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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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gebannt auf eine schwärzliche Masse in dem Tiegel, der neben dem Glas auf dem Dreifußbefestigt war. Ein bitterer metallischer Geruch hing in der Luft. Adelina räusperte sich, und ihr Vater zuckte zusammen.
    «Tür zu!», rief er, ohne sich umzudrehen. «Wir sind gerade an einem sehr kritischen Punkt. Die Essenz des Metalls beginnt sich zu verflüchtigen, und wir müssen sie auffangen.» Er stülpte ein gewölbtes Glas über den Tiegel und nickte Burka zu, der ein gelbes Pulver bereitlegte. «Beim letzten Mal ist mir das Ganze um die Ohren geflogen. Aber jetzt weiß ich, dass ich das Schwefelpulver früher hätte hinzufügen müssen.»
    Adelina räusperte sich noch einmal. Sie bekam kaum Luft hier unten, und der Gestank biss ihr in Augen und Nase.
    «Magister Burka», sagte sie leise, aber in drängendem Tonfall. «Irmingard ist oben. Sie möchte, dass Ihr ins Hospital kommt. Die Krankheit ist wieder ausgebrochen.»
    «Die Krankheit?» Burka drehte sich um und stellte den Tiegel mit dem gelben Pulver unsanft auf den Rand der Feuerstelle.
    «Sie braucht unsere Hilfe.»
    «Verzeiht.» Burka lächelte ihrem Vater entschuldigend zu und klopfte sich die Hände ab. «Ein sehr wichtiger Krankenbesuch.»
    «Gerade jetzt!», protestierte Albert. «Wir sind so nahe daran.»
    «Macht einstweilen allein weiter. Wenn die Dämpfe sich im Glas niedergeschlagen haben, muss der Vorgang laut Villanova ein paar Stunden ruhen.» Der Medicus wies auf ein ausgefranstes Buch, das aufgeschlagen zuoberst auf dem Tisch lag. «Haltet Euch an seine Angaben und ruht Euch ein bisschen aus.»
    Unverständliches brummend, wandte sich Albert wieder seinem Versuch zu. Burka folgte Adelina die Kellertreppe hinauf und begrüßte Irmingard, die bereits ungeduldig in der Küche auf und ab wanderte.
    Während er sie über den Zustand der Erkrankten ausfragte, packte Adelina alle Kräuter in ihren großen Korb, von denen sie sich eine Wirkung versprach.
    Der Weg zum Hospital schien endlos. Mit halbem Ohr hörte Adelina Irmingard zu, die berichtete, wie die ersten Verdachtsfälle aufgetreten waren. Anfangs hatten die Pflegerinnen versucht, die Kranken zu isolieren. Doch es waren schnell zu viele gewesen, und nun fürchteten sie, dass sich auch zwei der Küchenjungen angesteckt haben könnten.
    Vor dem Eingang zum Hospitalsgebäude hielt Irmingard Adelina am Arm fest.
    «Ich möchte nicht, dass Ihr mit hineingeht. Der Anblick ist schlimm, und ich kann es nicht verantworten, dass Ihr Euch möglicherweise auch ansteckt.»
    Adelina lächelte ihr beruhigend zu. «Ich kann schon auf mich aufpassen. Magister Burka geht schließlich auch mit hinein.»
    «Das ist mein Beruf», knurrte Burka und versperrte mit seinem Körper den Eingang. «Ich halte es auch nicht für gut, wenn Ihr mit hineinkommt.»
    «Ich werde Euch Umschläge und Tränke bereiten.»
    «Dafür gibt es die Pflegerinnen.»
    «Ich gehe mit», zischte Adelina und schob sich an ihm vorbei ins Haus.
    Irmingard schien sich bereits mit ihrer Sturheit abgefunden zu haben und ging ohne weitere Worte voraus zur Tür des Krankensaals. Burka jedoch hielt Adelina erneut an der Schulter fest.
    «Eigensinniges Frauenzimmer! Ich dulde es nicht, dass Ihr Euch wegen Eurer Neugier in Gefahr begebt.»
    «Neugier?» Zornig riss sich Adelina los. «Das ist vielleicht ein Saal voller Vergifteter …»
    «Vielleicht auch ein Saal voller Pestkranker. Hört Ihr nicht das Gestöhn und Geschrei?» Burkas Stimme zitterte vor unterdrückter Wut. «Stellt Eure Kräuter hier ab und verschwindet nach draußen.»
    «Ich will sehen, ob es die gleichen Symptome sind wie bei den anderen.»
    «Glaubt Ihr, ich bin nicht selbst in der Lage …?»
    «Ihr wart nicht dabei!» Adelina umfasste ihren Korb fester und marschierte hinter Irmingard in den Krankensaal, ohne noch weiter auf den Medicus zu achten.
    Mit wenigen Schritten war er an ihr vorbei und stürmte durch die Tür. Adelina wäre beinahe mit ihm zusammengestoßen, als er abrupt vor ihr stehen blieb. Sie blickte sich um und hielt die Luft an, um den Brechreiz zu unterdrücken. Der Mann auf der Bettstatt, die der Tür am nächsten stand, hatte sich übergeben und das Erbrochene mit den Armen über das gesamte Bett verschmiert. Zwei Pflegerinnen bemühten sich gerade, ihn zum Aufstehen zu bewegen, doch er wehrte sich mit Händen und Füßen. Die meisten anderen Männer, die hier untergebracht waren, krümmten sich in ihren Betten, einige schlugen wie besessen mit den Armen um sich.

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