb gegeben werden, damit die richtigen Leute mit den richtigen Leuten zu seinem Wohle am Büfett zusammentreffen!«
    Er nickte abgeklärt. »Friederike auch nicht. Obwohl ja durchaus intelligent, war sie leider gesellschaftlich nicht sehr gewandt. Anders als du. Du könntest, willst aber nicht. Ich war sehr froh, dass sie mit dir einkaufen gehen wollte. Sie hat wie ein Kind jedem davon erzählt und sich sehr auf den Vormittag gefreut.«
    Meine Güte. Ich würde es für mich behalten, wenn ich meinem eigenen Geschmack nicht vertrauen könnte. Friederike war eben immer ein bisschen zu sehr bemüht und zu dankbar für Kleinigkeiten.
    »Es hat mich schon gestört, dass Kollegen und vor allem Kolleginnen manchmal die Nase über sie rümpften. Ich verstehe nicht viel davon, aber als Politikergattin sollte man nicht bei  C & A  einkaufen, oder?«
    »Ich kenne keinen Laden dieses Namens«, versetzte ich würdevoll. Trotzdem wurde mir Horst sekündlich unsympathischer. Der typische Ehemann unserer Kreise, der unbewusst auch gleich die Frage beantwortete, woran diesen Männern eigentlich mehr lag: am Verstand oder am Aussehen ihrer Gattin.
    Es schien mir an der Zeit, zu meinem eigentlichen Anliegen zu kommen.
    Ein Auto fuhr an uns vorbei, trotz Fußgängerzone, und brachte Blumen in den badischen Farben Gelb-Rot für eine Beerdigung oder eine Hochzeit in die Kirche. Ich liebe den Platz vor der St.-Martins-Kirche, denn mit seinen Bäumen, Bänken und dem Blick über den flachen Fluss auf die Häuserzeile am anderen Ufer hat er etwas Französisches. Nicolaus und ich wurden dort kirchlich getraut. Die standesamtliche Zeremonie hatte im Ettlinger Schloss stattgefunden, dessen barockes Ambiente auch bei Heiratswilligen von außerhalb beliebt war. Markgräfin Sibylla Augusta wusste schon, warum sie sich hierher zurückzog.
    »Horst, jemand hat mir berichtet, Friederike habe sich in letzter Zeit mit ihrer Familiengeschichte befasst.«
    Er seufzte wieder, trank seinen Kaffee aus und warf einen verstohlenen Blick auf seine Uhr.
    Männer hatten das Talent, die Tagesordnung nicht aus den Augen zu verlieren, während frisch zurückgebliebene Frauen zunächst endlos über ihren Mann sprechen konnten. Doch dann drehte sich der Wind. Während Männer im privaten Kreis noch lange Zeit weiterjammerten und sich selbst bedauerten, schüttelten sich die Frauen irgendwann wie eine nasse Katze und machten mit ihrem Leben weiter.
    »Ja, das ist wahr. Meine Güte, du erinnerst mich. Ich hätte der Polizei vielleicht die Sache mit dem Kästchen und den Papieren erzählen sollen. In all dem Wirrwarr habe ich wirklich nicht mehr daran gedacht. Das hat aber bestimmt nichts mit dem Mord zu tun. Kann ich mir zumindest nicht vorstellen.« Er starrte in seine leere Kaffeetasse.
    »Dann erzähl es jetzt wenigstens mir.«
    »Ja, ja. Aber ich muss damit trotzdem bald zur Kripo und es diesem kaltschnäuzigen Kommissar mitteilen. Nicht dass da Indizien übersehen werden. In meiner Stellung muss ich nun mal besonders vorsichtig sein. Also, Friederike hatte vor etwa einem Jahr im Fernsehen einen Bericht über Kinder gesehen, die erst spät erfahren haben, dass ihr Vater nicht ihr Vater war. Und die sich ein Leben lang wie Fremde in der Familie gefühlt haben. Plötzlich sagte sie, genau so sei es ihr ergangen. Sie habe sich immer als Außenseiterin empfunden. Als wachse sie in der falschen Familie auf. Da es bei einer Mutter ja kaum Zweifel über die Urheberschaft gibt, hat sie sich darauf versteift, ihr Vater sei nicht ihr leiblicher Vater gewesen. Der Mann war schon seit ein paar Jahren tot. Ein Unfall. Ich habe ihn überhaupt nicht mehr kennengelernt. Sie hat dann angefangen, ihre alte Mutter damit zu nerven. Sie solle ihr die Wahrheit sagen. Sie wolle etwas über ihre Wurzeln erfahren.«
    »Und?«
    »Das waren teilweise ziemliche Szenen, die sie der armen Frau da

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