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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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hellbraunen gestickten stilisierten Golfball am Kragen, ein Präsent meines Golfclubs Johannesthal, schön gelegen am Eingang des Kraichgauer Hügellandes, bei dem wir seit Langem Mitglieder waren. Normalerweise ging ich natürlich nicht in Werbegeschenken aus dem Haus, aber ich mochte die Farben.
    Dazu schlüpfte ich in bequeme braune Wildlederslipper von Ecco. Kein Schmuck, außer zwei kleinen Ohrringelchen mit winzigen Holzsonnen, meinem Ehering und einem schmalen Armband, ebenfalls aus Holz. Sportlich und natürlich, aber trotzdem elegant und nicht zu weiblich.
    Ich brauchte kein Navigationssystem zu bemühen. Mein  BMW  fand den Weg wie von selbst. Ich kannte das Haus des Ehepaars Schmied, denn bevor ich einen Auftrag annahm, wollte ich immer den aktuellen Kleiderschrank meiner Kundin sehen. Meistens zeigte sich da schon, warum sie meine Dienste in Anspruch nehmen musste. Grün, Blau, Braun, Rot und viel Schwarz – wenn ich diese Farbkonstellation entdeckte, dann wusste ich: Die betreffende Klientin hatte keine Ahnung. Welcher Frau über vierzehn, in Teufels Namen, stand schon Rot?
    »Gut, dass du kommst.« Horst war etwas blass um die Nase. In seiner Partei schätzte man Skandale nicht besonders, und bei ihm verdichtete sich wahrscheinlich der Eindruck, dass die ganze Sache mit dem Begräbnis der Ehefrau noch nicht erledigt war. Die Balkontür war geschlossen, der Garten wirkte etwas vertrocknet. Das Haus der Schmieds befand sich in einer der guten Wohnlagen von Ettlingen. Nicht der allerbesten, denn das war natürlich unsere im Vogelsang am Hang unterhalb des Wattkopfs. Doch der ruhige Rohrerweg, benannt nach Markgräfin Sibylla Augustas Baumeister Michael Rohrer, der das Barockschloss auf den alten Ruinen neu erbaut hatte, war ebenfalls beliebt. Die Gegend war stadtnah, und in unmittelbarer Nähe gab es im künstlich angelegten Horbachpark geruhsame Spazierwege. Die Häuser repräsentierten den bürgerlich gehobenen Stil der vorletzten Jahrhundertwende. Dass unweit davon die Straßenbahn nach Herrenalb einerseits und Karlsruhe andererseits hielt, machte die Gegend, die jetzt sanft in der Herbstsonne döste, noch attraktiver.
    »Dieses Ding stand auf ihrem Schreibtisch, als ich es das letzte Mal gesehen habe. Das war am Freitagnachmittag, denn ich hatte mir bei Friederike die Gästeliste für den Abend geholt. Bei zwei Frauen wusste ich die Namen nicht genau. Früher hatten alle Paare immer den gleichen Namen. Das war viel einfacher. Er war Doktor, sie war Frau Doktor. Heute sind die Männer nur Herr, und die Frauen haben eigene Namen und eigene Doktortitel.« Er schüttelte wieder den Kopf.
    Wir befanden uns im ersten Stock des dreistöckigen Hauses in Friederikes Privatraum, der an das Schlafzimmer des Ehepaares angrenzte. Links neben dem Schreibtisch stand in dem Raum noch ein offener Ikea-Kleiderschrank, in dem einige ihrer Kleider, Hosen, Röcke, Blusen und Blazer sichtbar an Bügeln baumelten und Accessoires wie Mützen, Schals, Tücher oder Stolen in Leinenkistchen lagerten. Nicht gerade perfekt, aber dass es hier überhaupt so aussah, war allein mein Werk.
    Einen Kleiderschrank umzustrukturieren gehörte zu meinen absoluten Lieblingstätigkeiten. Tat ich es bei mir zu Hause – natürlich auf anderem Niveau –, hatte ich immer das Gefühl, ich könnte damit Ordnung in mein Leben bringen.
    Besonders hatte es mir damals Friederikes Kleiderschrank im Schlafzimmer angetan. Ich hatte erst einmal alles aussortiert, was ihr nicht stand, zu eng, altmodisch oder nicht altersgemäß war und keine gute Qualität aufwies. Damit waren praktisch siebzig Prozent ihrer Garderobe zum Roten Kreuz gewandert, wo viele Damen der Ettlinger Gesellschaft in irgendeiner Funktion aktiv waren. Friederike war – modetechnisch gesehen – zu früh gestorben. Ich hatte sie nämlich nach und nach auf die Farblinie gebracht, die das Beste aus ihr herausholte: etwa Moosgrün, denn sie hatte schlammfarbene Augen, die mit einem Kajal von Malu Wilz, meiner Lieblingsfirma für dekorative Kosmetik (nur in der Apotheke, meine Damen!), ganz interessant aussehen konnten. Auch schmeichelten ihr ein ganz zartes Graugrün sowie Mauve und Taupe und ein paar ausgewählte Stücke in Schwarz. Kein Braun. Mit Braun sah sie aus wie eine Praline, die von Weihnachten übrig geblieben war. Gott sei Dank war das arme Ding verbrannt worden. Das Weiß eines Totenhemdes, wiewohl mädchenhaft, hätte ich ungern für die Ewigkeit an ihr gesehen. Ganz in

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