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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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sie etwas Unrechtmäßiges getan haben könnte? Ein Verhältnis? Vielleicht wurde sie erpresst. O Gott!«
    Ich trat einen Schritt zurück. »Horst, bitte. Sei vernünftig. Erpresser töten ihre Opfer nicht, und Friederike hatte mit Sicherheit kein Verhältnis.«
    Es lag mir auf der Zunge zu sagen: Nicht in  der  Unterwäsche! In Schiesser-Feinripp hatte man einfach keinen außerehelichen Sex.
    Doch ich wusste noch nicht, wie sehr ich mich täuschte. In  allem  täuschte!
    Inzwischen waren wir ins Wohnzimmer gegangen.
    Groß, ein wenig protzig, weiße Ledermöbel. Blick in den Garten. Schrankwand mit Buchclubausgaben. Nun ja. Wer’s mag.
    »Möchtest du etwas trinken? Ich hätte auch Sekt da. Wir haben Sekt aus Frankreich.«
    Ich ahnte, welchen Sekt und woher aus Frankreich. Den in gewissen Kreisen sehr beliebten Baron de Lauter aus Lauterburg. Um Gottes willen! Diese Billigmarke aus dem Supermarkt in Sichtweite der Grenze. Ich würde lieber Albwasser trinken als das.
    Doch ich hatte im Laufe meines Lebens gelernt, höfliche Absagen charmant zu formulieren. Eigentlich war meine gesamte Teenagerzeit von solchen Absagen geprägt gewesen.
    »Danke, Horst. Sekt ist wohl kaum das passende Getränk, wenn man nach gestohlenen Kästchen im Zusammenhang mit einem Mord sucht. Meinst du nicht auch?«
    »Ich dachte, ihr Damen trinkt immer ein Sektchen, wenn ihr zusammen auf Tour seid?«
    »Eher weniger. Sich typgerecht modisch kleiden kann harte Arbeit sein, Horst.«
    Ich setzte mich, akzeptierte ein Mineralwasser und dachte nach. »Horst, es sieht für mich ganz danach aus, dass die bewusste Schatulle an dem Abend eurer Party verschwunden ist. Du hast sie kurz vor der Party noch gesehen, nach Friederikes Tod am Samstagmorgen war sie weg. Wie viele Leute waren eigentlich da?«
    Da er sich vermutlich um nichts gekümmert hatte, wusste er es nicht genau, obwohl ihm die Gästeliste von seiner Gattin präsentiert worden war. Er hatte sie wahrscheinlich nur mit einem abwesenden Blick gestreift, so wie es auch mein Mann zu tun pflegte.
    »Ungefähr dreißig. Nein, eher vierzig? Es war ziemlich viel los. Aber wirklich, Swentja, nächstes Mal musst du uns … mir auch die Ehre geben. Friederike war schon sehr enttäuscht, dass du nicht kommen konntest. Fast alle aus unserem … eurem Kreis waren da, auch ihre Chefin und …«
    »Horst, noch mal: Ich war in meinem Leben zu so vielen langweiligen Partys eingeladen, dass es auf eine mehr oder weniger nicht ankommt. Und die Leute aus unserem Kreis sehe ich sowieso dauernd, so wie es das Wort Kreis bereits andeutet. Dreißig Leute also. Mit Personal, nehme ich an. Du hast vorhin gesagt, ihr hattet einen Caterer?«
    »Ja, das ›Best Deli‹ aus Karlsruhe-Neureut. Zwei ziemlich seltsame Gestalten, wenn ich es mir recht überlege.«
    Der Stadtteil Neureut lag am anderen Ende von Karlsruhe Richtung Mannheim. Über die Karlsruhe umspannende Südtangente bedeutete das für uns nur wenige Fahrminuten. Ich hatte vor Jahren eine Klientin aus Neureut, an die ich mich gerne erinnere: nur einen Meter sechzig groß, fast genauso breit, mit der Anmutung eines soliden viereckigen Pakets. Aus irgendeinem Grunde galt ihre Leidenschaft Cordröcken, Cargohosen und Pullovern mit Zopfmuster. Bei ihrem Aussehen ein modisches Schwerverbrechen. Ich hatte ihr stattdessen ein paar dünne Seidenpullover, unifarbene Shirts, ein paar nette Kostümchen mit Schoßjacken von Chanel und Escada gekauft und Clutches anstatt großer Lederbeutel verordnet. Die Frau wurde prompt zur Schriftführerin im Bridgeclub gewählt – etwas, was sie bisher vergeblich angestrebt hatte. Eine Erfolgsgeschichte.
    Ärgerlich betrachtete ich das jammervolle eheliche Überbleibsel meiner jüngsten  Miss erfolgsgeschichte. »Den Caterer kenne ich. Zwei kroatische Schwestern, nicht wahr? Machen ehrliche und eher preiswerte Büfetts. Rechnen korrekt ab. Die beiden sind zu beschäftigt, Mousse au Chocolat zu rühren und einen ordentlichen Pasta-Trüffel-Salat zu machen, um ihre Kundschaft zu bestehlen oder umzubringen.«
    »Aber das würde ja bedeuten, dass einer unserer Gäste die Schatulle gestohlen hat.«
    »Und offenbar erkannt hat, dass ihr Inhalt zu brisant war, um Friederike mit diesem Wissen noch länger leben zu lassen.«
    Horst schwieg. Allmählich dämmerte ihm etwas. Und mir auch.
    Er war jedenfalls zu betroffen, um mein Mineralwasserglas erneut zu füllen. Ich bediente mich deshalb selbst, was ich normalerweise niemals tat. Ich

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