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Tod im Apotherkerhaus

Tod im Apotherkerhaus

Titel: Tod im Apotherkerhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Deshalb mein Aufzug.« Seine Ausführungen schienen jedoch wenig zu interessieren, wahrscheinlich, weil er dank Mine immer noch besser gekleidet war als jeder der anwesenden Matrosen. »Ah-hm ... nun ja.« Er kramte in dem Korb und stellte seine Arzneien auf den Tisch. »Wird irgendwer von Flechten, Ekzemen, Pilzen oder wunder Haut geplagt? Ich habe hier wirksame Abhilfe.«
    Keiner der Männer schien unter Hautproblemen zu leiden, was allerdings unmöglich war. Eine Walfänger-Besatzung mit gesunder Haut gab es nicht. Zu schlecht war die Kost, zu feucht das Logis, zu nass die Seemannskleidung, die selten oder gar nicht gewechselt werden konnte, wenn der Blanke Hans wieder einmal zum Angriff blies. Und das tat er umso häufiger, je höher man in nördliche Gewässer vordrang.
    Endlich meldete sich ein junger Matrose mit olivfarbener Haut, der eine hässliche Quetschwunde an der Schulter hatte. Jose kam aus Bilbao, wie Düke erklärte, weshalb die Behandlung, die Rapp dem Mann angedeihen ließ, nahezu wortlos vonstatten ging. Als sie beendet war, radebrechte der Patient irgendetwas, das wie gracias klang und das Rapp ansonsten nicht verstand, aber Düke meinte: »Ich glaube, Jose will wissen, wie viel er Euch schuldet. Er ist Baske, und er ist stolz. Er will bezahlen.«
    »Hat er kuriose Dinge in seiner Seemannskiste? Du weißt schon, was ich meine: rauschende Muscheln, rote Giftfrösche, Schmetterlinge,    bunte    Steine,    fliegende    Hunde,    Drachen, Schlangen, Vogelspinnen oder Ähnliches?« »Nein, hat er, glaube ich, nicht.«
    »Dann mache ihm deutlich, dass er mir beim nächsten Mal etwas geben kann, diesmal habe ich es für Gotteslohn getan.« Ein weiterer Seemann meldete sich; das Eis schien gebrochen zu sein. Der Einfachheit halber sprach Düke für ihn, denn Rapp tat sich mit dem Plattdeutschen nach wie vor schwer. »Ihn juckt's höllisch an beiden Unterarmen, Herr Apotheker.« »Hm, hm.« Rapp besah sich eingehend die wund gekratzten Stellen. Zog sie auseinander. Beroch sie. Dann entschied er: »Der Mann hat ein trockenes Ekzem, was ungewöhnlich ist bei der feuchten Luft hier. Andererseits gibt es auf einem Schiff nichts, was es nicht gibt, das ist jedenfalls meine Erfahrung. Düke, hol mal aus der Kombüse eine flache Schüssel oder so etwas.«
    Während Düke das Gewünschte besorgte, versuchte Rapp, sich mit den Männern zu unterhalten, aber das Gespräch holperte mehr oder weniger dahin. Rapp bedauerte das und nahm sich vor, das Plattdeutsche baldmöglichst zu erlernen. Es war ja nicht so, dass er nichts verstand, aber mit dem Sprechen haperte es ziemlich. Vielleicht musste man auch in einer gewissen Stimmung sein, um sich der Sprache besser nähern zu können. »Hier, Herr Apotheker.« Düke war zurück und stellte eine flachbodige Holzschüssel auf den Tisch. Rapp dankte ihm und goss eine gute Menge der mitgebrachten Molke hinein. »Es ist saure Molke«, erklärte er seinem Patienten. »Tauche die Arme halb unter, dann wartest du eine Weile und ziehst sie wieder heraus. Ich sage dir, wenn es so weit ist. Hat sonst wer Probleme?« Düke schob einen Matrosen mit stark vereitertem Daumen
    nach vorn, dessen Name Pitt war. Rapp untersuchte das geschwollene Fingerglied und erkannte, dass noch immer ein Holzsplitter im Fleisch saß. Die Rötung um die Wunde hatte sich bereits ausgebreitet und kroch das Handgelenk hinauf. Eine gefährliche Entwicklung, denn vergiftete Säfte durften auf keinen Fall in den Blutkreislauf gelangen. Rapp war klar, dass es hier nicht allein mit Pulvern oder Bädern oder Salben getan war. Der Mann gehörte in die Hände eines tüchtigen Arztes. »Sage Pitt, dass er zu einem Physikus gehen soll«, wandte er sich an Düke.
    Der Friese sprach mit dem Mann. Der nickte bedächtig und steuerte wieder seine Hängematte an.
    »Halt!« Rapp wurde energisch. »Pitt muss augenblicklich gehen, wenn ihm sein Leben lieb ist. Sage ihm das, Düke. Ich scherze nicht.«
    »Aber wohin soll er denn?«, fragte der Friese, nachdem er auf den Mann eingeredet hatte.
    »Ach so.« Darüber hatte Rapp sich noch keine Gedanken gemacht. »Hat er Geld?«, fragte er dann.
    »Bestimmt nicht mehr. Wir sind ja schon eine Ewigkeit im Hafen, Herr Apotheker.«
    Rapp rieb sich das Kinn. Das war natürlich richtig. Was also tun? Da kam ihm eine Idee. Er wusste nicht, ob sie gut war, aber es war immerhin ein Einfall. »Ich kenne einen Physikus«, sagte er, »der Pitt womöglich auch ohne Entgelt hilft. Er

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