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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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war, musste sie noch einmal ins Hospital gehen. Oder besser noch, mit der Grande Dame Brigitta sprechen. Aber das wiederum ging erst nach den Weihnachtsfeiertagen.
    Ein lautes Poltern vor ihrer Tür verriet, dass Vitus und ihr Vater zurück waren. Der Junge rannte in seine Kammer und wieder zurück in die Küche und machte dabei Lärm wie zwölf Stadtsoldaten. Hinter Adelinas Schläfen begann es wieder zu pochen. Der Medicus rief Vitus zur Ruhe, und als das nichts nützte, versprach er, ihm ein neues Spiel mit den Holzfigürchen zu zeigen. Schlagartig war es still in der Küche.
    Adelina seufzte. Vitus verstand von Spielfigürchen nicht mehr, als dass sie hübsch bunt waren. Aber sie war dem Medicus dankbar für die Stille.

7
    Es dauerte noch ein paar Tage, bis Adelina sich so weit erholt hatte, dass sie ihre Pflichten im Haushalt wieder aufnehmen konnte. Zunächst einmal füllte sie die leeren Vorratsdosen und -kisten mit frischer Ware vom Markt auf. Alle waren froh, da es nun endlich wieder ihr gutes Brot und frisch gekochte Mahlzeiten gab.
    Während Adelina das Zepter im Haushalt wieder an sich nahm, überlegte sie, ob es wirklich sinnvoll wäre, das Hospital aufzusuchen.
    Die Entscheidung wurde ihr aber abgenommen, denn ein blasses Mädchen, das noch nicht lange im Beginenhof lebte und dessen Kleid aussah, als habe es dieses von einer wesentlich größeren und korpulenteren Begine geerbt, klopfte nur wenige Tage vor Weihnachten an ihre Tür. Die Kleine übergab Adelina ein Wachstäfelchen, auf dem eine größere Bestellung über Erkältungsarzneien aufgelistet war.
    «Ihr seid stur», brummte Burka, der mit grimmiger Miene zuschaute, wie sie die Arzneien mischte und einpackte. Adelina blickte kurz von ihrer Arbeit auf und sah ihm gleichmütig ins Gesicht. Das schien ihn noch mehr zu ärgern. «Ich vermute, Ihr wollt noch einmal im Wespennest herumstochern?»
    «Ich bringe Irmingard die bestellte Medizin.»
    «Und steckt Eure Nase in jeden Winkel.»
    «Wollt Ihr mitkommen?» Adelina bemühte sich, ihreStimme nicht allzu unterkühlt klingen zu lassen. Es gelang ihr nicht. Burka zog verärgert die Stirn kraus.
    «Unglückseligerweise habe ich just am anderen Ende der Stadt zu tun.»
    «Schade.» Sie zwang sich zu einem Lächeln. «Ihr hättet sonst einen Blick auf Benedikts Bein werfen können.»
    Der Medicus ging nicht darauf ein, sondern drehte sich um und verließ grußlos die Apotheke. Durch das Fenster beobachtete Adelina, wie er eine Mütze unter seinem Mantel hervorholte und sich über den Kopf zog, dass seine lockigen Haare lustig unter dem Rand abstanden. Dann legte sie die ordentlich verschnürten Kräuterpäckchen in einen Korb. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn er sie begleitet hätte. Nicht nur, weil sie zum ersten Mal seit dem Überfall wieder ein weiteres Stück durch die Stadt gehen musste. Er kannte sich mit Giftmischern aus, hatte er das nicht selbst gesagt?
    Sie weckte ihren Vater, der auf der Küchenbank ein Schläfchen hielt, und schickte ihn in den Laden. Das einzig Gute an dem Wetter war ja, dass recht oft Kunden kamen. Dann hängte sie sich den Korb an den Arm und machte sich auf den Weg.
    ***
    Irmingard sah blass und überanstrengt aus. Um ihren Mund hatten sich tiefe Sorgenfalten eingegraben, und sie schien dünner geworden zu sein. Dennoch lächelte sie herzlich, als sie Adelina an der Pforte begrüßte.
    «Wie schön, dass Ihr so rasch gekommen seid. Uns sind nämlich sämtliche Kräuter ausgegangen. Das Wetter tut den Leuten nicht gut.»
    Adelina nickte besorgt.
    «Aber Schlimmeres als Erkältungen gab es nicht?»
    «Glücklicherweise nicht.» Irmingard ging voran und deutete auf einen Karren mit schmutzigem Stroh, der neben dem Hauseingang stand. «Wir haben heute früh alle Böden gefegt und mit Essig ausgewischt. Magister Burka hat uns dazu geraten, als er kürzlich hier war. Er meinte, dass sich in dem Stroh auch Krankheiten einnisten können.»
    «Das ist gut möglich.» Adelina trat hinter der Hospitalsvorsteherin in den Krankensaal und sah sich um. Die meisten Betten waren belegt. Die Pflegerinnen hatten Kohlebecken im Raum aufgestellt, die ein wenig Wärme verströmten. An den Wänden waren in regelmäßigen Abständen Halterungen mit kleinen Lämpchen befestigt worden, die stark nach Tran rochen. Dennoch herrschte in dem großen Saal ein Zwielicht, das die Augen ermüdete.
    Der Medicus war also noch einmal hier gewesen. Warum hatte er ihr das verschwiegen? Adelina spürte

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