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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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von dem ich bislang keine Ahnung hatte.«
    »Na, ich weiß nicht, ob ich mein Kind so etwas fragen soll. Du sagst, es ist wirklich wichtig? Und warum soll dieser Mann etwas aus Friederikes Zimmer gestohlen haben? Und wieso kann es keine Frau gewesen sein?«
    »Weil nur ein Mann ein Motiv hat. Und ich denke schon, dass es wichtig ist. Genaue Hintergründe kann ich dir noch nicht verraten. Es wäre … ein Vertrauensbruch, und den mag ich nicht mal an einer Toten begehen.«
    Marlies überlegte. »Ich will meine Tochter keiner Gefahr aussetzen. Ganz dumm bin ich nicht, Swentja. Mit anderen Worten: Könnte es sein, dass mein Kind einen Mörder gesehen hat? Sag mir die Wahrheit!«
    Was sollte ich ihr darauf antworten?
    »Swentja!«
    »Ja, Marlies, es ist möglich, aber ich bin mir nicht sicher. Alles ist im Moment noch sehr verwirrend.«
    »Also. Fahren wir zu mir und reden mit meiner Kleinen!«, sagte Marlies. »Es ist ziemlich verrückt, was du sagst, aber ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass in unserem beschaulichen Ettlingen ein Typ herumläuft, der Frauen in Umkleidekabinen erwürgt.«
    * * *
    Janine war ein eher schweigsames und ernstes Kind. Man hätte sie auch muffig nennen können, aber ernst hörte sich besser an. Sie war recht hübsch, hatte aber einen unangenehmen Zug um den Mund.
    Während sie uns jetzt zuhörte, zog sie ein Gesicht wie ein Fragezeichen. Dann sagte sie: »Keine Ahnung!«
    Da ich wusste, dass »Keine Ahnung« heutzutage bei der Jugend so was wie »Moment. Ich denke nach!« bedeutete, wartete ich erst mal ab.
    »Also, ich saß mit Komtess in diesem Zimmer. Sie hatten mir Cola hingestellt und Chips.«
    »Was mir nicht recht war«, fügte Marlies an. »Cola am Abend!«
    »Weißt du noch, was du angeschaut hast?«, fragte ich.
    »Ja. Eine  DVD . Total blöd. Angeblich was für Kinder. Irgendein Märchenfilm.«
    Arme Friederike, dachte ich. Keine Ahnung von Kindern.
    Kids über zehn schauten in diesem Land keine Märchenfilme mehr an, aber für mich war es vielleicht vorteilhaft, dass der Film kein Hit gewesen war. Vermutlich war der Kleinen langweilig gewesen.
    »Hast du die Tür zum Flur offen stehen lassen?«
    »Klar. Wegen dem Hund. Der wollte nicht in dem fremden Zimmer bleiben. Hat dauernd an der Tür gekratzt. Ich habe ihn dann manchmal ins Treppenhaus gelassen.«
    »Das war aber nicht vorgesehen, Janine«, schaltete sich ihre Mutter ein. »Weißt du nicht, wie man sich benimmt, wenn man in einem fremden Haus zu Gast ist?«
    »Dann bleib ich nächstes Mal eben zu Hause!«
    Marlies seufzte.
    »Du hast mitbekommen, dass da oben die Herrentoilette war?«, fragte ich behutsam. Eigentlich entsprach dieses Thema nicht so ganz meinem Niveau.
    »Ja, es hat manchmal gerauscht. War das echt nur das Klo für Männer? Wusste ich nicht. Komisch. Bei uns zu Hause gehen alle auf dieselben Klos.«
    Marlies räusperte sich.
    »Waren viele Herren oben? Auf der Toilette?«
    Janine krauste die Stirn und kramte in ihrem noch jungen Gedächtnis. Nach einer Weile murrte sie: »Keine Ahnung. Nein, nicht viele. Vielleicht fünf oder sechs. Also echt, was sind das für Fragen? Das ist ja auch schon so lange her.«
    »Erzähl doch einfach weiter.«
    »Also, ich saß da und hab diesen langweiligen Film angesehen. Hab dann versucht, die  DVD  abzustellen, um normales Fernsehen reinzukriegen. Da kam der eine Mann und hat mir geholfen. Der ist vorher schon da oben herumgelaufen.«
    »Wer war das?«
    »Ein Pfarrer, glaub ich mal. Er hatte jedenfalls so einen Kragen wie unser Pfarrer.«
    Ich hielt den Atem an. Es würde leicht sein, herauszufinden, welcher Geistliche bei Schmieds eingeladen gewesen war.
    »Und wer von den Männern war noch oben im Bad? Wen hast du noch gesehen?«
    »Ich kenne die doch nicht alle mit Namen. Einer war oben, und der hat wohl auch einen Hund, denn Komtess hat lange an seinem Bein herumgeschnuppert. Ein ziemlich großer Mann mit komischen weißen Haaren. So hinter dem Ohr, und da hat er eine Welle gehabt. Bin ich eine wichtige Zeugin? Die Frau Schmied, wo wir eingeladen waren, die ist doch umgebracht worden. Erstochen, sagt Max. Alles war voll Blut.«
    »Sie ist nicht erstochen worden, Schatz. Sie ist … beinahe eingeschlafen.«
    Innere Notiz. Mann mit komischen Haaren. Das würde sich auch irgendwie herausfinden lassen.
    »Ermordet ist nicht eingeschlafen, Mama. Ich bin kein Baby mehr. Und dann war da einer, der hat mir was geschenkt. Irgendein blödes Blatt zum Ausmalen. So wie es

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