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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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bei sich hatte, malte ein strahlendes Lächeln auf ihre Lippen, noch bevor sie es verhindern konnte. Und natürlich musste er das missverstehen. Er lächelte zurück und winkte dem Mädchen vom Laurenzplatz, ein Stück vorzutreten.
    «Adelina, ich habe versprochen, Euch eine tüchtige Magd zu besorgen. Wie es der Zufall wollte, habe ich heute Franziska getroffen. Ihr erinnert Euch sicher an sie. Da Franziska gerade nirgendwo im Dienst steht, konnte ich sie überreden, bei Euch vorzusprechen.»
    Überreden? Adelina hätte beinahe laut gelacht, doch als sie in das Gesicht des Mädchens blickte, musste sie überrascht feststellen, dass es ihr peinlich zu sein schien, von dem Medicus derart vorgeführt zu werden. Und noch etwas stellte sie fest. Das Mädchen hatte sich gewaschen, und nun konnte man erkennen, dass sie recht hübsch war mit ihren Sommersprossen und der kleinen Stupsnase. Aber dünn war sie, viel zu dünn.
    Adelina stemmte die Hände in die Seiten und musterte Franziska.
    «Wie alt bist du?»
    «Vierzehn. Im Frühjahr werde ich fünfzehn.»
    «Deine Eltern?»
    «Sind tot. Also meine Mutter ist tot, und mein Vaterist dabei, sich totzusaufen. Ich bin weg von ihm, weil … ich wollte das nicht, und arbeiten ist immer besser.» Sie sah sich in der gemütlichen warmen Küche um und lächelte wehmütig. «Früher hatten wir auch mal so ein Haus. Ich hatte meine eigene Kammer. Na ja, mit meinen kleinen Schwestern zusammen, aber die sind letzten Winter verhungert.» Franziskas Blick verschleierte sich. Kein Tagelöhnerkind also. Das erklärte ihre Zurückhaltung. Sie wollte keine Almosen, brauchte sie aber zum Überleben.
    «Was meint Ihr», mischte Burka sich ein. «Wollt Ihr es mit ihr versuchen?»
    «Sie ist noch ziemlich jung.»
    Auf dem Gang klapperten Schritte. Vitus kam mit seinen hölzernen Überschuhen in die Küche gepoltert. Im Arm hielt er wieder einmal seine Katze, die ihren Kopf genüsslich an seinem Kinn rieb. Bei Franziskas Anblick blieb er wie angewurzelt stehen.
    «Das ist mein Bruder Vitus», erklärte Adelina dem Mädchen. «Er ist …»
    «Ich weiß schon.» Franziska grinste schief und warf dem Medicus einen unsicheren Blick zu. Adelina legte ihrem Bruder eine Hand auf den Arm, doch er starrte das fremde Mädchen noch immer an.
    «Vitus, das ist Franziska. Sie möchte als Magd bei uns arbeiten.»
    «Magd? Ziska?» Vitus grinste nun ebenfalls. Franziska trat einen Schritt auf ihn zu und streckte vorsichtig eine Hand nach der Katze aus. Mit den Fingerspitzen berührte sie das weiche Fell.
    «Sie heißt Fine», erklärte Vitus und ließ es zu, dass Franziska die Katze am Hals kraulte. «Soll ich dir zeigen, wo sie immer ihre Mäuse hinlegt?»
    Adelina beobachtete die beiden stumm, dann wanderte ihr Blick zu Burka, der schmunzelnd am Tisch lehnte. Ihre Augen verengten sich.
    «Das habt Ihr mit Absicht getan.»
    «Hat es funktioniert?»
    Adelina sah wieder zu Vitus und Franziska hin, die sich einträchtig über die verwöhnte Katze beugten.
    «Möglich, dass ich es noch bereuen werde, aber es sieht aus, als hätten wir eine neue Magd.»
    ***
    Am nächsten Morgen hatte sich Albert so weit von seiner Krankheit erholt, dass Adelina ihn in der Apotheke allein lassen konnte. In drei Tagen war Weihnachten, und sie hatte längst noch nicht alle Vorbereitungen getroffen, um das Fest für ihre Familie gemütlich zu gestalten.
    Als Burka gegen Mittag von einem Krankenbesuch heimkam, war sie gerade dabei, Honigkuchen in den Ofen zu schieben. Franziska war mit Vitus zum Holzhändler am Neumarkt geschickt worden.
    Der Medicus nahm sich einen Becher Bier und sah ihr beim Backen zu.
    «Das riecht ja sündhaft gut», bemerkte er und prostete ihr zu. «Was habt Ihr denn schon alles gebacken?»
    «Honigkuchen, Schmalzkringel und Zimtschnecken», zählte Adelina auf und bemühte sich um einen gleichmütigen Ton.
    «Zimt ist teuer.»
    «Ich kenne den Händler. Wir kaufen auch andere Würzwaren bei ihm für die Apotheke. Er hat mir einen guten Preis gemacht.»
    «In der Stadt geht etwas vor. Um das Rathaus herum wimmelt es von Stadtsoldaten und fremden Rittern.»
    «Was für fremde Ritter?»
    Burka zuckte mit den Schultern. «Grüne Mäntel und Lanzen mit grünen Wimpeln. Das Wappen konnte ich in dem Gewimmel nicht erkennen.»
    «Hört sich nach Hilgers Männern an.» Stirnrunzelnd wischte sie sich ihre Hände an dem großen Tuch ab, das sie als Schürze umgebunden trug. «Und sie trugen Lanzen bei sich?»
    «Sie waren

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