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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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hatte die besten Erfahrungen damit gemacht, Männer für mich arbeiten zu lassen. Kürzlich hatte ich in einer der Frauenzeitschriften, die ich akribisch archivierte, gelesen, dass die meisten Dominas eine Art Haushaltssklaven halten, der für sie kleinere Aufträge und Reinigungsarbeiten ausführt. Dafür treten sie ihn mit der Spitze ihrer schwarzen Lackstiefel in den Hintern oder peitschen ihn aus. Dominas waren kluge Frauen, fand ich.
    Leise klimperte mein Holzreif, als er gegen die Flasche schlug. Das Wasser perlte ins Glas.
    »Warum stiehlt jemand ein Kästchen mit alten Papieren?«, überlegte ich.
    Horst schüttelte schon wieder den Kopf. Er musste abgenommen haben. Seine Goldbrille saß nicht mehr perfekt. Sie wackelte und verrutschte schließlich.
    »Da Friederike sich offenbar für ihre Vorfahren interessiert hat, vielmehr für ihren wahren Vater, könnte sich in den Unterlagen ihrer Mutter die Antwort darauf befunden haben. Und dieser wahre Vater hatte vielleicht keine Lust auf späten Familienzuwachs. Je nach momentaner Lebenslage kann so etwas auch nach vielen Jahren noch sehr peinlich sein.«
    Horst schüttelte noch immer den Kopf und murmelte vor sich hin.
    Ich beobachtete ihn mit leiser Verachtung. Politiker! Besessen von ihren durchorganisierten Zwölf-Stunden-Tagen. Aus der Bahn geworfen, wenn die kleinen und großen Tragödien des Lebens sich nicht an ihren Terminkalender hielten.
    Friederike war tot. Mir tat es auch leid um sie, aber Menschen sterben nun mal gelegentlich vor der Zeit. Es war tragisch, doch das Leben hielt nur einen Moment lang an, und dann tickte die Uhr von uns anderen einfach wieder im gewohnten Tempo. Selbst ohne mich würde es eines Tages weitergehen, obwohl mir der Gedanke unsympathisch war. In den Boutiquen würde man meine Goldkarten einziehen, meine Adresse in der Kartei löschen, und das wäre es gewesen.
    Friederike war nicht mehr zu helfen, aber man konnte wenigstens versuchen, ihren Mörder nicht einfach so davonkommen zu lassen. Doch wohl kaum, indem man bloß den Kopf schüttelte und stöhnte. Ich stand auf und blickte auf Horst hinunter.
    »Ich werde diese Ahnenforscherin aufsuchen und mit ihr sprechen. Du gibst mir bitte baldmöglichst eine vollständige Liste der Leute, die auf eurer tollen Party waren. Vor allem die Herren der Schöpfung interessieren mich.«
    »Warum?«, fragte er erstickt. Meine Güte. Armes Innenministerium.
    »Nun, Friederike hat schließlich nach ihrem Vater und nicht nach ihrer Mutter gesucht. Natürlich kommt auch eine Frau als Täterin in Frage, etwa die Ehefrau des Erzeugers von damals, die einen Skandal fürchtet. Die ihre Familie schützt und Angst hat, die eigenen Kinder verlieren einen Teil ihres Erbanspruchs. Es ist ziemlich unangenehm, wenn der Ehemann fremdgeht, aber noch unangenehmer ist es, wenn die Folgen atmen, sprechen und Geld kosten. Also schick mir bitte die Gästeliste, und dann sehen wir weiter. Wann kann ich sie haben?«
    »Ich weiß nicht«, murmelte er, »wo Friederike sie hingelegt hat. Die Kripo hat auch danach gefragt, aber sie haben sich mit meiner Erinnerung zufriedengegeben. Der Abend vor dem Mord hat sie nicht so sehr interessiert. Friederikes allgemeines Umfeld natürlich schon. Ich habe ihnen die Personen genannt, mit denen sie auch sonst viel zusammen war. Unter anderem auch dich!«
    »Vielen Dank für die Ehre, Horst. Sie haben mich schon befragt und als harmlos entlassen. Außerdem war ich so viel nun auch wieder nicht mit ihr zusammen.«
    Er schüttelte schon wieder den Kopf. »Egal. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer unserer Gäste in Friederikes Zimmer eindringt, eine private Schatulle stiehlt, sie durchwühlt und meine Frau tags darauf umbringt. Am helllichten Tag. In Ettlingen. Im Badischen. Bei uns werden Konflikte normalerweise anders gelöst, oder? Wir sind doch nicht in Südamerika.«
    »Die Emotionen sind überall und immer gleich, Horst. Sogar im beschaulichen Albtal mitten im Badischen. Ich kenne in unseren Kreisen mindestens drei Frauen, die Lady Macbeth aussehen lassen wie eine barmherzige Samariterin. Ich nenne keine Namen.«
    Er sah mich waidwund an. »Eine von denen …?«
    Ich dachte nach. Langsam sagte ich: »Nein. Ich denke, wir suchen nach  Mr.  Macbeth und nicht nach seiner Gattin.  Cherchez l’homme  anstatt  la   femme . Macht vielleicht auch mehr Vergnügen.«
    Diese Bemerkung sollte ich bald bitter bereuen.
     

2
    Spurensuche
    Rückwirkend weiß ich nicht mehr,

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