Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
Vom Netzwerk:
interessiert Euch am meisten? Nennt mir das Gebiet, und ich will sehen, was ich Euch noch zeigen kann.«
    Der Physikus ließ sich mit seiner Antwort Zeit, denn trotz der Klagen Rapps, wie dezimiert seine Sammlung sei, war ein ansehnlicher Teil übrig, und dieser ansehnliche Teil stand, lag oder    Ä hing an den verschiedensten Orten im Raum. »Nun, Herr Apotheker, was ich sehe, ist noch immer überwältigend. Aber um   .. ehrlich zu sein, mich fesseln von jeher am meisten die Dinge, die im Verborgenen wachsen: die Moose, die Flechten und die Pilze, denn nicht selten vermögen sie ungeahnte Heilkräfte zu   ■, entwickeln.«
    »Oh, das trifft sich schlecht.« Enttäuschung breitete sich auf Rapps Gesicht aus. »Gerade in dem Bereich wies mein Kabinett nur Weniges auf, und dieses Wenige wurde bereits geraubt. Doch wartet ...«, seine Miene hellte sich wieder auf, »ich habe eine recht umfangreiche Literatur darüber, drüben in der Nebenkammer.«
    Sie gingen hinüber, und nachdem Rapp kurz auf seine Lesemaschine und deren Sinn verwiesen hatte, deutete er mit einer ausholenden Geste auf die große Regalwand. »Meine Bibliothek. Neben der Vervollkommnung meines Thesaurus sammle ich leidenschaftlich Literatur.«
    »Faszinierend!«, rief de Castro aus. »Ihr seid zu beneiden. Es muss wunderbar sein, in dieser Büchervielfalt schwelgen zu können.« Er trat einen Schritt zurück, um den Gesamteindruck des geballten Wissens besser genießen zu können, und stolperte dabei über einen kleinen Gegenstand. »Hoppla, was war das?« Er blickte zu Boden und riss erstaunt die Augen auf. Der Gegenstand war ein Finger.
    »Der Finger gehört zu einer Hand!«, rief Rapp entsetzt. Er bückte sich und spähte unter die Radkrümmung seiner Lesemaschine. »Bei allen Mörsern und Pistillen! Schaut nur, und die Hand gehört zu einem Arm, und ...« Er warf sich der Länge nach auf den Boden und bemerkte dabei mehrere Blutstropfen. »Es ist ein menschlicher Leib, der da liegt! Ein Toter! Mein Gott, eine Leiche unter meinem Leseapparat!« »Wartet.« De Castro machte nicht viele Worte, sondern ergriff den großen Leuchter und stellte ihn auf den Boden neben Rapps Kopf. »Könnt Ihr erkennen, wer es ist?« »Nein, der Kleidung nach ist es ein Mann. Er liegt in gekrümmter Haltung auf dem Rücken, eingeklemmt unter dem Gestänge, und scheint nach oben zu blicken, so als wolle er die Buchtitel von unten lesen.«
    »Wir müssen ihn herausziehen, schnell!«, befahl der Arzt. »Vielleicht ist er nur ohnmächtig, und ich kann ihn retten.« Rapp glaubte nicht an diese Möglichkeit, doch er gab dem Arzt Recht. Auch wenn alles darauf hindeutete, dass der Mann tot war, so musste der Versuch doch unternommen werden. Er schätzte den Raum zwischen der Radkrümmung und den schweren Standfüßen links und rechts ab. »Wir können ihn nicht seitlich hervorholen, er ist zwar klein, aber es wird nicht gehen. Wir müssen ihn anders befreien.« »Und wie?« Der Physikus war in die Knie gegangen und versuchte nun selbst, mehr zu erkennen.
    Rapp überlegte. Dann war er sicher, dass es nur einen Weg gab. »Wir müssen ihn so herausholen, wie er hineingelangt ist: von der Seite, zwischen dem Boden und der untersten Buchauflage.«
    »Buchauflage? Ihr meint damit eine dieser Schaufeln?« »Richtig. Die Spalte ist zwar klein, aber es wird schon gehen.« Rapp stand auf und trat an die schmale Seite. Wir müssen das Rad ein wenig nach oben drehen, damit die Öffnung groß genug wird. Dann ziehen wir den Toten an den Füßen hervor. Packt mal mit an.«
    Sie zerrten an den Schnallenschuhen, langsam streckte sich der Körper und kam Zoll für Zoll unter dem Rad hervor. Es ging nicht einfach, denn irgendwo hatte der Mantel des Bedauernswerten sich im Gestänge verfangen. Rapp keuchte: »In umgekehrter Richtung hat man ihn hineingeschoben, tief hinein, und am Schluss hat man ihm noch die Knie angewinkelt, damit der Betrieb der Lesemaschine weiterhin möglich ist. Wer immer das getan hat, er muss ein Teufel voller List und Tücke sein.« »Oder der Imitator«, gab der Physikus zurück. Beide zogen noch einmal mit aller Kraft, und plötzlich gab der Mantelstoff nach. Der Körper des Unbekannten schoss ruckartig unter der Maschine hervor. Das Gesicht des Toten wurde sichtbar. Es gehörte - dem Frettchen. »Kennt Ihr den Mann?«, fragte der Physikus. »Nur zu gut.« Rapp musste erst einmal tief durchatmen. »Es ist der Büttel, der am vergangenen Montag hier war und dem

Weitere Kostenlose Bücher