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Tod im Beginenhaus

Tod im Beginenhaus

Titel: Tod im Beginenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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dieses Symptom zu bekommen.»
    «Vielleicht.»
    Burka nickte.
    «Ich komme später, um die Wundbrand-Arznei zu holen.»
    Adelina starrte auf den Kräuterbrei in ihrem Mörser. Vielleicht waren sie zu schnell gestorben.
    ***
    Der Gedanke nagte an ihr. Krug um Krug mischte sie krampflindernde Aufgüsse; Sie hatte schon fast all ihreKräuter verbraucht. Ludmilla kam ihr in den Sinn. Die Hebamme, die Vitus damals das Leben gerettet hatte. Die Einzige, die um Adelinas Geheimnis wusste.
    Ludmilla war eine Weise Frau. Sie hauste allein und von allen gemieden in den Wäldern vor der Stadtmauer und wurde nur geholt, wenn es fast zu spät war. Sie hatte Vitus gerettet, obwohl die Mutter bereits tot gewesen war. Und weil die alte Frau so kundig war, hatte Adelina sich Jahre später in höchster Not an sie gewandt. Hatte Ludmilla damals nicht auch etwas über Antoniusfeuer erzählt?
    «Geht es Euch nicht gut?»
    Adelina fuhr zusammen, als Burka ihr besorgt die Hand auf den Arm legte.
    «Ich bin in Ordnung.» Sie schabte die zerstoßenen Kräuter aus ihrem Mörser in eine Holzschüssel und gab Talkum dazu. «Ihr könnt die Salbe gleich mitnehmen.»
    Der Medicus musterte sie argwöhnisch.
    «Was geht denn nun wieder in Eurem Kopf vor?»
    «Nichts.» Unwirsch strich sie sich ein paar Haarsträhnen hinters Ohr. «Ich habe nur nachgedacht.»
    «Das ist Eure schlimmste Angewohnheit.» Seufzend nahm er die frische Salbe entgegen. «Ich habe mir ebenfalls Gedanken gemacht. Das hier ist kein Ort für Euch. Antoniusfeuer ist gefährlich. Geht nach Hause. Und …» Er stockte. «Vielleicht habt Ihr Euch wirklich geirrt.»
    «Ihr glaubt mir nicht mehr?» Entrüstet stemmte Adelina ihre Hände in die Seiten. «Ihr seid mit mir zur Grande Dame gegangen. Und nun behauptet Ihr, ich habe mich geirrt?»
    «Ich behaupte gar nichts.» Ärgerlich ging Burka zur Tür und drehte sich dort noch einmal um. «Ich habenur gesagt, Ihr könntet Euch geirrt haben. Und wenn dem so ist, habe auch ich einen Fehler gemacht.» Erstarrt sah sie ihm nach, wie er den Raum verließ, dann rannte sie ihm nach.
    «Magister Burka?» Er blieb stehen, drehte sich jedoch nicht um. Sie versuchte, ruhig zu atmen. «Wisst Ihr, woher das Antoniusfeuer gekommen ist?»
    Langsam wandte er sich ihr wieder zu. Auf seiner Stirn hatte sich eine steile Falte gebildet.
    «Niemand weiß mit Sicherheit, woher diese Krankheit kommt. Die Gelehrten gehen fast alle davon aus, dass sie durch unreines Blut entsteht.»
    «Und wovon kommt dieses unreine Blut?»
    «Glaubt Ihr, ich würde noch hier stehen, wenn ich das wüsste? Aber in einer Sache hat Irmingard Recht. Krankheiten lauern überall. Warum nicht auch diese?» Bitter lächelnd wandte er sich endgültig ab und verließ die Kapelle.
    Mit hängenden Schultern ging Adelina zurück in die Sakristei, wo sie sich an die Bereitung einer weiteren Salbe machte. Weshalb hatte Burka auf einmal Zweifel? War es ein Fehler gewesen, ihn in ihren Verdacht einzuweihen? Seine Worte hatten sie verstört. Mehr noch, sie hatten sie traurig gemacht. Das durfte sie nicht zulassen. Niemand auf der Welt hatte mehr das Recht, sie traurig zu machen. Auch nicht, wenn er so hübsche Locken hatte wie der Medicus.
    Antoniusfeuer. Wieder kam ihr Ludmilla in den Sinn. Von unreinem Blut hatte die Alte nie gesprochen.
    Eine knappe Stunde später kam eine der Pflegerinnen in die Sakristei und bat Adelina, ihre Sachen zu packen und mit dem Medicus zusammen das Hospital zu verlassen. Da Besucher schon lange nicht mehr zugelassenseien, wolle Irmingard kein Risiko mehr eingehen. Auch wenn sie sie selbst hergerufen habe, müsse sie jeden Augenblick mit einer neuen Delegation von Stadtrat rechnen. Wie sollte sie da Adelinas Anwesenheit erklären?
    Burka ging schweigend neben ihr her zur Pforte. Erst als sie auf der Straße standen, sprach er sie an.
    «Adelina, verzeiht mir meine Worte von vorhin.»
    Überrascht wandte sie den Kopf und sah die Spuren der Erschöpfung in seinem Gesicht. Der Tag hatte auch von ihm seinen Tribut gefordert. Burka hob die Schultern. «Ich wollte Euch keinesfalls verletzen. Möglicherweise habt Ihr Recht, und diese Menschen wurden vergiftet. Möglicherweise aber auch nicht, denn das Antoniusfeuer wird meines Wissens nicht durch eine Vergiftung hervorgerufen. Schon gar nicht durch eine Schierlingsvergiftung. Als ich Euch dort unten in der Sakristei stehen sah, mit einem Blick, als habet Ihr den Teufel gesehen, da wünschte ich mir nichts sehnlicher,

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