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Tod im Albtal

Tod im Albtal

Titel: Tod im Albtal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klingler
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Bärinnen auch!
    * * *
    Der Schock kam am frühen Abend.
    Bevor er mich ereilte, hatte ich an diesem angebrochenen Nachmittag versucht, in unserer hübschen süddeutschen Kleinstadt ein bisschen unnötiges Geld auszugeben. Der Besuch bei den verbitterten Bleibtraus musste mich sehr deprimiert haben, denn selbst in dem teuren Raumausstatterladen in der Kronenstraße fand ich nichts. Müßig strich ich über Leonardo-Glas oder Bassetti-Decken. Um etwas Edles zu finden, das mein Leben sofort verschönern würde, hätte ich in einen der eleganten Läden nach Karlsruhe in die Waldstraße fahren müssen, doch auch dazu hatte ich keine Lust. Nervös suchte ich weiter.
    Ich wollte einfach nur irgendwas kaufen, um die Erinnerung an den schmuddeligen Bleibtrau-Haushalt zu löschen und mir Friederike und Robert nicht mehr länger im Bett vorstellen zu müssen. Kaufen als Ersatzbefriedigung, würde ein Psychologe sagen. Und was wäre die Therapie? Die Einladung annehmen, die ich in Hagens Augen gesehen hatte? Wütend und grußlos verließ ich den Laden.
    Im Delicarium, einem sogenannten Traitteur mit ausgefallenen Lebensmitteln an der Ecke, bevor die Straße in unser feines Wohnviertel am Berg abbog, gelang es mir dann doch noch, in überflüssigem Luxus zu schwelgen: gegrillte Artischocken, mein geliebter toskanischer Brotsalat, zwei Sorten italienische Salami (sorry, Papa, schwedische Lebensmittel kriegt man in Karlsruhe und Umgebung kaum!), Parmaschinken, eine Melone, Flaschentomaten und im Weinhaus Brand zwei Flaschen Prosecco. Ich ließ mir Zeit, denn ich hatte einen Mann der »Schatz-es-dauert-heute-Abend-etwas-länger«-Kategorie.
    An der Kasse gönnte ich mir noch eine wirklich schicke Alessi-Spülbürste für sechsundvierzig Euro, und während ich alles bezahlte, empfand ich Mitleid mit den Frauen, deren Spülbürste nur neunundneunzig Cent kosten durfte.
    Der Schock erwartete mich, als ich nach Hause kam. Mein persönlicher Anrufbeantworter blinkte hektisch, was bedeutete, dass er mehrere Gespräche aufgezeichnet hatte.
    Ich zog erst meinen leichten Velourslederblazer aus, schenkte mir ein Glas Wasser ein, ging zur Tiefkühltruhe, entnahm ihr eine Kugel Limetteneis, warf sie in das Glas, streute ein zerriebenes Minzeblatt drüber und setzte mich in aller Ruhe auf die Terrasse. Erst mal abwarten. Er hatte die vergangenen Stunden geblinkt, also würde er es noch ein paar Minuten länger aushalten.
    Ich schaute in unseren gärtnergepflegten Garten. Harmonie pur. Die Vögel zwitscherten, im Teich gluckste es. Wolken zogen schweigend heran, bildeten Gruppen, schwammen lässig auseinander. In der Ferne glitzerten die Lichter von Karlsruhe, und hinter der Rheinebene zeichneten sich zart die Pfälzer Berge ab. Es war perfekt. So wie auch die Häuser und Gärten unserer Nachbarn perfekt waren.
    Wie würde  ich  empfinden, wenn wir wegen einer Motorradrennstrecke hier ausziehen müssten?
    Seufzend stand ich auf und drückte endlich den Wiedergabeknopf am Anrufbeantworter. Als ob ich es geahnt hätte! Erster Anruf – eine Art Seufzen, und undeutlich sagte jemand: »Sie ist nicht da.« Die Stimme kam mir bekannt vor, aber ich erkannte sie dennoch nicht. Eine Rufnummer wurde nicht angezeigt. Beim zweiten Mal wurde nur der Hörer aufgeknallt. Beim dritten Mal schrie eine Frauenstimme ins Telefon: »Das haben wir jetzt davon! Herzlichen Glückwunsch, Swentja. Ruf sofort zurück!«
    Oje. Die überschnappende Stimme gehörte der normalerweise ausgeglichenen Marlies.
    Es musste also etwas Ernsthaftes geschehen sein. Eine finstere Vorahnung beschlich mich, und ich konnte nur hoffen, es war nicht das Allerschlimmste passiert.
    Der Wattkopftunnel lohnte sich an diesem Tag zumindest für mich, denn ich raste, diesmal ziemlich riskant, erneut hinauf in unser idyllisches Albtal. Wieder nach Marxzell und die sanft ansteigenden Kurven bis nach Moosbronn. Es dämmerte. Vereinzelt flammten schon Lichter in den verstreuten Häusern auf.
    Marlies empfing mich wutschnaubend an der Tür und überschüttete mich mit Nebensätzen.
    »Das haben wir jetzt davon, dass wir das Kind so verwirrt haben! Sie hat schlecht geschlafen und war heute Morgen ganz durcheinander. Nicht einmal in die Schule gehen wollte sie, und ich musste sie dann allein lassen, was mir gar nicht recht war, aber ich hatte ein Meeting, und dann am Mittag fühlte sie sich besser, und sie ist ein wenig nach Karlsruhe in die Stadt gefahren. Zum Einkaufscenter Ettlinger Tor, wo die

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