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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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bewaffnet, aber es sah mehr aus wie eine Drohgebärde.»
    «Das fehlte noch, eine neue Fehde zu Weihnachten.» Adelina griff nach dem Bierkrug, schenkte sich selbst ein, trank jedoch nur einen kleinen Schluck.
    «Würde der Erzbischof nicht eingreifen?» Burka lehnte sich zurück und musterte eingehend den schon leicht ausgefransten Ärmel seines Wamses.
    «Wozu? Über Hilger hat er kaum noch Macht. Die Stadt hat sich längst über ihren angestammten Herrscher erhoben.»
    «Er hat keinen Einfluss mehr?»
    «Doch, natürlich. Aber er wird sich erst regen, wenn es für ihn selbst ungemütlich wird.»
    «Ihr habt keine gute Meinung von Seiner Exzellenz.»
    «Ich sage nur, was alle denken. Der Dom soll gebaut werden, die Universität wird mit Privilegien verwöhnt, aber gegen einen Despoten wie Hilger Quattermart werden die Bürger nicht geschützt.» Adelina hob resigniert die Schultern. Vor dem Haus wurden Stimmen laut. «Franziska und Vitus sind zurück.»
    Burka stand auf und öffnete den wegen der eisigen Kälte fest verschlossenen Fensterladen einen Spalt weit und spähte hinaus.
    «Die beiden bringen einen Karren Holz mit», sagteer und verriegelte den Laden wieder. «Bleibt hier, sie haben einen verboten aussehenden Kerl dabei, der den Karren schiebt. Der soll ihnen helfen, das Holz aufzustapeln.» Adelina, die aus Gewohnheit schon auf dem Weg hinaus war, blieb zögernd in der Küchentür stehen. Burka grinste. «Sie schafft das schon. Gewöhnt Euch daran, und seid froh, dass Ihr nicht mehr alles selbst machen müsst.»
    Natürlich hatte er Recht. Verlegen wandte sich Adelina wieder um.
    «Irmingard war gestern hier», sagte sie rasch und war froh, dass sich der Medicus so schnell ablenken ließ. «Sie hat erfahren, dass wir bei der Grande Dame waren.»
    «Und war nicht erfreut darüber?»
    «Sie sagt, Brigitta sei seitdem noch kränker, und hat mir unmissverständlich zu verstehen gegeben, mich aus der Sache herauszuhalten.»
    Der Medicus hob die Augenbrauen.
    «Sie hat gedroht, andernfalls nicht mehr in unserer Apotheke einzukaufen.»
    Schweigend sah er ihr dabei zu, wie sie die fertig gebackenen Honigkuchen aus der Backluke des Hinterladeofens zog. Sie ließ es zu, dass Burka sich einen davon nahm, während sie die restlichen zum Abkühlen auf einem Eisengitter ausbreitete.
    Vorsichtig warf er das Backwerk von einer Hand in die andere, um sich nicht die Finger zu verbrennen. Adelina musste lächeln: Er war genauso ungeduldig wie Vitus, wenn er merkte, dass sie gebacken hatte. Dabei fiel ihr noch etwas anderes ein.
    «Werdet Ihr zu Weihnachten Eure Familie besuchen?»
    Überrascht ließ Burka das Hin-und-her-Werfen seinund legte den Honigkuchen auf den Tisch. Sie wischte sich verlegen über die Schürze. «Ich würde gerne wissen, für wie viele Personen ich an den Feiertagen kochen muss.»
    Sein Lächeln war so überraschend heiter, dass sie es erwidern musste.
    «Kortrijk ist um diese Jahreszeit nicht gut zu erreichen. Außerdem», er nahm den Honigkuchen wieder auf und biss vorsichtig hinein, «könnt Ihr besser backen als meine Mutter.» Er strich sich ein paar seiner wirren Locken aus der Stirn.
    Als sie die inzwischen vertraute Bewegung sah, wurde das flaue Gefühl in ihrer Magengrube plötzlich unerträglich. Es überfiel sie immer, wenn sie nicht darauf vorbereitet war. Sie wandte den Blick auf ihr Gebäck und verschob ein paar Stücke, die zu nah am Rand des Gitters lagen. «Würde es Euch stören … Euer Zimmer …»
    «Was ist damit?»
    Sie vermied es standhaft, ihn anzusehen. «Ich würde es gern reinigen.»
    Keine Antwort. Sie hob den Kopf und begegnete seinem breiten Grinsen mit Unbehagen.
    «Ich bitte Euch darum», sagte er und verputzte den Rest des Honigkuchens. «Und wenn es Euch nichts ausmacht, wäre ich froh, wenn Ihr versuchen würdet, ein bisschen Ordnung in meine Sachen zu bringen.» Er stand auf und reckte sich. «Wartet heute Abend nicht mit dem Essen auf mich. Eine Einladung», setzte er hinzu. «Als Dank für eine gelungene Behandlung.» Er nickte ihr noch einmal flüchtig zu. Erst als die Tür hinter ihm zufiel, hatte Adelina wieder das Gefühl, richtig atmen zu können. Verärgert über sich selbst, fegte siedie Krümel vom Tisch und schüttete den Rest des Bieres aus ihrem Becher in den Ausguss.
    Wenig später erklomm sie, mit Besen, Eimer und Putzlumpen bewaffnet, die Stiege zu Burkas Zimmer. Wie immer herrschte dort ein chaotisches Durcheinander. Sie krempelte die Ärmel ihres

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