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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mäuseschwänzchens in sich hineinsog.
    »Hallo, wer bist du denn? Und was machst du hier?«, fragte Tom ganz in Ermittlermanier und sparte sich als Vegetarier die Frage nach der Maus.
    »Ich heiße Nelson und bin auf der Jagd.«
    »Also, wenn ich jage, sieht das anders aus«, kam es prompt von Rio. Sitzend zu jagen passte nicht in seine Vorstellungswelt.
    »Warum soll ich Energie vergeuden, wenn es nicht nötig ist. Ich habe auf den Tankwagen gewartet. Der ist so laut, dass Kaninchen, Ratten und Mäuse jedes Mal verschlafen aus ihren Verstecken rennen – und die brauche ich dann nur noch einzusammeln.«
    »Das ist clever«, meinte Tom anerkennend.
    »Das denke ich auch, bin schließlich nicht umsonst eine Eule. Aber ihr beide seid doch keine Nachtjäger. Was macht ihr eigentlich hier?«
    Mit knappen Worten erzählte Tom von ihren Ermittlungen im Fall Neptunus, der zu einem Fall Alex Breetz und vielleicht sogar Bernd Stegner geworden war.
    »Diesen toten Flügellosen, diesen Alex, den kenne ich auch. Der war auch schon mal hier«, sagte Nelson.
    »Alex war hier? Wann, mitten in der Nacht?«
    »Ja. Er hat unter meinem Ansitz gestanden, als ich wieder einmal auf den Tankwagen gewartet habe. Der kommt ja regelmäßig. Alex hat auf Jupp und diesen anderen Flügellosen gewartet und sie genau beobachtet. Später hat er so ein kleines Ding vor die Augen gehalten, das immer wieder ein klackendes Geräusch gemacht hat.«
    »Er hat fotografiert.« Damit war Tom klar, woher die Fotos auf dem Chip stammten. Alex hatte sie selbst gemacht.
    »Fotografiert? Das weiß ich nicht«, meinte Nelson. Auch wenn er zu den gelehrten Eulen gehörte, alles wusste er natürlich auch nicht.
    »Was macht Jupp denn da?«, fragte Tom rein rhetorisch, ohne damit zu rechnen, eine brauchbare Antwort zu erhalten. Er ließ den Hafenmeister nicht aus den Augen.
    »Der tankt Diesel«, antwortete Nelson sofort und auf Toms fragenden Blick fügte er rasch hinzu: »Das hat Alex jedenfalls gesagt.«
    »Du hast mit Alex gesprochen?« Ein Flügelloser, der eine Schleiereule verstand? Rio war verblüfft.
    »Quatsch. Wie kommst du denn darauf? Du weißt doch, dass die Flügellosen nicht einen Pieps verstehen – nie verstehen werden. Nein, Alex hat mit sich selbst gesprochen. Und so unwahrscheinlich es klingt, geantwortet hat er sich auch.«
    »Wer macht denn so was?« Rio schaute Nelson nun mindestens genauso ungläubig an wie Tom zuvor, als der diffus über sein Wissen vom Campingplatz gesprochen hatte.
    »Yippiyayee, Schweinebacke, jetzt hab ich dich«,
hat Alex gesagt.
»Tankst du doch einfach roten Diesel. Jetzt bist du dran.
Und dann hat er gesagt:
Soll ich dich schlachten oder melken? Ich glaube, ich melke dich lieber.
Jedenfalls so etwas in der Art hat er gesagt. Ich habe gedacht, der hat sie nicht mehr alle. Ich weiß genau, dass man Flügellose nicht melken kann.«
    »Und ob man das kann, Nelson. Das ist nur ein anderes Wort für erpressen.« Aus Tom sprach der Kriminalist.
    »Warum reden die Flügellosen immer so komisch«, warf Rio berechtigterweise ein. »Zum Erpressen sagen sie melken und zu Zyankali sagen sie Kali…, Kali…«
    »Kaliumcyanid.«
    »Sag ich doch«, murrte Rio.
    »Ich denke, Alex hätte Jupp nur erpressen können, wenn mit diesen Lieferungen etwas nicht in Ordnung wäre. Es muss etwas faul sein«, schlussfolgerte Nelson und erstaunte Tom mit seiner blitzgescheiten Eulenlogik.
    »Stimmt. Und wenn Jupp von Alex mit diesen Fotos erpresst worden ist, hatte er ein starkes Motiv, Alex umzubringen. Jeder würde versuchen, eine Zecke loszuwerden, stimmt’s?«
    »Also, mit Zecken habe ich weniger zu tun«, mischte sich Rio wieder ein. »Milben, die sind es, die mich manchmal zur Weißglut bringen.«

21
    »Staatsanwalt Neuner wird gleich hier sein, dann können wir mit der Vernehmung beginnen«, hörte Tom Kommissar Hump zu seinem Kollegen sagen, kaum dass dieser das kleine Polizeibüro betreten hatte.
    Zusammen mit einer Schwadron Zollfahnder war der Staatsanwalt in aller Frühe im Hafen eingefallen, hatte Bunkerstation und Hafenmeisterbüro besetzen und völlig überraschte Bootsbesitzer unsanft aus ihren Kojen scheuchen lassen. Der ungewohnte Aufruhr im Hafen war Tom genauso wenig entgangen wie die Professionalität, mit der der hochgewachsene Flügellose sein Team geführt hatte. Ein Grund mehr für Tom, zwischen Schwimmstegen und Bootsrümpfen zu paddeln und ihn bei seiner Arbeit zu beobachten. Zoll und Staatsanwaltschaft im Hafen,

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