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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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    »Erzähl mir doch ein wenig davon«, forderte ich sie auf.
    Sie seufzte. »Es war eine Party wie immer bei Schmieds eben. Du kennst ihn ja. Er hatte krampfhaft Leute eingeladen, die was zu sagen haben und die ihn voranbringen könnten. Hat mich gewundert, dass du nicht da warst.«
    Ich lächelte kühl. »Ich hatte etwas anderes vor, Marlies.«
    »Geschäftsleute. Banker. Touristikbranche. Viele Politiker und entsprechend langweilige Gespräche. Stuttgart 21, die Krise in der Regierung, der Ausgang der Landtagswahlen und was damit zusammenhing. Mickerige Schnittchen. Sekt aus dem Elsass. Dieser Horst Schmied hat keinen Stil. Sagt auch Elena, und die muss es wissen. Den Sekt hat sie jedenfalls nicht angerührt. Die hat da sowieso nicht hingepasst, aber es waren eben viele von den ›Freundinnen des Balletts‹ und den ›Liebhabern des Theaters‹ unter den Gästen. Und ohne diese Gönner geht es nicht heutzutage, wo sie überall sparen wollen und es am Ende dann doch vor allem bei der Kultur tun.«
    Ich schmunzelte. Marlies war nicht dumm.
    »Was hat dieser Schmied mit dem Theater zu tun?, habe ich mich gefragt. Aber dann dachte ich, wahrscheinlich hat Friederike Elena eingeladen. Die beiden haben ja ab und zu zusammengesteckt.«
    Ich verehrte Elena und hatte deshalb sogar die Biografie gelesen, die ein  BNN -Reporter letztes Jahr über sie in einem angesehenen Regionalverlag herausgebracht hatte. Ihre Reisen, ihre Stiftung. Ihre Erfolge, ihre Karriere. Doch ausnahmsweise interessierte ich mich jetzt nicht für Elena und wollte die wertvolle Gesprächszeit nicht vergeuden.
    »Bleiben wir mal bei den Männern unter den Gästen. Waren sie eher ältere Semester? Und hat sich einer merkwürdig benommen? Hattest du den Eindruck einer angespannten Atmosphäre?«
    Marlies dachte nach. Dann zog ein verschmitztes Lächeln über ihr Gesicht, und ich musste feststellen, dass ich doch offenbar erst am Anfang meiner Detektivkarriere steckte.
    »Swentja, das fragst du doch nicht einfach so, oder? Da steckt doch was dahinter. Meinst du etwa, Friederikes Mörder war an diesem Abend anwesend?«
    Die Menschen Mannheims, nicht nur die Söhne, sondern vor allem die Töchter, eilten an uns vorüber. Bepackt. Manche mit einem Eis in der Hand. Straßenbahnen klingelten warnend. Schüler lungerten mit Tüten von Burger King an den Haltestellen herum.
    Mannheim war seltsam zweigeteilt. Auf der Einkaufsstraße Planken, vor allem im unteren Teil, gingen richtig schicke Damen shoppen, wohingegen auf der Breiten Straße, die am Wasserturm auf die Planken traf und dann bis zum Neckar lief, eine Atmosphäre wie in Istanbul herrschte. Billigläden und türkische Geschäfte, Schnellimbisse und Spielhallen. Fast nie verirrte sich einer von den Leuten, die in den Läden dort einkauften, zu jenen hier, für die ein Pulli durchaus auch mal dreihundert Euro kosten durfte.
    »Friederikes Mörder? Ich vermute es, Marlies. Es wäre zumindest eine Möglichkeit. Schließlich hat ihr Mörder sie gezielt ausgesucht. Das heißt, er hat sie gekannt. Vielleicht hat er etwas über sie gewusst. Oder sie über ihn. Er verkehrt möglicherweise sogar in unseren Kreisen. Mehr kann ich dir jetzt nicht sagen.«
    Sie blickte mich erschrocken an. Ein Mord, von dem man in der Zeitung las, rief ein fernes Gruseln hervor. Der Mord an einer Freundin war tragisch. Doch das Schlimmste war ein Mörder, der sich unerkannt unter deine Freunde mischte. Das machte Angst.
    »Okay. Lass mich nachdenken … Ich war natürlich abgelenkt, denn unsere Jüngste war an dem Abend dabei, und du weißt ja, wie das ist. Die Kleine saß oben im Fernsehzimmer und hat mit dem Hund zusammen Fernsehen geschaut. Ab und zu habe ich nach ihr gesehen. Janine ist ziemlich naseweis.«
    »Deine Tochter saß oben im ersten Stock? Das ist das Erste, was ich höre.«
    »Ja. Hat sich bisher auch niemand dafür interessiert. Unsere Sabrina war bei einer Klassenkameradin eingeladen, und wir wollten Janine nicht allein zu Hause lassen. Dafür ist sie noch zu jung. Also haben wir sie und den Hund mitgeschleppt.«
    Ich nickte. Verständlich.
    »Zuerst hat sie unten allen guten Tag gesagt, na ja, wie sich das so gehört, und dann ist sie mit dem Hund nach oben verfrachtet worden. Er betrug sich zwar einigermaßen brav, aber ein gutes Gefühl hatte ich nicht, dass die beiden da unbeaufsichtigt waren. Nicht jeder hat gerne einen Hund im Haus und schon gar nicht im Schlaftrakt.«
    Ich nickte freundlich.

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