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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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umgebracht worden? Oder hatte er jemanden damit erpresst? Möglicherweise hatte er von dem Banküberfall erfahren und Bernd die Daumenschrauben anlegen wollen. Doch so jemand wie Bernd ließ sich nicht so einfach erpressen. Sicher hatte er den Spieß umgedreht und stattdessen Alex in die Müllkiste springen lassen. Doch kaum hatte Tom diesen Gedanken ausgedacht, rief er sich schnell wieder zur Ordnung. Schon einmal hatte er sich zu wilden Verdächtigungen hinreißen lassen und sich anschließend sehr über sich wundern müssen.
    Die Qualität der Fotos war in der Tat mehr als schlecht. Schwarzbraun die Grundfarbe, schemenhaft die Umrisse, dazu einige wenige helle Punkte. Ein Foto lag verkehrt herum, und Tom drehte es mit dem Schnabel auf die richtige Seite. Auch darauf war nichts zu erkennen – aber halt, stopp: War das da nicht die Bunkerstation am Hafen, wo der Treibstoff für die Boote gelagert wurde? Ja, das sah ganz danach aus, schließlich kannte Tom die Hafengegend des Campingplatzes wie kein Zweiter. Und hier, da waren die Umrisse eines Flügellosen mit Schirmmütze zu erkennen. Irgendwie kam ihm diese Silhouette bekannt vor. Und dieser helle Punkt da in Hüfthöhe – das musste reflektiertes Licht sein. Licht reflektiert von Metall. Metall wie bei einem Schlüssel oder einem Schlüsselbund, so wie Jupp ihn immer am Gürtel trug. Aber natürlich, dieser Schatten dort, das war Jupp!
    Plötzlich hörte er Stimmen von draußen. Die kamen doch jetzt nicht etwa zurück?! Sofort raus hier. Mit einem kurzen Flügelschlag flog er auf die Fensterbank und von dort mit ausgebreiteten Schwingen davon. Er hatte zwar nicht alles gesehen, was er sehen wollte, aber doch mehr, als er erhofft hatte.
    Die Stimmen entpuppten sich als Fehlalarm. Sie gehörten zwei Campern, die lautstark über die letzten Fußballergebnisse aus der Champions League fachsimpelten, wie Tom im Vorbeifliegen bemerkte.
    Egal, jetzt nur schnell zum Hafenrestaurant.
     
    Sanft landete Tom im Wasser vor der Restaurantterrasse, wo die Kommissare gerade Platz genommen hatten.
    »Guten Tag, meine Herren, was darf ich Ihnen bringen?«, hörte er die Kellnerin fragen, die stilecht als Matrose in blauer Dreiviertel-Hose und weißem Hemd mit gestreiftem Kragen ihren Dienst tat. Obwohl sie attraktiv war und ein gewinnendes Lächeln hatte, wirkte sie ein wenig angeschlagen und übermüdet. Anscheinend hatte sie sich von ihrer Erkrankung noch nicht vollständig erholt.
    »Sie heißen Anna Berg, nicht wahr? Wir haben einige Fragen an Sie. Wenn Sie also etwas Zeit für uns hätten …«, sagte Kommissar Reiners, hielt ihr seinen Dienstausweis entgegen und stellte sich und seinen Kollegen vor.
    Die junge Frau nickte erstaunt und ihre kinnlangen dunklen Haare wippten im Takt dazu. »Ja sicher. Worum geht es?«
    Tom paddelte direkt unterhalb der ins Wasser gebauten Terrasse und brachte sein Gefieder routinemäßig in Ordnung. Während er Hump und Reiners nicht aus den Ohren ließ, ließ er ein Paar, dem gerade erst Suppe und Brot serviert worden war, nicht aus den Augen und schnatterte ein paar höfliche Worte in ihre Richtung. Er wusste aus Erfahrung, dass Flügellose erst freundlich angeschnattert werden wollten, bevor sie ihr Brot mit ihm teilten. Und siehe da, seine Worte zeigten Wirkung. Kleingerupfte Brotkrusten flogen über das Rohrgeländer der Terrasse direkt auf ihn zu und landeten im Wasser. Mit kräftigen Paddelstößen und ausgestrecktem Hals näherte er sich rasch den Köstlichkeiten, bevor es jemand anders tat, denn einige Enten hatten sich vom schilfigen Ufer aus schon auf den Weg gemacht. Er packte seine Beute hastig mit dem Schnabel, tunkte sie noch einmal ordentlich ins Wasser und schluckte die breiige Masse mit wohligem Gegrunze. Gab es noch etwas Köstlicheres als Edes Toastbrot, dann war es matschiges Brot, das sich mühelos schlucken ließ und kühl und sanft seinen langen Hals hinunterrutschte.
    »Natürlich ist mir der Mann aufgefallen, was denken Sie?«, antwortete Anna Berg, nachdem Reiners ihr sein Anliegen erklärt hatte. »Der war ja nun wirklich nicht zu übersehen.«
    »Kommen Sie, setzen Sie sich zu uns und erzählen Sie mal, wie das an diesem Sonntagabend gewesen ist.«
    »Ich kam gerade mit zwei Tellern aus der Küche, da stand er breitbeinig und mit Hut am Tisch des Ehepaares Breetz und hat sich mit Alex unterhalten«, sagte Anna, nachdem sie sich zu den Kommissaren an den Tisch gesetzt hatte.
    »Haben Sie von dem Gespräch etwas

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