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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Das hatte sie ganz vergessen. Nein, er wollte mit Neklas Burka sprechen, wegen der frei werdenden Stelle an der Universität.
    «Kommt doch erst einmal herein», hörte sie den jungen Medicus sagen. «Wir haben gerade gegessen. Vielleicht möchtet Ihr auch ein Stück von der Wachtelpastete?»
    Wachtelpastete! Adelina hustete empört. Etwas Teureres hatte er nicht auftreiben können? Offenbar war Burka wohlhabender, als sie gedacht hatte. Wachtelpastete! Im Winter! Magister Arnoldus nahm das Angebot dankend an.
    Offenbar hatten sie die Küchentür offen gelassen, denn Adelina konnte auch dem weiteren Gespräch ohne Mühe folgen.
    «Ihr seid nun schon einige Zeit in der Stadt.» Magister Arnoldus klang fast wie ein Bittsteller. «Ihr seid ein guter Medicus, und ich weiß, dass Euch auch schon anderenorts Lehrstühle angeboten worden sind. Die Universität hat sich über Euch erkundigt.»
    «Ach ja?» Das kam spöttisch. Adelina hob verwundert die Brauen.
    «Natürlich.» Arnoldus ließ sich nicht beirren. «Ihr vertretet die Kräuterlehre, wie sie schon Hildegard von Bingen und ihre Schüler anwandten. Darüber kann man gewiss streiten, doch Euer Erfolg spricht für sich.» Einen Moment war es still, dann fuhr der Magister fort: «Ich werde langsam zu alt für meinen Posten. Die Universität braucht einen jungen Medicus, dem es nicht so schnell zu viel wird, Vorlesungen zu halten und sich um eine Horde halbwüchsiger Scholaren zu kümmern. Unsere Fakultät wächst ständig, sowohl in Größe als auch Ansehen. Ihr wäret eine Bereicherung, Neklas.»
    «Das glaube ich nicht.»
    «Papst Bonifaz hat erst im vergangenen Jahr die Pfründen für die Doctores bestätigt. Ihr hättet schon in vier Jahren Anspruch auf das Euch zustehende Geld! Wenn Euch das zu lange dauert, könntet Ihr sogar beantragen, dass Ihr sofort etwas bekommt. Der Betrag wäre erst einmal geringer, versteht sich, aber …»
    «Nein.» Burka klang ungeduldig. «Euer Angebot ist sehr freundlich, doch ich werde es nicht annehmen.»
    «Aber bedenkt doch …» Magister Arnoldus war ratlos. Adelina ebenfalls.
    «Ich will Euch nicht beleidigen», fuhr Burka fort. In seiner Stimme schwang Überdruss mit. «Es gibt noch andere Magistri in Köln, die sich für den Posten eignen. Wählt den besten von ihnen.»
    «Das ist doch nicht zu fassen.» Nun wurde Arnoldus ärgerlich. «Ein solches Angebot bekommt man nicht jeden Tag. Denkt wenigstens noch einmal darüber nach!»
    «Die Antwort bleibt nein.» Burkas Tonfall war nun schneidend. «Ich habe meine Gründe.»
    «Was für Gründe könnten …»
    «Und nun muss ich Euch wirklich bitten, das Thema fallen zu lassen.»
    Arnoldus’ Antwort konnte Adelina nicht verstehen, weil nun lautstark eine Bank verrückt wurde. Der alte Medicus verabschiedete sich verstimmt. Burka blieb gleich bleibend höflich, als er ihn zur Tür begleitete.
    Adelina rutschte in ihrem Bett hin und her. Langsam wurde ihr kalt, trotz der schweren Wolldecke. Schüttelfrost, dachte sie. Warum hatte er den Posten an der Universität noch nicht einmal in Betracht ziehen wollen? Konnte einem gelehrten Mann wie ihm etwas Besseres geboten werden?
    ***
    «Ihr geht sofort wieder zurück ins Bett!»
    «Ich brauche einen Tee.» Adelinas Stimme hallte hohl in ihrem Schädel wider. «Irgendwo sind die Dosen mit Pfefferminze und Kamille.»
    «Irgendwo?» Burka betrachtete sie mit besorgt zusammengekniffenen Augen. «Es geht Euch noch schlechter, als ich dachte. Legt Euch hin. Ich bereite Euch den Aufguss.»
    «Ich kann auf keinen Fall noch länger liegen bleiben.» Sie wehrte sich, als der Medicus sie wieder in ihr Zimmer zurückschieben wollte. «Mein Rückgrat fühlt sich an wie Mus.»
    «Es ist zu kalt hier.»
    «Ich setze mich ganz nah an den Ofen, seht Ihr?» Adelina hockte sich auf die Ofenbank und wickelte den schweren Hausmantel noch enger um sich. Burka schüttelte den Kopf und zog eine Holzdose aus dem Regal. Während er den Kräutersud aufsetzte, schwiegen sie sich an. Die Erkältung hielt sie nun schon den drittenTag im Haus gefangen. Langsam wurde sie verrückt. Sie sehnte sich nach ihrem gewohnten Tagesablauf, und sie wäre gern noch einmal ins Hospital gegangen.
    Burka goss den Sud in einen Becher und gab zwei großzügige Löffel Honig mit hinein, bevor er ihn ihr reichte. Dankbar nippte sie daran. Wie gut er sich inzwischen in ihrem Haushalt auskannte!
    «Wie kommt es, dass Ihr um diese Tageszeit nicht arbeitet?»
    «Habt Ihr schon mal einen

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