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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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daran gestorben.»
    Burka drehte sich um und winkte ihr, ihm in eine Ecke des Raumes zu folgen.
    «Viele von diesen hier werden ebenfalls sterben.» Er hatte seine Stimme gesenkt. «Ihr seid Euch also nicht sicher?» Er verschränkte wieder die Arme.
    Adelina senkte den Blick.
    «Es muss die gleiche Krankheit sein.»
    «Habt Ihr das Geschwür an Benedikts Arm gesehen?»
    «Geschwür?»
    «An dem Arm, den er nicht mehr bewegen kann. Es wird immer größer, und er wird wahrscheinlich den Arm verlieren … oder noch mehr.»
    «Was um Gottes …?»
    «Es ist Antoniusfeuer.»

10
    Irmingard schien fast erleichtert, als der Medicus ihr erklärte, um welche Krankheit es sich handelte. Erleichtert wahrscheinlich, so dachte Adelina, weil sie nun dem Stadtrat und Brigitta eine Erklärung abliefern konnte. Auch wenn das zur Schließung des Hospitals führte, war es immer noch besser, als einen rätselhaften Seuchenherd mitten in der Stadt zu haben.
    Vorsorglich ließ sie alle Kranken nach den verräterischen roten Malen an den Gliedmaßen absuchen, dann überließ sie es dem Medicus und Adelina, die Pflegerinnen anzuweisen und die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Mit bitterem Blick verabschiedete sie sich und machte sich auf den Weg zur Grande Dame, um ihr Bericht zu erstatten und sich weitere Anweisungen zu holen.
    Vater Simeon kam mit zwei Aushilfskaplänen aus dem oberen Stockwerk und bereitete alles für die Verteilung der Krankenkommunion vor. Adelina erlaubte er, ihre Kräuter in die Sakristei der Hospitalskapelle zu bringen, denn dort war der einzige Platz, an dem sie ungestört und in Ruhe ihre Arzneien mischen konnte.
    Antoniusfeuer.
    Während Adelina ihre Kräuter auf dem wackeligen Tisch in dem winzigen Räumchen ausbreitete, kreisten ihre Gedanken ununterbrochen um die Krankheit. Sie hatte schon davon gehört, aber in Köln war dieses schreckliche Leiden schon lange nicht mehr aufgetreten.Jedenfalls nicht, solange sie am Leben war, und auch davor lange nicht, sonst hätte ihr Vater schon einmal davon erzählt. In den Schriften der Gelehrten, die er sich nach und nach kopiert hatte, stand etwas darüber geschrieben. Adelina versuchte angestrengt, sich an die Einzelheiten zu erinnern. Rote Male, die zu Geschwüren werden konnten, Gliedmaßen, die abstarben und dann einfach abfielen, ohne dass die Wunden bluteten. Krämpfe, Erbrechen, manchmal Lähmungen. Die Ursache für die Krankheit war nicht bekannt. Schaudernd zerstieß sie die Kräuter in ihrem Mörser. Antoniusfeuer war meistens tödlich; das Sterben verlief stets langsam und qualvoll. Adelina runzelte die Stirn. Hatte sie sich am Ende doch getäuscht? Waren Reinhild und die anderen dem Antoniusfeuer zum Opfer gefallen? Burka hatte ihr geglaubt, als sie von der Schierlingsvergiftung gesprochen hatte. Nicht sofort, aber er hatte es geglaubt. Schierlingsfrüchte waren kleine, braune, nussartige Samen, die in Hafer- oder Gerstenbrei nicht auffallen würden.
    Langsam und qualvoll …
    «Seid Ihr mit dem Kräuteraufguss fertig?»
    Burkas Stimme zerriss die heilige Stille der Sakristei. Adelina fuhr zusammen.
    «Wird der Aufguss denn helfen?» Sie reichte ihm mit zitternden Händen die Schale mit der zerstampften Kräutermischung.
    «Wenn wir Glück haben, lindert er die Krämpfe ein wenig. Könnt Ihr noch etwas gegen Wundbrand zubereiten? Wenn wir die Wunden gleich damit behandeln, bleiben vielleicht einige der Leute am Leben.»
    Langsam und qualvoll. Adelinas Gedanken schwirrten im Kreis. Sie griff nach dem getrockneten Frauenmantelund Wundkraut, ließ aber beides gleich wieder fallen.
    «Ihr müsst das Erbrochene untersuchen. Da müssen Samen zu finden sein, falls ihnen Schierling ins Essen gemischt wurde.»
    Burka nickte bedächtig.
    «Das wäre möglich. Bisher haben die Pflegerinnen alles Erbrochene sofort weggeschafft. Ich werde sie anweisen, das nächste Mal die Eimer nicht gleich auszuleeren. Aber Ihr solltet Euch nicht zu viele Hoffnungen machen, dass wir etwas finden. Die meisten spucken nur noch Galle.»
    Still nahm Adelina die Kräuter wieder auf und begann, sie ebenfalls im Mörser zu zerstoßen.
    «Es müsste also ein frisch Erkrankter sein?»
    «Besser wäre es. Ihr seid unsicher?»
    Balthasar und Adrian waren rasch gestorben. Sie schüttelte den Kopf.
    «Es sind die gleichen Anzeichen, bis auf die Wahnvorstellungen. Balthasar und Adrian hatten keine Wahnvorstellungen. Bei Reinhild weiß ich es nicht.»
    «Vielleicht sind sie zu schnell gestorben, um

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