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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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einkaufen gegangen, wäre es vielleicht nicht passiert.«
    »Kaffee, bitte«, bestellte Horst nüchtern, nachdem er sich von meinem Blick etwas erholt hatte. »Was nimmst du? Latte? Ja, eine Latte bitte noch für die Dame.«
    Ich lächelte verhalten. Mehr Entgegenkommen mussten sich die Leute erst verdienen.
    Er wandte sich mir zu. »Du kannst nichts dafür. Der Mörder hätte jede Frau umgebracht, die er in dieser Umkleidekabine erwischt hätte. Ein Verrückter. Friederike war zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie hat doch niemandem etwas getan. Die Polizei hat auch nichts finden können. Kein Motiv. Oder hast du vielleicht doch irgendetwas bemerkt? Etwas gehört?« Beinahe ängstlich klebte sein Blick an mir.
    Die Kellnerin kam. Wir verteilten die Tassen vorsichtig auf dem runden Eiscafétischchen, die in solchen Cafés immer irgendwie zu klein zu sein schienen.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das hat mich die Polizei natürlich auch gefragt. Aber ich habe niemanden gesehen, der sich auffällig benommen hat. Es war ein ganz normaler Samstagmorgen, außer dass Marktfest war. Du weißt, in unserem idyllischen Städtchen ist dann immer besonders viel los.«
    Er nickte, als wüsste er es. Dabei hatten unsere Männer keine Ahnung, wann das Marktfest stattfand oder wann überhaupt irgendwo etwas los war. Wir sagten es ihnen, und sie dackelten dann neben uns her, hoffend, dass sie es bald hinter sich hätten.
    »Zusätzlich war natürlich noch Wochenmarkt, alle Leute sitzen vor den Cafés, alle machen Besorgungen. Jeder kennt sich, man trifft Leute, kleine Grüppchen ziehen zusammen in ein Café oder ein Bistro oder gehen hinüber zum Vogelbräu. Ich habe an dem Morgen fast alle Leute gesehen, die wir hier so kennen. Es war schönes Wetter und eine günstige Uhrzeit. Halb zwölf. Die Pistengänger hatten ausgeschlafen, und auch diejenigen, die am Abend in Kultur gemacht hatten, waren schon unterwegs. Es war ein typischer badischer Gute-Laune-Tag.«
    Horst seufzte. Starrte in seine Tasse. Trübe hob er den Blick und sagte: »Ja, das ist es, was mir hier in der Gegend so gut gefällt. Man lebt beinahe wie im Süden, und ein paar Meter weiter fängt schon der Schwarzwald an. Zumindest die Ausläufer davon. Jedenfalls gibt es hier überall genug verdammten Wald, oder etwa nicht? Man muss doch nicht jeden Grashalm bewachen, oder?«
    Er hing offenbar ganz eigenen Gedanken nach.
    Ich betrachtete dabei mein Thomas-Sabo-Armband und zählte die Anhänger. Beim Eiffelturm blieb ich hängen. An jedem Hochzeitstag in den letzten Jahren hatte ich mir einen Anhänger gekauft. Es brachte nichts, als Frau darauf zu warten, dass dein Ehemann deine Gefühle und Wünsche erriet. Erfüll sie dir lieber selbst, und zwar am besten mit seiner Kreditkarte.
    »Friederike war auch gerne hier. Der Gedanke, nach Berlin umzuziehen, war ihr nicht angenehm. Doch mein Wechsel dorthin ist ja auch noch lange nicht sicher. Nach der Geschichte erst recht nicht. Da bleibt immer was hängen. Wirst du auch noch merken.«
    Danke, Horst.
    »Meine Frau …«, bei dem Wort schluckte er, »liebte die Natur. Sie ist gerne gewandert. Und erst vor ein paar Wochen ist sie sogar das Albtal entlanggeradelt, bis über den Hügel nach Gernsbach ins Murgtal. In letzter Zeit war sie so aktiv. Ich war froh, dass sie ihre verschiedenen Ängste überwunden hatte. Sie war sogar bei einer Therapeutin deswegen. Hast du das gewusst, Swentja? Die Polizei hat mit der Frau gesprochen, aber da kam nichts dabei heraus.«
    »Schweigepflicht«, bemerkte ich.
    »Ach so. Gerade war sie am Aufblühen. Sie hatte sogar eine kleine Clique zum Laufen gefunden. Die sind über die Felder gerannt, immer an der Alb entlang bis nach Karlsruhe. Dann haben die Dämchen in Weiherfeld was getrunken und sind mit der Straßenbahn zurück.«
    Ich verzog das Gesicht. Dämchen! Hinter den meist zu dicken Hintern anderer Frauen und ihrem preiswerten Deo herzulaufen, war nicht meine Sache.
    »Ja, sie war nicht unsportlich, aber bescheiden. Sie machte sich eben nicht viel aus ihrem Aussehen und stand nicht dauernd vor dem Spiegel. Sie war mehr … der kreative Typ. Im Geheimen allerdings. Kannst du dir vorstellen, dass ich sie regelrecht überreden musste, am Abend unserer Party erstmals ihre neuen Wolkenbilder im ersten Stock oben aufzuhängen? Wolken in allen Farben. Gar nicht mal schlecht, aber sie war so unsicher. ›Zeig sie doch mal‹, habe ich gesagt. ›Pass auf, du verkaufst noch eins.‹«
    Er

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