Tod Im Anflug
Spur und hat Sie erpresst.« Reiners’ einfühlsame Tour wirkte, die Zunge des Hafenmeisters löste sich mehr und mehr.
»Er kam zu mir, sagte, er hätte kompromittierende Fotos von mir und einem Tankwagen, und legte mir ein mieses Foto vor, auf dem man mit viel Phantasie etwas erkennen konnte. Er wusste was – und ich habe gezahlt. Ich wollte kein Risiko eingehen, dass alles auffliegt, schließlich musste ich auch an meine Kundschaft denken.«
Staatsanwalt Neuner stimmte ihm zu. »Das kann ich mir vorstellen. Sie mussten Ihre zahlenden Gäste decken. Ohne Gäste kein Hafen, so ist es doch.«
»Sie sind mit Alex an seinem Todestag noch fortgegangen. Warum?«, hakte Reiners nach.
»Er hatte angerufen, mich zu sich zitiert. Er wollte eine weitere Zahlung, eine zusätzliche. Als ich mich geweigert habe, hat er mir massiv gedroht und gesagt, ich solle meinen Arsch zu ihm hinbewegen. Also habe ich ihm noch eine Rate gebracht. Luzie, seine Frau, sollte nichts davon wissen, deshalb sind wir zum Parkplatz gegangen. Dort habe ich ihm den Umschlag mit dem Geld gegeben und bin dann zurück in mein Büro. Natürlich habe ich mich maßlos über Alex geärgert, was denken Sie? Immer wieder kam er mit neuen Forderungen. Aber ich habe ihm nichts getan. Vom Fenster aus habe ich ihn telefonieren und dann mit dem Auto fortfahren sehen. Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe, glauben Sie mir. Was denken Sie, was in mir vorging, als ich Alex tot im Container gefunden habe? Ich habe gedacht, jetzt ist es aus. Jetzt kommt alles raus, der Verdacht fällt auf mich. Naja, genauso ist es nun ja auch gekommen.«
Das passt alles
, überlegte Tom. Jupp hatte Alex abgeholt, kurz nachdem Charlie wieder gegangen war. Das Geld, das Alex mit seinen Fingerabdrücken darauf an Charlie übergeben hatte, war also von Jupp gekommen. Auch Charlies Aussage, sich mit Alex auf einem Parkplatz an der Landstraße getroffen zu haben, war demnach richtig.
»Schöne Geschichte, Jupp. Aber ich glaube Ihnen nicht.« Neuner übernahm nun wieder das Verhör. »Ich bin der Meinung, Sie sind sich in dem Moment darüber klargeworden, dass die Erpressung niemals aufhören wird, als Breetz Sie wieder einmal zu sich zitiert hat. Sie wollten diese Zecke loswerden, denn freiwillig würde er die Kuh, die sich so gut melken ließ, nicht vom Haken lassen. Ein paar Tröpfchen Gift und schon war das Problemchen gelöst. Sie haben ihn in den Container verfrachtet und als der Mülllaster sich verspätet hat, haben Sie so getan, als ob Sie ihn gefunden hätten.«
»Ich
habe
ihn gefunden«, beharrte Jupp trotzig. »Morgens, auf meinem Rundgang. Ich bleibe dabei. Die Steuerhinterziehung gebe ich ja zu, aber ich habe mit Alex’ Tod nichts zu tun. Ich bringe doch keinen Menschen um!«
»Herr Doll, Jupp … Sie haben kein Alibi, vergessen Sie das nicht. Sie haben gesagt, Sie haben zu Hause vor dem Fernseher gesessen. Allein. Also kann es niemand bestätigen. Ich sage aber, Sie haben nicht vor dem Fernseher gesessen, sondern haben irgendetwas mit Gift gemischt und sich noch einmal spätabends mit Alex getroffen. Sehen Sie sich an, Jupp, Sie sehen schuldig aus, und Sie sind schuldig. Befreien Sie sich endlich – entlasten Sie Ihr Gewissen. Los, gestehen Sie!«
Jupp schwieg wieder.
Wieso fragt der nicht nach einem Anwalt,
überlegte Tom. Ein gewitzter Advokat und Jupp wäre in null Komma nichts frei. Bei so viel Schwarzgeld musste er sich doch einen Staranwalt wie Matulas Chef Dr. Lessing oder auch den »Dicken« leisten können.
»Kommen wir zu Bernd Stegner. Auch mit dem hatten Sie Probleme. Zeugen haben von einem lautstarken Streit berichtet, kurz bevor Stegner ums Leben gekommen ist. Sie sollen ihn massiv bedroht haben. Und auch für diesen Abend haben Sie kein Alibi. Wieder einmal alleine vor dem Fernseher? Es wird eng für Sie!«
»Was soll ich denn machen? Ich bin nun mal alleinstehend. Hätte ich gewusst, dass ich ein Alibi brauchen würde, hätte ich Kuchen gebacken und mir Besuch eingeladen. Glauben Sie mir, ich war es nicht.«
»Wir haben Beweise. Indizien. Die reichen, um Sie anzuklagen und für lange Zeit wegzusperren. Ich glaube, Sie haben die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt, Jupp. Wenn wir hier mit Ihnen fertig sind, geht es ab zum Erkennungsdienst. Die Spurensicherung wartet schon auf Ihre Vergleichsproben. Dann haben wir Sie richtig am Wickel!«
Wie von einer Tarantel gestochen, sprang Jupp plötzlich auf, so dass sein Stuhl scheppernd
Weitere Kostenlose Bücher