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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Imitator unbequeme Fragen stellte. Derselbe, der auch sein Wiedererscheinen ankündigte.«
    Der Arzt schürzte die Lippen. »Meinardus Schlich?« »Genau der.«
    »Er ist wirklich tot. Der Allmächtige, Sein Name sei gepriesen, erbarme sich seiner Seele. Das Hervorziehen war nicht nur wegen des verfangenen Stoffs so schwer, sondern auch, weil die Totenstarre eingesetzt hat.« De Castro untersuchte den Büttel eingehend. Er betastete die Lider, die Kaumuskulatur, die kleinen Gelenke, anschließend Rumpf und Extremitäten. Dann konstatierte er: »Der Körper zeigt alle Merkmale einer vollständigen Starre.«
    »Und was bedeutet das?«, fragte Rapp.
    »Nun, mein Freund« - de Castro richtete sich ächzend auf -»dass Meinardus Schlich seit mindestens acht Stunden tot ist, so lange nämlich braucht die Leichenstarre, um sich komplett auszudehnen. Wenn Ihr mich fragt, liegt sein Dahinscheiden aber länger zurück. Ich denke, er starb in der letzten Nacht.« »Und woran, Herr Doktor?«
    »Das herauszufinden bedarf einer weiteren Untersuchung.« Der Physikus, der ins Schwitzen gekommen war, legte seinen Mantel ab und beugte sich wieder über den Toten. Meinardus Schlich sah auch jetzt noch wie ein Frettchen aus, allerdings wirkte sein Gesicht noch spitzer, und in seinen seelenlosen Augen lag stumme Anklage. De Castro schloss ihm die Lider. »Wir müssen ihn auf den Rücken drehen. Wahrscheinlich sitzen dort die Verletzungen, die zu seinem Tode führten.« Mit einiger Anstrengung gelang ihnen das Vorhaben, wobei sie von einem merkwürdig knackenden Geräusch abgelenkt wurden, als die Leiche auf die Bauchseite rollte. »Was war das?«, fragte Rapp.
    »Ich habe keine Ahnung.« Der Physikus beschäftigte sich mit zwei blutdurchtränkten Schlitzen im Stoff. Nach einer Weile deutete er auf den linken. »Hier drang die Waffe ein, die zum Tode führte, denn der Einstich sitzt genau auf Herzhöhe. Ich wünsche dem armen Büttel, dass es der erste Stoß war, denn in diesem Fall musste er nicht lange leiden. War jedoch der andere Stoß der Erste, wird er sich noch so lange gequält haben, bis der tödliche Stoß erfolgte.«
    Rapp schauderte. Wer war so feige, dass er einem Menschen auflauerte und ihn hinterrücks ermordete? »Die Waffe muss eine Klinge gewesen sein, schmal, scharf, spitz. Und nicht zu lang, denn auf der Brustseite haben wir kein Blut gesehen.«
    »Aber wir haben etwas gehört. Diesen seltsamen knackenden Laut beim Drehen der Leiche.«
    Der Physikus antwortete: »Richtig, um der Sache auf den Grund zu gehen, müssen wir den Mann wieder auf den Rücken wälzen.«
    Als das geschehen war, betrachtete der Arzt den Toten aufs Neue. »Äußerlich ist nichts zu sehen. Nichts, dass zerbrechen könnte und ein solches Geräusch verursacht.« Er begann den Mantel des Toten zu öffnen. »Das Kleidungsstück ist schief und unregelmäßig zugeknöpft«, stellte er fest, »vielleicht von fremder Hand.« Dann schlug er den Stoff zurück. Darunter kam eine Jacke hervor, dann eine Weste. »An dieser Stelle können wir zweierlei festhalten, Herr Apotheker: Erstens, Meinardus Schlich war ein Mann, der leicht fror, sonst hätte er sich bei dem vergleichsweise milden Wetter nicht so dick angezogen; zweitens, der Mörder muss über erhebliche Kraft verfügt haben, sonst hätte er die Klinge nicht durch so viele Stoffschichten stoßen können.«
    Rapp schluckte und dachte: Von den drei Halunken, die meinen Thesaurus fortgekarrt haben, besitzen mindestens zwei ein Messer. Damit haben sie damals auch erbarmungslos auf den armen Klaas eingestochen, obwohl er nicht nur betrunken und wehrlos, sondern auch unbewaffnet war. Ihnen traue ich alles zu.
    »In der Weste stecken ein paar persönliche Habseligkeiten und ein Stück Papier, ich glaube, ein Brief«, konstatierte der Physikus.
    Rapp besah sich das Schreiben und sagte: »Es ist der Brief, den ich verfasst habe, um Meinardus Schlich in mein Apothekenhaus zu locken.«
    De Castro nickte. »Ja, das habt Ihr geschickt eingefädelt. Ein guter Schachzug! Doch lassen wir das Papier, wo es ist. Jetzt nur noch das Hemd ... wenn wir darunter nichts finden, müssen wir ihm auch die Hose ausziehen. Aber dann seid Ihr dran.« Doch sie fanden etwas. Etwas so Ungewöhnliches, dass Rapp kaum in der Lage war, einen Ausruf zu unterdrücken. Es war die Paramuricea clavata, die Rote Gorgonie, die auf der Brust des Frettchens lag und sich teilweise ins Fleisch eingedrückt hatte. Einen Großteil ihrer Makellosigkeit

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