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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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aufgefallen. Unsere Stadt ist sehr … bürgerlich. Friederike hätte geschrien, wenn sich solch ein Typ ihr genähert hätte.«
    Hagen zuckte die Achseln.
    »Nein, Herr Hayden. Die Person, die wir suchen, muss Friederike bekannt gewesen sein. Gut bekannt. Vielleicht hat man sogar kurz miteinander geplaudert, so lange, bis der Mörder sicher sein konnte, dass sie allein da unten war. Ich konnte von alldem oben nichts mitbekommen. Wir haben gesehen, dass die Treppe, die nach unten führt, eine leichte Kurve macht. Man kann den Raum von oben nicht einsehen.«
    »Wenn Ihre absonderliche Theorie stimmen würde, hätten wir eine Mörder in , denn nur eine Frau konnte Frau Schmied da unten unauffällig in ein längeres Gespräch verwickeln. Männer sind normalerweise froh, wenn gleich die erste Jeans passt und sie es hinter sich haben.«
    »Nicht unbedingt. Es gibt durchaus auch Herren, die sich für gute Kleidung interessieren. Und ein Mann wäre dort unten nicht unbedingt als Exot aufgefallen. Frau Trost hat ja dort auch einen kleinen Bereich für Herren, gleich rechts neben der Hintertür. Ein paar Sachen von Boss und Armani, ein, zwei Hemden von Hilfiger, eine kleine Auswahl an Barbour-Jacken …«
    »Sie brauchen mir den Tatort nicht nochmals zu beschreiben.«
    »Ich bin überzeugt davon, dass der Mörder mit Friederikes Lebenswandel in letzter Zeit zu tun hat. Oder auch mit ihrer Vergangenheit. Ihr Weiterleben war eine akute Gefahr für ihn, eine tägliche Bedrohung. Erinnern Sie sich an Lady Diana? Wissen Sie, dass man in England offen vermutet, sie sei schwanger gewesen und es hätte verhindert werden müssen, dass William und Harry einen arabischen Halbbruder bekommen? So war es bestimmt auch bei Friederike. Sie sollte einfach nicht mehr weiterleben, denn sie war im Begriff, jemandem peinlich zu werden.«
    Hagen schüttelte den Kopf. Stand auf, trat hinter mich und legte beide Hände auf meine Schultern. Beinahe sanft drehte er mich um, glitt mit seinen Händen an meinem Arm entlang. Dann setzte er sich neben mich auf die Tischkante.
    »Frau Tobler, Sie sind ein verspieltes Kätzchen, keine erwachsene Frau. Ich fürchte, Sie lesen aus verständlicher Langeweile zu viele bunte Blätter aus der Adelswelt. Goldenes Blatt oder wie die Dinger heißen. Wie meine Oma. Die ist auch der festen Überzeugung, dass Professor Brinkmann noch in der Schwarzwaldklinik praktiziert.«
    Ich stand auf. »Ich lese keine Blätter aus der Adelswelt. Ich lese nur Vogue und Madame.«
    Er stand ebenfalls auf, deutete eine Verbeugung an, grinste und reichte mir meine Tasche. »Nicht meine Welt.«
    »Das glaube ich Ihnen unbesehen. Für mich ist das Fachliteratur.«
    Noch als ich den Gang hinunterlief, hörte ich sein Lachen.
    * * *
    Vielleicht war es ganz gut, dass Elena Gontard meine Suche nach Friederikes Mörder mit einer Bitte vorübergehend unterbrach.
    Elena war zwar bekannt für ihre Strenge und ihren Ehrgeiz, was ihre Compagnie betraf, aber auch dafür, dass sie sich um ihre Mädchen kümmerte, wenn sie sie brauchten. Vor allem, wenn es solche Mädchen waren, von denen sie sich etwas versprach, das heißt, wenn sie gut waren.
    Als sie mich anrief, ging es um eine Tänzerin namens Lavinia Harrod.
    »Nein, Chérie«, sagte sie mit ihrer unnachahmlich kratzigen Stimme, »nicht Harrods. Komm nicht auf falsche Gedanken. Du wirst durch sie nicht günstiger an echt englische Kaschmirpullover kommen. Das Kind heißt Harrod. Ohne s. Sie stammt vielmehr aus North Carolina – oder ist es South Carolina? – und hat in der ganzen Region beim besten Willen kein Zimmer für sich und Achmed gefunden.«
    »Sie sucht ein Zimmer zusammen mit ihrem Freund?«
    »Mitnichten. Achmed ist ihr Haustier. Keine Sorge. Es ist eine Art Fisch, allerdings im weitesten Sinne. Sitzt tagaus, tagein in einem Glasding. Lavinia ist sehr süß und sehr freundlich, wie die Amerikaner nun mal sind. Ihr habt doch dieses Zimmer im Erdgeschoss, das ihr nicht benutzt. Könntest du sie zur Überbrückung nicht ein, zwei Wochen, vielleicht einen Monat aufnehmen?«
    Ich zögerte. Elenas Bitte war einerseits eine Ehre und verhieß begehrte Freikarten. Andererseits war ich eigentlich alles andere als gastfreundlich und hatte mein Haus ganz gerne für mich allein. Meinen Mann konnte man eigentlich als Bewohner nicht rechnen, und seit meine Tochter ihre Tennisschuhe nicht mehr in die Ecke pfefferte und ihre Duschhandtücher in kleine feuchte Häufchen verwandelte, die den Weg

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