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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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vollkommen durcheinander und wirkt sehr verängstigt. Und die Stimme einer besorgten Mutter gilt viel in unserem Land.« Er richtete sich wieder auf.
    »Es geht um eine Idee. Nein, mehr. Um eine Spur. Möchten Sie nicht wissen, welche? Ich dachte, ich bringe Janine dazu, sich zu erinnern, und zwar an –«
    »Nun, das mit dem Erinnern ist Ihnen wunderbar gelungen«, erwiderte er trocken. »Sie wird sich lebenslang daran erinnern, dass sie fast überfahren wurde. Nein, ich will nicht wissen, was Sie vermuten und wie es dazu kam. Der Tod von Friederike Schmied wird aufgeklärt werden, und wissen Sie, wann?«
    Auf solche Fragen wusste man erfahrungsgemäß nie eine Antwort. Deshalb schüttelte ich nur den Kopf.
    »Wenn der Dealer oder der alkoholabhängige Wohnsitzlose, der sie umgebracht hat, wieder Geld braucht und erneut zuschlägt. Dann macht er einen Fehler. Wie schon so oft gesehen. Hinterlässt in seiner Gier verräterische Spuren. In dem Modeladen hat er Glück gehabt. Ein Hintereingang, der nicht beobachtet wurde, eine Frau, die nicht schrie, weil sie zu überrascht war …«
    »Geld, das er einfach so liegen ließ!«
    »Er fühlte sich gestört, war nervös. Eine Boutique war nicht sein Lauf, wie man im Badischen sagt. Gerade haben wir in Baden-Baden ein Drogennest ausgehoben. In der Weststadt. Hinterhof eines Getränkemarktes. Nicht weit von der Stadtklinik. Ein Toter.  Das  sind realistische Szenarien, mein liebe Frau Tobler.«
    »Sie fragen nicht die richtigen Leute, Herr Hayden. Und Sie stellen nicht die richtigen Fragen. Sie sehen von Friederike nur die Oberfläche.«
    »Grundsätzlich behelligen wir nicht jeden harmlosen Bürger, der mit einem Mord nichts zu tun hat, außer dass er das Opfer kannte. Was glauben Sie, wie viel Ärger wir sonst hätten. Ich bin jedenfalls froh, dass Sie nicht bei uns arbeiten. Wir würden eine Schar von verstörten Zeugen hinterlassen.«
    »Herr Hayden, ich glaube nicht an diesen Drogendealer oder einen anderen Zufallsmörder. Wir haben es nicht mit jemandem zu tun, der einfach nur wahllos nach einer beliebigen Person suchte, die einen gefüllten Geldbeutel bei sich hat. Wie hätte solch ein Mensch wissen sollen, dass sich im unteren Teil der Boutique ein Umkleidebereich befindet, der vom Hof aus zugänglich ist, und wie, dass Friederike dort ganz allein war?«
    Ja, wie eigentlich? Ich machte mir einen inneren Vermerk. Das galt für jeden Mörder. Die Frage hatte sich von Anfang an gestellt, doch sie war niemals wirklich beantwortet worden. Irgendwo in meiner Erinnerung tauchte eine mögliche Antwort auf, eine, die ich mir schon einmal selbst gegeben hatte, doch ich hatte sie vergessen. Ich runzelte die Stirn, entspannte sie aber sofort wieder. Meine Kosmetikerin Estelle arbeitete aus diesem Grund nur mit Einzugsermächtigung – damit die Kundinnen nach der Behandlung nicht sehen, was es gekostet hat, und dann die gerade mühsam geglättete Stirn in neue Falten ziehen.
    »Eben all das ist sogar sehr wahrscheinlich. Diese Leute treiben sich gerne in Hinterhöfen herum. Wir haben Kontakt zu den Kollegen in Kehl – ein Dreh- und Angelpunkt der süddeutschen Drogenszene. Die haben ebenfalls in der dortigen Innenstadt gerade erst einen Hinterhof ausgehoben, der geradezu ein Marktplatz für Crack und Tabletten war. Alles frisch aus Frankreich.«
    Ich sagte nichts dazu. Drogen waren eine fremde Welt für mich. Meine Drogen hießen anders, und es gab sie überall zu kaufen. Noch eine rustikale Handtasche von Fossil und noch ein Marc-Cain-Kostümchen? Ein schwarzer Kemper-Wintermantel im Herrenschnitt, der wunderbar zu meinen kniehohen Schaftstiefeln aussah?
    Hagen fuhr fort: »Der Typ hat da herumgelungert. Vielleicht nicht zum ersten Mal. Er hat beobachtet, dass es dort eine unverschlossene Tür gibt. Blöd sind diese Leute nicht, und der momentane Entzug schärft die Sinne, bevor die Verzweiflung einsetzt. Hat gesehen, es ist eine Nobelboutique. Es war Samstagmorgen. Stadtfest. Es herrschte viel Trubel auf den Straßen. Er hat einfach alles auf eine Karte gesetzt und gehofft, er kann sich eine unbeaufsichtigte Handtasche schnappen. Dann hat er bemerkt, dass da eine Frau ganz allein in dem dunklen kleinen Bereich ist. Er will an ihren Schmuck oder an ihre Uhr, sie wehrt sich, er dreht durch.«
    »Sie trug gar keinen Schmuck. Wie jede meiner Kundinnen weiß, gestatte ich keinen Schmuck bei meinen Einkaufstouren. Ich glaube nicht an diesen Mann. Er wäre doch irgendwie

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