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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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Motorradstraße und einen Hundepensionsbesitzer, der seine Existenz verlieren würde, wenn diese Rennstrecke gebaut wurde. Dazwischen stand dessen Geliebte aus besseren Kreisen, die ihn urplötzlich und scheinbar grundlos verraten hatte …
    Bevor ich mich den potenziellen Vätern widmete, würde ich noch einmal die gute Luft in unserem idyllischen Albtal genießen und mir den Mann, mit dem Friederike ein Verhältnis gehabt hatte, genauer ansehen.
    Dass ich leidenschaftlich gerne fremde Hunde ausführen wollte, würde mir kaum ein Mensch abnehmen. Aber ich könnte mich scheinbar mit dem Gedanken tragen, mir einen solchen vierbeinigen Hausgenossen anzuschaffen, und vorsorglich schon jetzt nach einer geeigneten Pension Ausschau halten.
    Und wäre der morgige Tag dafür nicht wunderbar geeignet?
     

3
    Friederike, das unbekannte Wesen
    Ich war an sich nicht besonders ängstlich, aber als ich auf das nahe der Straße gelegene Haus zuging, das wie ein heruntergekommenes Bauernhaus aussah, empfing mich derart wütendes Gebell, dass ich wie von einer unsichtbaren Wand zurückprallte.
    Tiefe Stimmen verhießen größere Hunde, kleinere kläfften aufgebracht dazwischen. Dadurch entstand ein Chor, der sich anhörte, als lebten hinter dem undurchsichtigen Zaun mindestens fünfzig Hunde aller Rassen.
    Es war immer noch so mild, dass die Kalbslederjacke von Aigner zu warm gewesen wäre. Daher trug ich meine kurz geschnittene Velourslederjacke von Madeleine. Katalogware! Ich lehnte Versandhäuser zwar ab, doch für diesen Besuch bei Robert Bleibtrau schien mir etwas Understatement angebracht. Möglicherweise hatte er Friederike nicht nur wegen ihrer erotischen Ausstrahlung den Hof gemacht. Horst und sie waren schließlich nicht unvermögend gewesen.
    Ich raffte die Jacke an der Brust zusammen, packte den handgenähten italienischen Beutel samt Pfefferspray etwas fester und setzte ein hochmütiges Gesicht auf. Trotz immer noch anschwellenden Gebells erklomm ich die drei letzten Stufen zur Eingangstür und klingelte, worauf die Stimmen der Hunde geradezu überschnappten.
    Hinter der altmodisch bleiverglasten Tür erschien eine große, massige Gestalt und murmelte: »Ruhig, Herkules, ganz brav!«
    Weder diese Worte noch der Name des angesprochenen Tieres trugen zu meiner Entspannung bei.
    Die Tür wurde vorsichtig geöffnet, und zwei beeindruckende Wesen tauchten vor mir auf. Herkules war zwar groß, aber ein offenbar harmloser, uralter Bernhardiner, der resigniert schnaufte, als er mich sah. Vielleicht erinnerte er sich an die Zeiten, als er solche wie mich unter Lawinen hervorgezerrt hatte.
    Robert Bleibtrau war ebenfalls groß und zottig. Sein Körper glich einem großen, wandelnden Viereck. Jeans. Ein kariertes Hemd von undefinierbarer Marke. Kein Wunder, dass er und Friederike einander gefallen hatten, denn Stil besaßen sie beide nicht. Die neue teure Unterwäsche, in der sie ermordet worden war, wäre an ihn glatt verschwendet gewesen.
    »Hallo?« Warme Stimme. Nicht unsympathisch. Mir wäre er allerdings nicht über die Waschküche hinaus in die Wohnung gekommen. Sein weiches braunes Haar, das ihm etwas fransig über den Kragen hing, gehörte geschnitten und die Schuhe geputzt. Er war vielleicht vierzig und besaß ein freundliches und offenes Gesicht.
    »Mein Name ist Swentja …«
    »Haben Sie einen Hund? Wollen Sie einen Hund?«
    »Nein, aber vielleicht … eines Tages …«
    »Dachte ich mir. Eines Tages! Sie sind die Freundin von Friederike, nicht wahr?«
    Damit konnte ich mir also jegliche komplizierte Ausrede oder gar das Vortäuschen von Hundeliebe sparen. Ich dachte wieder flüchtig an Hagen. Wenn wir je … dann musste der Hund draußen bleiben. Ich verbot mir den Gedanken sofort wieder. Hagen war kein Mann für eine kurze Affäre. Er würde sich wohl nicht diskret zurückziehen, wenn ich die Sache taktvoll und sachlich beendete, sondern würde selbst bestimmen wollen, wann Schluss war. Und das konnte ich nicht zulassen.
    »Woher wissen Sie denn das?«
    »Kommen Sie rein!«
    Zögernd trat ich näher. Blieb abwartend an der Türschwelle stehen.
    Ich war allein und hatte niemandem gesagt, dass ich hierherging. Hagen sollte meine Ermittlungsschritte erst bestaunen, wenn ich den Fall gelöst hatte. Dann käme mein großer Auftritt.
    Nun wurde mir klar, dass ich damit einen Anfängerfehler gemacht hatte. Ich wusste nicht, ob dieser Mann vielleicht ein Mörder war. Ich persönlich hielt zwar die Spur zu Friederikes

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